Aktionäre halten sich auf der Hauptversammlung mit Kritik zurück. Hoffnung auf eine bessere Zukunft überwiegt. Verregneter Frühsommer verhindert Aufholjagd.

Hamburg. Das Privathotel Lindtner in Harburg ist ein friedlicher, fast idyllischer Ort. Alte Eichen beschatten den Eingang des Hauses, im Garten blühen die Magnolien-Bäume. Diese ruhige Atmosphäre am Hamburger Stadtrand schien sich am Mittwoch auch auf die gebeutelten Aktionäre der angeschlagenen Baumarktkette Praktiker übertragen zu haben.

Trotz hoher Verluste und eines Chaosjahrs am Rande der Pleite hielt sich die Kritik der rund 250 Anteilseigner nämlich in Grenzen. Zwar sprachen Aktionärsvertreter von "katastrophalen Zahlen", doch in der Mehrzahl überwog die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Kein Vergleich zur Hauptversammlung im Jahr 2012, auf der die erbosten Kapitalgeber noch gegen das Konzept des Vorstands opponiert und die Entlastung der Spitze verweigert hatten.

Dabei hatte der neue, seit Oktober vergangenen Jahres amtierende Praktiker-Chef Armin Burger den Aktionären auch in diesem Jahr nur wenig bessere Nachrichten zu verkünden als seine Vorgänger. Nach einem Jahresfehlbetrag von fast 190 Millionen Euro 2012 ist auch das Geschäft in den ersten Monaten dieses Jahres alles andere als nach Plan verlaufen.

Erst setzten der lange Winter und die damit verbundene geringe Nachfrage nach Gartengeräten und Grünpflanzen die Kette unter Druck. Dann vereitelte der Dauerregen im Mai die erhoffte Aufholjagd. Das Geschäft im Frühling sei "sprichwörtlich ins Wasser" gefallen, so der Chef.

Für Aufbruchsstimmung versuchte Burger mit Hinweis auf die laufende Umstellung von Praktiker-Filialen auf die ertragreichere Marke Max Bahr zu sorgen. Deren Netz soll von derzeit 132 auf 200 Märkte bis Jahresende wachsen. Der Umbau hin zum serviceorientierten Format mit höherwertigen Waren zahle sich aus, da sich auf diese Weise eine um vier bis fünf Prozentpunkte höhere Marge erzielen lasse, so Burger.

Großaktionärin Isabella de Krassny, die noch 2012 den Aufstand der Anteilseigner angeführt hatte, zeigte sich "zutiefst überzeugt", dass Praktiker nicht untergehen werde. Der Konzern habe jedoch noch ein, zwei harte Jahre vor sich. Sorgen, dem Unternehmen könnte in dieser Zeit das Geld ausgehen, versuchte sie zu entkräften. Es gebe noch genügend Vermögen, das notfalls versilbert werden könne. "Wir sind noch lange nicht mit unserem Latein am Ende", so die Fondsmanagerin.

Ihr und ihrem Ehemann, dem österreichischen Unternehmer Alain de Krassny, werden etwa 17 Prozent der Stimmrechte an Praktiker zugerechnet. Bei einer Präsenz von 30 Prozent des Grundkapitals auf der Hauptversammlung konnte das Ehepaar alle Tagesordnungspunkte in seinem Sinne entscheiden. Darunter befand sich auch ein Antrag, der es dem Vorstand ermöglichen soll, weitere Kapitalerhöhungen bis zu 57 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren vorzunehmen.

Andere Anteilseigner, die nicht zu den Großaktionären zählten, gingen mit dem Vorstand härter ins Gericht. Als Sanierungsfall sei die Gesellschaft ein "Glücksfall" lediglich für die vielen Berater, die hohe Honorare einstrichen, sagte Steffen Kraus von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Bei der Umflaggung der Praktiker-Märkte auf Max Bahr bestehe zudem die Gefahr, dass das Negativ-Image von Praktiker als Discounter auf sie abfärbe.

Kleinaktionäre aus dem Saarland äußerten zudem ihren Unmut über die Verlegung der Praktiker-Zentrale von Kirkel nach Hamburg, die im vergangenen Jahr weitgehend abgeschlossen wurde. Die erwartete Kostenersparnis durch die Zusammenlegung mit der Tochter Max Bahr könne sie nicht erkennen, sagte eine Anteilseignerin.

Um dieses emotionale Thema nicht weiter zu befeuern, nahm der Aufsichtsrat kurz vor der Versammlung einen Antrag von der Tagesordnung, der auch die rechtliche Verlegung des Firmensitzes vorgesehen hatte. Dies habe aber keinen Einfluss darauf, dass die Zentrale von Praktiker nun in der Hansestadt bleibe, erklärte ein Sprecher.