Drei Tage lang feierten 550.000 Besucher mit 6000 Motorrädern die Harley Days rund um ein jahrmarktähnliches Geschehen am Rande des Hafens.

Hamburg. Man muss das schon mögen: Den Duft von Fischbrötchen, Würsten und Abgasschwaden, denen man nicht entkommt. Dazu ein Lärm wie von Maschinengewehren. Bis zum Großen Burstah quillt der Lärmpegel von 6000 Motorrädern, die sich am Sonntag vom Großmarkt auf den Weg zu einer 42 Kilometer langen Parade durch die westliche Stadt machen. „Ahh! Endlich!“, schreit einer der Besucher am Rand, als um 13 Uhr im „Harley Village“ die ersten Maschinen angelassen werden und mit viel Geknatter Gespräche unmöglich machen.

Drei Tage lang war die City in der Hand von Motorrädern der amerikanischen Kultmarke. „Wir haben mit dem schönen Wetter wesentlich mehr Besucher als im vergangenen Jahr, sagt Julia Hihn vom Harley-Davidson-Presse-Service. Sie schätzt die Besucherzahl auf 550.000 und drückt den Interessierten auch gleich einen Prospekt in die Hand mit der Modellübersicht 2013, wo Maschinen wie eine Harley Dyna (13.000 bis 17.000 Euro) angeboten werden, die „mächtig Eindruck schinden“, sollen.

Genau darum geht es. „Oh, wie süß!“, brüllt ein kleiner Junge, der in schwarzer Kinderlederjacke mit dem Logo gekleidet, einen richtigen Biker sieht, der einen Helm trägt, an den Plüschohren wie aus dem Tigerenten-Club geklebt wurden. „Ja“, brüllt der Vater zurück, „hier sieht man immer wieder viel Fantasie bei den Helmen.“ Auch das muss man mögen. Denn, was man meistens sieht, sind Männer mit Totenkopf-Symbolen an den Helmen, Gürteln, Tüchern, mit Totenkopf-Mundschutz oder anderen Accessoires, die nicht gerade das Motto von Harley-Davidson „Years of Freedom“ (deutsch: Jahre voll Freiheit) symbolisieren: Viele Helme sind Stahlhelmen nachempfunden, oder mit militärischen Kampfsymbolen versehen. Pickelhauben werden spazieren gefahren oder auch Zylinder mit leeren Patronenhülsen am Hutband. Viel Fantasie gehört auch dazu, sich unter einem schwarz-grauen Totenkopf-Maskenhelm, der größer als eine Melone ist, einen richtigen Menschenkopf vorzustellen.

Dicht gedrängt stehen die Biker am Paradeweg neben den Großmarkthallen. Fast alle schwarz gekleidet mit der dunklen Bikerbrille vor den Augen, die eng wie eine Binde anliegt. Wer auf der Maschine sitzt, wird zum eigenen Denkmal. Cool und immer so gucken wie ein Wrestler, der den Knochenbrecherblick übt. Gegrinst wird nur, wenn den Motoren die infernalischen Geräusche entlockt werden. Insider wissen: Die meisten Harley-Maschinen sind viel lauter als erlaubt. Das kontrolliert keiner. Die Polizei beobachtet das Verkehrschaos, das stundenlang südlich des Hauptbahnhofes herrscht.

Zum Jahrmarkt gehören nicht nur die Würstchen, sondern auch Dutzende von Verkaufsständen. Das schwarze Harley-Feeling wird zum Beispiel bei den „Sons of Anarchy“ (deutsch: Söhne der Anarchie“) bedient, wo die Totenkopfsymbolik mit diabolisch grinsenden Fratzen in verschiedenen bunten Tüchern angeboten wird. Leicht bekleidete Damen kurbeln die Geschäfte genauso an wie Heavy-Metall-Musik. Einer, der am Rand steht und den Konvoi beobachtet, ist der 25-jährige Hamburger Hausmeister Mathias Hannemann. Er sitzt auf seinem Motorrad und sagt: „Ich habe das Motorrad erst eine Woche, und dies ist meine Jungfernfahrt. Es ist einfach toll hier.“