Pensionsfonds kaufen Muttergesellschaft Vue Entertainment für 1,1 Milliarden Euro. Auf die Hamburger Cinemaxx-Gruppe wird der Eigentümerwechsel in Großbritannien zunächst keine Auswirkungen haben.

Hamburg. Gerade mal ein knappes Jahr ist es her, dass Deutschlands zweitgrößte Kinokette Cinemaxx überraschend den Besitzer wechselte. Der Medienunternehmer Herbert Kloiber machte damals Kasse und veräußerte das Hamburger Unternehmen mit rund 2100 Beschäftigten an den britischen Kinobetreiber Vue Entertainment.

Nun bekommt Cinemaxx schon wieder einen neuen Eigentümer. Diesmal allerdings ist es die Muttergesellschaft Vue Entertainment, die von dem britischen Finanzinvestor Doughty Hanson an die beiden kanadischen Pensionsfonds Omers Private Equity und Alberta Investment Management verkauft wird.

Für Doughty Hanson ist dies ein überaus lukratives Geschäft. Die Kanadier zahlen für Vue Entertainment und alle Tochtergesellschaften umgerechnet rund 1,1 Milliarden Euro. Gekauft hatte Doughty Hanson die Gruppe Ende 2010 hingegen für gerade einmal für 530 Millionen Euro. Ein Sprecher des Investors bezifferte die interne Rendite auf 32 Prozent - selbst für Beteiligungsgesellschaften ein überaus hoher Wert.

Mithilfe des Finanzinvestors hatte Vue Entertainment in den vergangenen Jahren einen starken Expansionskurs gefahren und nicht nur Cinemaxx, sondern auch die britische Kette Apollo und zuletzt die polnische Nummer zwei Multikino übernommen. Entstanden ist dadurch eines der größten Kinoimperien der Welt mit insgesamt 146 Filmtheatern und 1300 Leinwänden.

Diese Strategie soll sich nun auch unter den neuen Eigentümern fortsetzen. Man verfüge über ausreichende finanzielle Mittel für weitere Zukäufe und organisches Wachstum, erklärte der Europachef von Omers Private Equity, Mark Redman. Die Kinokette passe gut in das bestehende Portfolio der Kanadier, da die Gruppe Marktführer in Europa sei und über ein ausgezeichnetes Managementteam verfüge. Daher werde auch der bisherige Chef und Gründer von Vue Entertainment, Tim Richards, weiter im Amt bleiben.

Omers ist einer der größten Pensionsfonds Kanadas mit rund 400.000 Mitgliedern. Allein die Beteiligungsgesellschaft hat 6,5 Milliarden Dollar in die unterschiedlichsten Unternehmen investiert - von Rehabilitationszentren, über Golfläden bis hin zu Telekommunikationsfirmen und Großbäckereien. Kinos gehören allerdings nicht dazu.

Auf die Hamburger Cinemaxx-Gruppe wird der Eigentümerwechsel in Großbritannien zunächst keine Auswirkungen haben, wie Unternehmenssprecherin Ingrid Breul erklärte. Die Hanseaten sehen sich nach vielen, schwierigen Jahren derzeit gut aufgestellt. Im ersten Quartal profitierte die Kette mit ihren 34 Kinos vom kühlen und nassen Wetter, sowie von Blockbustern wie Quentin Tarantinos "Django Unchained". Besucherzahl und Umsatz hätten über dem Vorjahr gelegen, hieß es.

Im vergangenen Jahr konnte Cinemaxx den Umsatz um sechs Prozent auf 211,9 Millionen Euro steigern. Das Konzernergebnis sank allerdings aufgrund von Einmaleffekten von 18,8 auf 7,3 Millionen Euro.

Für die Mitarbeiter von Cinemaxx kam der Eigentümerwechsel am Montag völlig überraschend. "Wir sind ein wenig geschockt und haben von der jüngsten Entwicklung nur aus den Medien erfahren", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Daniel Kniese. "Im Augenblick können wir noch gar nicht einschätzen, welche Absichten die neuen Eigentümer verfolgen." Die Cinemaxx-Belegschaft hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von Umstrukturierungen hinnehmen müssen. So wurden etwa im Rahmen der Digitalisierung aller Kinos die klassischen Filmvorführer abgeschafft.