Das Geldinstitut plant in Hamburg Ausbau des Geschäfts mit Unternehmen. Aber Probleme in der Privatkundensparte. Zu Jahresbeginn hatte die Bank ihre Organisation im Firmenkundengeschäft vereinfacht.

Hamburg. Die HypoVereinsbank startet eine Wachstumsoffensive in Norddeutschland. In den drei Branchen Handel, Agrar und Heilberufe will das Institut die Zahl der Kunden um 900 auf 12.450 steigern und das Kreditvolumen um 15 bis 20 Prozent ausweiten. "Wir erwarten für den Norden Deutschlands in den Jahren 2013 und 2014 eine überdurchschnittlich positive Entwicklung der Wirtschaftskraft", sagt Lutz Diederichs, Vorstand der HypoVereinsbank für die Sparte Unternehmenskunden, im Gespräch mit dem Abendblatt. "Davon wollen wir profitieren und in diesem und im nächsten Jahr in einigen wichtigen Bereichen deutlich stärker wachsen als der Wettbewerb."

Im Handelssektor will sich die Bank künftig verstärkt auf Firmen konzentrieren, die die besten Zukunftsaussichten haben. Dazu zähle man vor allem Kunden, die mit Kaffee, Tee, Kakao, Lebensmittelgrundstoffen, Trockenfrüchten, chemischen Stoffen, Düngemitteln, Getreide, Öl oder Möbeln handeln, erläutert Peter Hähner, Leiter des Unternehmenskundengeschäfts im Norden. Bis Ende 2014 soll der Kundenstamm im Handel von knapp 5300 auf 5800 zulegen, das Kreditvolumen soll um 15 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro klettern. Außerdem will man die Zahl der zuständigen Berater um zwei auf zwölf erhöhen.

Der Agrarsektor sei aktuell von Firmenzusammenschlüssen unter anderem bei Futtermittelanbietern geprägt, daher werde die Zahl der Kunden in dieser Branche bei 1150 ungefähr gleich bleiben, sagt Hähner. Das Kreditvolumen aber soll im Norden um mehr als 16 Prozent auf eine halbe Milliarde Euro ausgeweitet werden.

Die Gesundheitswirtschaft steht nach Auffassung der HypoVereinsbank-Manager vor einer Modernisierungswelle, schon weil der Bedarf an ambulanten Behandlungen und Untersuchungen aufgrund der alternden Bevölkerung enorm steigen werde. "Hier sehen wir hohen Investitionsbedarf zum Beispiel für die Anschaffung komplexer Laborgeräte", so Hähner. Vor diesem Hintergrund soll das Kreditvolumen in dieser Branche, für die es eine eigene Niederlassung in Hamburg gibt, um 20 Prozent auf 280 Millionen Euro steigen. Die Bank will den Kundenstamm von derzeit 5100 auf 5500 Ärzte, Zahnärzte und Apotheker aufstocken. Um das zu schaffen, soll auch die Zahl der speziell ausgebildeten Heilberufeberater von 18 auf 20 zunehmen.

Zu Jahresbeginn hatte die HypoVereinsbank ihre Organisation im Firmenkundengeschäft vereinfacht: Während bislang Betriebe mit bis zu 50 Millionen Euro Jahresumsatz vom Bereich Kleine und Mittlere Unternehmen und die größeren Firmen von der Sparte Corporate & Investmentbanking betreut wurden, ist Letztere jetzt nur noch für 100 große Konzerne in Deutschland zuständig. Alle übrigen Firmen sind nun Kunde des Bereichs Unternehmer Bank. Er hat im Norden 58.000 Kunden, wobei das Spektrum von der Ich-AG bis zu Hamburger Konzernen wie Edeka oder dem Chemikalienhändler Helm reicht. "Ich verspreche mir von der neuen Organisation einen Turboeffekt im Markt", sagt Hähner. Bei der HypoVereinsbank, zweitgrößter Anbieter von Firmenkrediten in Deutschland, räumt man allerdings ein, dass man aktuell von einem Verdrängungswettbewerb sprechen müsse, weil die Kreditnachfrage der Unternehmen eher verhalten sei.

Sobald aber die Konjunktur wieder anspringe, werde das Münchner Institut von seiner üppigen Kernkapitalquote, die nach einem Milliardengewinn im Jahr 2012 von 15,6 Prozent auf 17,4 Prozent sogar noch gestiegen ist, profitieren können, ist Diedrichs überzeugt: "Dank unserer Eigenkapitalausstattung können wir jeden Kredit vergeben, den wir für wirtschaftlich sinnvoll halten." Banken mit vergleichsweise knapper Kapitaldecke dagegen können an Grenzen stoßen, denn jedes Darlehen muss zu einer bestimmten Quote mit Eigenkapital abgesichert sein.

Etwa 80 Prozent der Erträge erzielt die Tochter der italienischen UniCredit-Gruppe im Geschäft mit Unternehmen. In der Privatkundensparte dagegen läuft es nicht so gut: Der Vorstand will 800 Arbeitsplätze streichen und deutschlandweit 45 unrentable Filialen schließen, davon aber nur fünf im Norden, zwei davon in Hamburg.

Im Firmenkundengeschäft hat die HypoVereinsbank im Norden 310 Beschäftigte - in Hamburg sind es rund 200 -, die für ein Kreditvolumen von 9,2 Milliarden Euro verantwortlich sind. In der Hansestadt sind auch Kompetenzzentren für zwei Geschäftsfelder angesiedelt, mit denen das Institut zuletzt Schwierigkeiten hatte. Das eine davon ist die Schiffsfinanzierung. Schon seit dem Jahr 2011 reduziert die Bank in diesem Geschäft ihre bestehenden Risiken, aber noch immer liegt das Kreditvolumen bei rund sieben Milliarden Euro. Angesichts einer Bilanzsumme der UniCredit-Gruppe von über 920 Milliarden Euro sei dieser Anteil überschaubar, sagt Diederichs.

Die Finanzierung erneuerbarer Energien wird aus Hamburg, Kiel und Husum gesteuert. In diesem Geschäft musste die HypoVereinsbank bisher 866 Millionen Euro auf den Windpark "Ocean Breeze" vor Borkum wegen Bauverzögerungen abschreiben. Angesichts schwer kalkulierbarer Risiken halten sich auch Wettbewerber wie die HSH Nordbank bei solchen Projekten zurück. "Die Finanzierung von großen Offshore-Windparks funktioniert dann, wenn das erste Projekt fertiggestellt ist - und das wird wahrscheinlich 'Ocean Breeze' sein", so Diederichs.