Wasser sparen sei “Schwachsinn“ - und zwar aus ökologischer und ökonomischer Sicht, so der städtische Versorger Hamburg Wasser. Kritik auch an der umstrittenen Gasfördermethode Fracking.

Hamburg. Der Chef des städtischen Versorgungsunternehmens Hamburg Wasser, Michael Beckereit, warnt davor, in Trinkwassergebieten Erdgas mithilfe des umstrittenen Frackings zu fördern. "Es besteht die Gefahr, dass das Grundwasser durch das Eindringen von Chemikalien verseucht wird", sagte Beckereit am Donnerstag. In und um Hamburg wären bei einer Erlaubnis eines derartigen Gasförderverfahrens gleich mehrere Trinkwassergebiete betroffen.

Derzeit prüft etwa der Energiekonzern ExxonMobil in den Vierlanden anhand von bereits vorhandenen Bohrkernen, ob es in diesem Gebiet größere Öl- oder Gasvorkommen gibt. Diese könnten mittels Fracking gehoben werden. Fracking ist ein Verfahren zur Gewinnung von Erdgas aus Gesteinsporen. Um dieses Gas fördern zu können, wird in der Regel ein flüssiges Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepresst. Dadurch entstehen Risse im Gestein, durch die das Gas entweichen und über Bohrrohre an die Oberfläche gelangen kann.

Beckereit ist zwar nicht grundsätzlich gegen diese Art der Energiegewinnung. Jedoch sollte das Verfahren nur außerhalb von Grundwassereinzugsgebieten angewendet werden. Ein vorläufiger Kompromissvorschlag von Bundesumweltminister Peter Altmaier und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sieht ein Förderverbot lediglich in den Schutzgebieten vor. Diese sind allerdings sehr viel kleiner als die Einzugsgebiete. Beckereit: "Aus Sicht von Hamburg Wasser besteht das nicht vollständig beherrschbare Risiko, dass über undichte Bohrungen Fluide sowie Methangas in den Grundwasserkörper eindringen können." Der Hamburg-Wasser-Chef fordert darüber hinaus, dass Versorgungsunternehmen an der Auswahl von möglichen Fracking-Feldern beteiligt werden.

Die Handelskammer etwa befürwortet die Förderungsmethode, da sie beispielsweise in den USA, wo sie bereits im großen Stil angewandt wird, zu sinkenden Energiepreisen und zum Aufschwung der Industrie geführt habe. Als Argument dient auch, dass Deutschland etwa 90 Prozent des benötigten Erdgases importieren müsse und mittels Fracking unabhängiger werden könnte. Die Fraktionen von SPD und CDU lehnen das Verfahren hingegen ab. Und auch die Landesregierung hat eine kritische Haltung zum Fracking. "Aus Sicht des Senats ist Fracking in Hamburg sehr unwahrscheinlich", sagt Susanne Meinecke, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde. Es gebe eine Vielzahl von entgegenstehenden Belangen - Naturschutz, Wasserhaushalt oder Siedlungssicherheit zum Beispiel. "All diese Aspekte müsste ein Antragsteller erst einmal überzeugend vom Tisch räumen." Unter anderem habe Hamburg bereits im Februar eine umfangreiche Entschließung im Bundesrat unterstützt, nach der der Einsatz von giftigen Substanzen bei der Fracking-Technologie zur Aufsuchung und Gewinnung unkonventioneller Erdgasstätten abgelehnt wird.

Mehr Wasser verbrauchen

Unterdessen forderte Nathalie Leroy, kaufmännische Geschäftsführerin des städtischen Versorgungsunternehmens, die Hamburger erneut auf, mehr Wasser zu verbrauchen. "Alle denken, wir müssen Wasser sparen", sagte Leroy. Doch für Norddeutschland sei das "Schwachsinn" - und zwar aus ökologischer und ökonomischer Sicht. "Wir haben grundsätzlich zu viel Wasser", was zu ständig steigenden Grundwasserpegeln führe. Das sei aus ökologischer Sicht kontraproduktiv, sagte Leroy. Auch aus wirtschaftlicher Sicht müsse eigentlich mehr Wasser verbraucht werden, da die Anlagen dann besser ausgelastet würden. Somit würden die Fixkosten pro Liter Wasser sinken. Derzeit seien lediglich 20 Prozent der Kosten variabel. Der Wasserverbrauch ist in den vergangenen 20 Jahren auch wegen moderner Geräte um 23 Prozent gesunken. Derzeit beträgt der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch in Hamburg 110 Liter.

Das Unternehmen gab weiter bekannt, dass der Gewinn von 63,9 Millionen Euro im Jahr 2011 auf 61,3 Millionen im Jahr 2012 gesunken sei. Verantwortlich dafür seien etwa höhere Abschreibungen für Investitionen und Energiekosten. Das Tochterunternehmen Hamburg Energie habe mit 763 000 Euro erstmals seit seiner Gründung 2009 Gewinn im vergangenen Jahr eingefahren. Allerdings drückt ein Minus von 5,6 Millionen Euro auf das Unternehmen, welches 90 000 Kunden Strom und Gas liefert. Dieses Defizit soll 2015 ausgeglichen sein.