Rund 80 Menschen fordern Unterstützung und Schutz in der EU

Rotherbaum. Das französische Generalkonsulat in der Heimhuder Straße ist am Dienstagvormittag das Ziel einer Gruppe der sogenannten Libyen-Flüchtlinge geworden, die sich in Hamburg als Touristen aufhalten. Die Demonstranten forderten Unterstützung und den Verzicht auf Abschiebung. Rund 80 Menschen beteiligten sich an dem Protest.

„Wir haben alles verloren und Libyen ist ein brennendes Land voller Waffen geworden“, heißt es auf einem Flugblatt der Flüchtlinge. Und weiter: „Wir sind jetzt in Europa, und wir werden hier bleiben.“ Dass das französische Generalkonsulat Ziel der Demonstranten war, ist kein Zufall. Frankreich hatte im März 2011 gemeinsam mit Großbritannien, den USA und Kanada mit der Bombardierung der Truppen des Gaddafi-Regimes in Libyen begonnen. Drei Tage später folgten Luftangriffe unter dem Kommando der Nato. Das Eingreifen aus der Luft unterstützte die Rebellen und führte im Oktober zum Sturz des Regimes. Wanderarbeiter aus Ländern wie Ghana, Togo oder der Elfenbeinküste, die sich damals in dem Land aufhielten, flüchteten vor dem Krieg. Auch Söldner aus afrikanischen Ländern, die für das Gaddafi-Regime gekämpft hatten, sollen sich nach dem Sturz des Diktators aus Libyen abgesetzt haben.

Laut Hamburger Flüchtlingsrat schafften es „einige Hunderttausende“, in Nachbarländer wie Tunesien und Ägypten zu fliehen. Etwa 5.700 gelangten über das Mittelmeer in italienische Auffanglager, die jedoch Ende 2012 geschlossen wurden. Bis zu 300 von ihnen kamen mit italienischen Ausweispapieren, die ihnen den Status eines Touristen verschaffen, nach Hamburg. Seit Ende des Winternotprogramms Mitte April wurden sie obdachlos. 70 bis 80 der Männer fanden Anfang Juni in der St.-Pauli-Kirche Nachtquartier.

Kirche und Diakonie verstehen ihr Engagement für die Libyen-Flüchtlinge als „humanitäre Nothilfe“. Am vergangenen Wochenende rief Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs die 171 evangelischen Kirchengemeinden der Stadt zu weiterer Unterstützung auf und bat um Spenden auf. „Jeder Mensch hat ein Grundrecht auf Gesundheits- und Basisversorgung sowie Unterbringung“, steht auf einem Info-Flyer der Nordkirche. Und: „Auch Jesus war ein Flüchtlingskind.“

Robert Stevens, Vizegeneralkonsul des US-Konsulats, besuchte die Flüchtlinge in der Kirche und sprach knapp zwei Stunden mit ihnen.