Zu viel Regen? Bisher kommen weniger als 5000 Gäste pro Tag. Der Hansestadt droht jetzt ein Millionendefizit

Hamburg. Zwei Monate nach der Eröffnung zieht die Internationale Gartenschau (igs) eine ernüchternde Zwischenbilanz: Nur rund 350.000 Besucher kamen in den ersten 62 Tagen auf das Gelände in Wilhelmsburg. Für den Gesamtzeitraum bis zum 13. Oktober hatten die Betreiber mit 2,5 Millionen Besuchern kalkuliert. Dann wären die Kosten gedeckt. Damit dieses Ziel noch erreicht werden kann, müssten in den verbleibenden 109 Tagen jeden Tag 19.724 Besucher auf die igs kommen – in den ersten zwei Monaten waren es im Schnitt nur 4838 täglich.

„Es ist natürlich nicht so gelaufen, wie wir das erwartet hatten“, sagt Geschäftsführer Heiner Baumgarten. Hauptursachen seien das schlechte Wetter und andere Großveranstaltungen in Hamburg. Aber auch der Standort spiele eine Rolle: „Wilhelmsburg als potenzieller Ausflugsort ist bei den Hamburgern noch nicht so angekommen“, sagt Baumgarten: „Man wollte das Image des Stadtteils schon lange verbessern, aber viele kleine Maßnahmen konnten nicht nachhaltig greifen.“

Bleiben die Besucherzahlen so gering, droht der igs und damit der Stadt ein Millionendefizit. Hamburg hat 70 Millionen Euro für die dauerhafte Nutzung der Anlage investiert; die igs-GmbH als hundertprozentige Tochterfirma der Stadt finanzierte weitere 50 Millionen Euro für die tägliche Durchführung per Kredit. Dieser soll durch die Einnahmen refinanziert werden. Bei schlechten Besucherzahlen ist die Stadt zu 100 Prozent in der Pflicht, das Defizit auszugleichen. „Wir wollen die Differenz natürlich so klein wie möglich halten und trotz des schwierigen Starts gegensteuern“, sagt Heiner Baumgarten. „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, kann dies noch gelingen.“

In der Kritik stehen vor allem die Preise. Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan forderte, den Eintritt von 21 Euro auf 15 Euro zu senken. „Jetzt in der Ferienzeit bietet sich die letzte Chance, Besucher für die igs zu gewinnen.“ Auch die CDU ist für Vergünstigungen. „Besonders für Familien, Senioren und Hamburger mit geringem Einkommen muss der Eintritt billiger werden“, sagte Roland Heintze, Vizevorsitzender der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Gartenschauchef Baumgarten will davon nichts wissen. „Wir befinden uns im Vergleich zu anderen Tagesveranstaltungen mit einem derart umfassenden Freizeitangebot durchaus in einem sehr gängigen Preisniveau, da können wir jeden Vergleich bestehen.“

Kritik wird auch an der Bepflanzung geübt. Der Haupteingang gleiche einer Betonwüste, sagt etwa Norbert Linse, Vorsitzender des Kleingartenvereins 214 Kiesgrube in Bahrenfeld. Auch auf dem Gelände selbst blühe zu wenig. „Mit einer Gartenschau hat das nicht viel zu tun.“