Meerkatze an Bord eines Frachters. Gleich drei Behörden kümmern sich um illegalen Flüchtling. Momentan sitzt das Äffchen im Tierheim Süderstraße hinter Gittern, offenbar wohlbehalten und quicklebendig.

Hammerbrook. Da laust einen doch der Affe: Im Hamburger Hafen ging kurz vor Pfingsten ein blinder Passagier der besonderen Art an Land - nicht ganz freiwillig. Selbst die Mitarbeiter des Zolls, mit kuriosen Überraschungen vertraut, reagierten verblüfft, als sie an Bord des Containerschiffs "Grande Sierra Leone" eine possierliche Monameerkatze mit dem botanischen Namen Cercopithecus mona entdeckten. Der Primat überstand die im wahrsten Sinn des Wortes erschlichene Passage hervorragend - auch wenn ausschließlich Autos und Metall, aber keine Bananen geladen waren.

Momentan sitzt das Äffchen im Tierheim Süderstraße hinter Gittern, dem Vernehmen nach wohlbehalten und quicklebendig. Zuvor waren alle möglichen Dienststellen herzerfrischend bemüht, dass alles seine deutsche Ordnung hat. Zuerst informierte der Zoll die Kollegen der Wasserschutzpolizei. Anschließend wurde die Angelegenheit vom Veterinär- und Einfuhramt am Reiherdamm betreut. "Es ist ein Ausnahmefall", sagte Rico Schmidt, Sprecher der Gesundheitsbehörde augenzwinkernd. "Offiziell wird das Tier als blinder Passagier geführt."

Eine erste tierärztliche Untersuchung ergab, dass der Gast aus Westafrika virenfrei ist, also bei einem möglichen Biss nicht ansteckend sein kann. Ungeklärt ist dagegen, wie der Affe, der streng biologisch natürlich ein Meerkätzchen ist, unbemerkt an Bord der "Grande Sierra Leone" gelangen konnte. Das 2011 in Dienst gestellte, 212 Meter lange und 32 Meter Breite Schiff mit dem orangefarbenen Anstrich startete von Kameruns Hauptstadt Duala aus Richtung Hamburg. Zwischen all den Containern, Lastern und kleineren Autos konnte sich das an der Oberseite rötlichbraune und unten weiße Tier offensichtlich prima verbergen.

Markenzeichen der Cercopithecus mona sind die gelben Gesichtshaare und weiße Büschel an den Haaren. Der Körper ist bis zu 55 Zentimeter, das Schwänzchen fast doppelt so lang. Die tagaktiven Baumbewohner aus Westafrika leben nach dem Harems-Prinzip: Ein Männchen kümmert sich um mehrere Weibchen. Lieblingsspeise: Früchte, Insekten, manchmal Blätter.

"Das Äffchen soll sehr handzahm gewirkt haben", sagt Kerstin Graupner, Sprecherin der letztlich zuständigen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, auf Nachfrage. "In Hamburg ist es freiwillig und friedlich in den Käfig gegangen." Wahrscheinlich handele es sich daher um kein wild lebendes Tier. Vermutlich habe es sich auf oder hinter einem Auto versteckt und so die mehr als 10.000 Kilometer lange Passage unentdeckt überstanden.

Im Tierheim ist die Meerkatze jetzt erstklassig versorgt. Allerdings muss sie drei Monate Quarantäne überstehen. Näher als zehn Meter darf sich kein Fremder nähern. Danach jedoch, weiß Kerstin Graupner, könne das Paradies auf den blinden Passagier warten. Geht alles gut, soll der Affe Ende August in den Zoo nach Aschersleben in Sachsen-Anhalt verlegt werden. Dort harrt eine Artgenossin. Auch sie ist Single.