Ein Kommentar von Armgard Seegers

Früher war nicht alles besser. Und wahrscheinlich würde man vor Langeweile vom Stuhl fallen, wenn man heute eine Theateraufführung, sagen wir, von 1961 sehen würde. Aber eines war früher an den Theatern sicher besser: Es konnte über Kunst geredet werden und nicht immer nur über Geld. Es gibt fast kein Theater mehr in Deutschland, das sich nicht schmerzhaft krümmt, wenn wieder einmal über Tariferhöhungen für öffentlich Bedienstete verhandelt wird. Denn die Theater bekommen davon normalerweise nur ein Drittel von den Ländern und Kommunen voll ausgeglichen. Den Rest sollen sie, bitte schön, irgendwo einsparen. Damit ist natürlich die Kunst gemeint. Wann dann Schluss ist mit Kunst, kann man sich ausrechnen.

Nun hat der Präsident des Deutschen Bühnenvereins den irre klingenden Vorschlag gemacht, die in der Welt einmalige deutsche Theaterlandschaft solle von der Unesco den Status als immaterielles Weltkulturerbe erhalten. Das bringt zwar auch kein Geld, aber erst mal Anerkennung. Und Sicherheit. Denn ein Weltkulturerbe zerschlagen, so etwas tun nur Taliban mit den Buddha-Statuen von Bamiyan. Also, die deutschen Theater und Opernhäuser sollten unbedingt Weltkulturerbe werden. Deutschland ist eine Kulturnation. Und dass irgendwo immer genug Geld da ist, das lernen wir vom „Global Hawk“-Drohnenprojekt. Manchmal sind die gewagtesten Vorschläge die vernünftigsten.