Immer mehr Verkehr durch Bestellungen im Internet. Logistikverband fordert mehr Geld für Straßensanierung. Im Hamburger Hotel Empire Riverside trifft sich die Branche heute zum Fachkongress “Logistik lebt Zukunft“.

Hamburg. Die Arbeitsbedingungen für die Spediteure in Deutschland verändern sich gravierend. Vor allem in den Metropolregionen wie Hamburg konzentriert sich immer mehr Verkehr, während die Straßen verfallen. Obendrein verändert sich die Kundenstruktur in hohem Tempo: "Gut 15 Prozent aller Zustellungen von Speditionen gehen mittlerweile bereits an Privatkunden. Vor sieben, acht Jahren waren das noch höchstens zwei bis drei Prozent", sagte Mathias Krage, Präsident des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV) dem Abendblatt.

Ursache dafür sei hauptsächlich der wachsende Einkauf vieler Menschen über das Internet. Die Spediteure müssen deshalb immer öfter auch mit größeren Fahrzeugen in die innerstädtischen Ballungsräume fahren und dort viele ihrer Kunden bedienen: "Sendungen von mehren Hundert Kilo bis hin zu zwei Tonnen Gewicht kann die Post nicht befördern", sagte Krage. Das gelte beispielsweise für "eine Schaukel für den Spielplatz oder auch ein großes Möbelstück."

Der Zustand der Straßen dürfte sich kurzfristig nicht verbessern. Mit dem Etat des Bundesverkehrsministeriums von jährlich rund zehn Milliarden Euro lassen sich die insgesamt nötigen Reparaturen und Neubauten von Bundesstraßen nicht annähernd finanzieren. "Allein der Verkehrsetat des Bundes müsste auf jährlich 14 bis 15 Milliarden Euro aufgestockt werden, um die nötigen Mittel zur Verfügung zu haben", sagte Krage. Zudem gebe es ein strukturelles Defizit in den Haushalten von Ländern und Kommunen.

Die Logistikbranche, mit rund 2,8 Millionen Beschäftigten der drittgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland, setzt deshalb vor allem auf bessere Verkehrsleit- und Informationssysteme und eine intensivere Abstimmung von Berufs- und Privatverkehren. Damit könnten dann die vorhandenen Straßen künftig effektiver genutzt werden. Aber auch innerhalb des Transportgewerbes selbst ließe sich weitere Zeit einsparen, sagte Krage. Hier nannte er etwa das Be- und Entladen von Lastwagen an den Lagerzentren.

Im Hamburger Hotel Empire Riverside trifft sich die Branche heute zum Fachkongress "Logistik lebt Zukunft". Dabei soll es vor allem um die mittelfristige Entwicklung der Hamburger Region als Logistikmetropole gehen. Krage, dessen Verband rund 3500 Mitgliedsunternehmen und etwa 90 Prozent des Logistikumsatzes in Deutschland vertritt, lobte das starke Netzwerk von Branchenunternehmen in Hamburg. Er setze bei der Suche nach neuen Logistikkonzepten auch auf die Unterstützung aus der Hansestadt.

"Der Zukunftspreis Logistik, den die Netzwerke Süderelbe AG und die Logistik-Initiative Hamburg ausloben, ist für uns ein sehr wichtiger Beitrag, um neue, innovative Konzepte zu finden, zum Beispiel für eine bessere Steuerung des Straßenverkehrs und für eine bessere Vernetzung der einzelnen Verkehrsteilnehmer", sagte er. Die Ausschreibung für den Preis, der sich an Unternehmen richtet, läuft noch bis Ende Juni.

DSLV-Präsident Krage, der in Hannover ein Speditions- und Logistikunternehmen mit 600 Mitarbeitern und rund 100 Fahrzeugen betreibt, rechnet für die kommenden Jahre mit einer deutlichen Verschlechterung der Verkehrslage - sofern die Erneuerung und der Ausbau der deutschen Straßen nicht deutlich intensiviert werden.

"Die südeuropäischen Länder, aber auch Großbritannien und Irland leiden heute noch immer unter den Folgen der Wirtschaftskrise", sagte der Verbandspräsident.

"Wenn diese Länder wieder Tritt fassen, und wenn dann auch die industrielle Arbeitsteilung innerhalb Europas wieder richtig in Schwung kommt, wird der Güterverkehr vor allem hierzulande noch einmal massiv zunehmen. Deutschland im Zentrum Europas ist quasi das Transitland für die gesamte europäische Wirtschaft."