Der Unternehmer ist die Idealbesetzung eines Hamburger Ehrenbürgers

Es wurde aber auch Zeit: Sehr, sehr lange wurde in Hamburg darüber diskutiert, dass „die Ottos“ es verdient hätten, von der Stadt, in der sie so viel geleistet und der sie so viel gegeben haben, gewürdigt zu werden. Nun ist es in der Person Michael Ottos so weit, und eigentlich gibt es zu dieser Entscheidung nur ein Wort zu sagen: endlich.

Der 70-Jährige hat es nicht nur verdient, er ist so etwas wie die Idealbesetzung eines Hamburger Ehrenbürgers. Das beginnt mit seiner unternehmerischen Lebensleistung, die umso größer einzuschätzen ist, weil sein Vater Werner Otto mit der Gründung des Versandhauskonzerns und der ECE-Gruppe, die vorwiegend Einkaufszentren betreibt, schon etwas geschaffen hat, was nur wenigen Wirtschaftsgrößen im Nachkriegsdeutschland vergönnt war. Auch er wäre schon als Ehrenbürger infrage gekommen, wurde es dann aber nicht in Hamburg, sondern in Berlin.

Michael Ottos unternehmerisches Verdienst ist es, aus dem Otto-Konzern eine weltweit agierende Gruppe gemacht zu haben, die trotz ständig wachsender Mitarbeiterzahlen und Tochterfirmen den Bezug zu und ihre Verantwortung für Hamburg nie verloren hat. Es kommt hinzu, dass der frühere Konzernchef, wie seine Familie überhaupt, früh damit begann, sich in seiner Heimatstadt zu engagieren, mit Geld genauso wie mit persönlichem Engagement. Viel Aufhebens hat er darum nicht gemacht, eher im Gegenteil: Michael Ottos Bescheidenheit und Zurückhaltung stehen in einem deutlichen Kontrast zu dem, was er in Hamburg unternahm.

Zwischenzeitlich neigte man dazu, diesen ruhigen und besonnenen Mann zu unterschätzen, aber auch das ist wohl eher eine Stärke als eine Schwäche. Der neue Hamburger Ehrenbürger ist ein Sinnbild des ehrbaren, des hanseatischen Kaufmanns, und er war sich trotz des gigantischen Erfolgs (und der damit verbundenen Reichtümer) nie zu schade, sich wie ein ganz normaler Hamburger Unternehmer einzubringen, zum Beispiel in der Handelskammer.

Und um das Anforderungsprofil perfekt zu machen, interessierte er sich früher als viele andere Konzernlenker für die Verbindungen zwischen Wirtschaft und Ökologie, machte den Umweltschutz zu einem Schwerpunkt seines Lebens.

Hamburg bekommt also, wenn man das so sagen darf, einen Ehrenbürger, der in vielen Bereichen des Handelns und Denkens höchsten Ansprüchen gerecht wird. Das sollte auch die Maßgabe sein, wenn eine Stadt wie die unsrige einen derartigen Titel vergibt. Anderswo, insbesondere in Kommunen, die zu den finanziell etwas klammeren in der Republik gehören, steht eine Ehrenbürger- oder vergleichbare Würde oft in direktem Zusammenhang mit der Höhe der Summen, die der Auszuzeichnende bereit war, für öffentliche Projekte zu geben. Das ist natürlich nichts Schlechtes, darf aber selbst in Zeiten knapper Kassen nicht zu einem wesentlichen Kriterium werden. Diese Gefahr bestand und besteht weder bei Michael Otto, sie hätte auch bei seinem Vater oder seinen Brüdern Alexander und Frank nicht bestanden, die jeder auf seine Weise der Hansestadt mehr geben als Arbeitsplätze und Steuergelder.

Es wird nun spannend zu beobachten sein, welche (neue) Rolle Michael Otto als Ehrenbürger spielen wird, wo er in einer Reihe mit Altbundeskanzler Helmut Schmidt oder Fußballlegende Uwe Seeler steht. Auch wenn es bei dieser besonderen Auszeichnung nicht darum geht: Ein Ehrenbürger Otto kann der Stadt mit seinen Verbindungen und Erfahrungen noch mehr nutzen, als es der Unternehmer und Mäzen Otto über viele Jahrzehnte schon getan hat. Ein herausragender Botschafter Hamburgs und hanseatischen (Lebens-)Stils ist er sowieso.