An sieben Stadtteilschulen gratuliert der Schulpolitiker Ties Rabe den Absolventen und ermuntert sie für ihr weiteres Leben nach dem Abitur.

Bahrenfeld/Öjendorf. Aller guten Dinge sind sieben - jedenfalls am Freitag für Schulsenator Ties Rabe. Der SPD-Politiker besucht die Abiturfeiern an Hamburger Stadtteilschulen, um den ersten Absolventen nach 13 Jahren an diesen Lehranstalten zu gratulieren.

In der Stadtteilschule Bahrenfeld sitzen 27 Abiturientinnen und Abiturienten, Eltern, Geschwister, Freunde und Verwandte aufgeregt in der Aula. Der Chor singt im abgedunkelten Raum einen Begrüßungssong, und Schulleiterin Carola Fichtner gibt zu, dass sie bei einigen nie gedacht hätte, sie als Abiturienten an der 1880 gegründeten Schule zu verabschieden. "Wir sind stolz auf Euch, denn Ihr seid für die Oberstufe stilbildend und prägend gemäß unserem Motto 'Gemeinsam lernen, den Einzelnen achten, die Zukunft gestalten'", sagt Fichtner.

Der Schulsenator dankt in seinem Grußwort den Lehrerinnen und Lehrern. "Das ist auch Ihr Werk", sagt der Berufskollege, denn Rabe hat Religion, Deutsch und Geschichte studiert. Den jungen Leuten empfiehlt er, sich nicht entmutigen zu lassen, sondern sich durchzubeißen, wenn mal Hindernisse im Leben auftauchen sollten. "Ihr seid keine gewöhnlichen Abiturienten. Ihr seid besondere Abiturienten. Ihr seid Hamburgs Mutmacher!", sagt Rabe.

Von den 57 Stadtteilschulen haben bislang schon 28 die Möglichkeit angeboten, das Abitur zu machen. An weiteren zwölf Schulen haben jetzt erstmals Oberstufenschüler die Hochschulreife erlangt, insgesamt 428 Abiturientinnen und Abiturienten. Nach Angaben von Schulbehördensprecher Peter Albrecht kommen 2014 vier weitere Stadtteilschulen dazu.

Das Abitur kann man aber an jeder Stadtteilschule ablegen. Die, die keine eigene Oberstufe haben, haben Kooperationen mit anderen Einrichtungen geschlossen. Das sei dem Schulfrieden von 2010 zu verdanken, sagt Albrecht. "Die Motivation für Schüler, die Oberstufe zu besuchen, ist wesentlich größer, wenn sie die Schule nicht wechseln müssen, um das Abitur zu machen", so Albrecht.

Genaue Zahlen, wie die Abiturienten notenmäßig abgeschlossen haben, will die Behörde in der kommenden Woche veröffentlichen.

Im dichten Freitagnachmittag-Feierabendverkehr durchquert der Senator die Stadt von Bahrenfeld nach Öjendorf. Anschließend stehen Termine in Fischbek, Niendorf und Eidelstedt an, am Vormittag war Rabe schon in Bramfeld. "Mir sind die Besuche wichtig", sagt der Politiker. "Das ist eine Anerkennung für die Stadtteilschulen und ein Hinweis an die Eltern in Hamburg, dass sie ihre Kinder dort beruhigt hinschicken können."

Human Soleimannejad hat seine ganze Schulzeit an der Stadtteilschule Öjendorf verbracht und gehört dort jetzt zu den acht jungen Männern, die das Abitur bestanden haben. "Ich will Informatik studieren", sagt der 19-Jährige, dessen Eltern aus dem Iran stammen. Human findet es sehr spannend, dass der Senator seine Schule besucht. "Wann sieht man schon mal einen Politiker live?"

Sandra Kahl ist die einzige junge Frau, die an der Stadtteilschule Öjendorf Abitur gemacht hat, und fühlt sich durch die Rabe-Visite geehrt. "Ich bin hier gerne zur Schule gegangen", sagt die 20-Jährige, "obwohl ich erst in der elften Klasse hergekommen bin und niemanden kannte." Jetzt will Sandra Kinderkrankenschwester werden.

In der Aula des Kurt-Körber-Gymnasiums feiern die neun Öjendorfer und die 46 Körber-Abiturienten gemeinsam den Abschluss der Schulzeit. Und Ties Rabe erzählt die Geschichte vom kleinen Fritz, der vor 60 Jahren aus ärmlichen Verhältnissen stammte, dem jeder nur den Hauptschulabschluss zutraute und der dann eine Verkäuferlehre anfangen musste. Aber irgendwann habe es bei Fritz klick gemacht, er habe das Abitur nachgeholt, Jura studiert und sei dann ein erfolgreicher Rechtsanwalt geworden. "Heute kennt diesen Fritz wohl jeder hier im Raum", sagt der Senator. "Als Fritz Kurt Gerhard Schröder war er sieben Jahre lang Bundeskanzler." Die Tür sei weit offen. "Macht was aus Eurem Leben", appelliert Rabe an die jungen Hamburger.