Schiedsamt soll in der Auseinandersetzung der Mediziner mit den Kassen entscheiden. Mit einem Eklat ist der Protest von geschätzt 250 Ärzten vor der Zentrale der DAK-Gesundheit zu Ende gegangen.

Hamburg. Die Hamburger Ärzte geben sich in ihrer Auseinandersetzung mit den Krankenkassen um höhere Honorare kämpferisch wie nie. Mit einem Eklat ist der Protest von geschätzt 250 Ärzten vor der Zentrale der DAK-Gesundheit zu Ende gegangen. Die Hamburger Mediziner, die mit Tröten und Trillerpfeifen kamen, wollten im Anschluss an ihre Kundgebung noch mit Verantwortlichen der Krankenkasse und des Verbandes Vdek reden. Das war auch vereinbart worden.

Als zu den Ärzten die Vertreterin der Praxismitarbeiter und weitere Personen ins Gebäude kommen sollten, lehnte die Hamburger Vdek-Vorsitzende Kathrin Herbst das ab. Die Ärzte ließen die Gespräche platzen. "Wir sind entsetzt, so etwas Unverschämtes!", schimpfte Dr. Dirk Heinrich, HNO-Arzt aus Horn und Chef des Praxisärzteverbandes NAV-Virchow-Bund. Die Praxen verstünden sich als Teams, zu dem außer den Ärzten selbstverständlich auch die Helferinnen gehörten. Herbst sagte: "Durch die überraschende Erweiterung des Teilnehmerkreises war ein vertrauliches Gespräch aus unserer Sicht nicht mehr möglich."

Der Vorsitzende der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Dr. Michael Späth, sagte: "Es ist nicht zu erklären, dass die Kassen auf Milliarden-Überschüssen sitzen und gleichzeitig den Hamburger Vertragsärzten und Psychotherapeuten ein gerechtes Honorar verweigern. Steigende Kosten, geringere Einnahmen und mehr Bürokratie - dazu sagen wir laut nein." Es sei "schon dreist, was die Kassen uns anbieten". Hamburg gelte technisch gesehen als überversorgt mit niedergelassenen Ärzten, aber von leeren Praxen könne man in der Stadt nun nicht gerade reden.

Die Kassen, so Späth, wollten 30 Millionen Euro mehr für die Hamburger Ärzte ausgeben. Allerdings müsse man davon sieben Millionen Euro abziehen, die zum Beispiel in die Prävention gehen, also zum Beispiel Kosten für Mutterschaftsvorsorge bei Schwangeren. "Das haben die da reingemogelt", kritisierte Späth. Außerdem hätten die Fachärzte aus ihrem Topf Honorare für die Psychotherapeuten finanziert.

Die Verhandlungsführer der Krankenkassen und der Vdek halten die Forderungen der Ärzte für "unangemessen". Die Pro-Kopf-Vergütung für Patienten sei in Hamburg im bundesweiten Vergleich im oberen Drittel. Matthias Mohrmann von der AOK sprach von einer Ärzteforderung von gut 15 Prozent. In Hamburg muss nun das Schiedsamt mit einem ehemaligen Bundessozialrichter in der Honorarauseinandersetzung entscheiden.