Investor Kühne kauft ehemaliges SAP-Gebäude in HafenCity. Einziehen sollen zwei Hochschulen - eine für Logistik mit bis zu 400 Studenten, eine für Gesundheit und Medizin mit bis zu 700 Studierenden.

Hamburg. Es war der erste Neubau in der HafenCity und mit seiner modernen Architektur ein Hingucker in dem jungen Stadtteil. Die Rede ist vom SAP-Gebäude am Großen Grasbrook - und das hat nach Abendblatt-Informationen jetzt einen neuen prominenten Eigentümer: Unternehmer Klaus-Michael Kühne hat die Immobilie in bester Lage über seine Kühne Holding AG von dem Hamburg-HafenCity-Immobilienfonds der HGA Capital (ein HSH Nordbank-Tochterunternehmen) erworben.

Die Kühne Logistics University (KLU) mit bis zu 400 Studenten wird hier im Herbst einziehen und außerdem die private MSH Medical School Hamburg - eine Fachhochschule für Gesundheit und Medizin - mit bis zu 700 Studierenden, die bislang Räume Am Kaiserkai nutzt.

Das bestätigte auf Abendblatt-Anfrage Karl Gernandt, Chef des Logistikkonzerns Kühne+Nagel sowie der Kühne Holding AG, die in einem Gebäude in direkter Nachbarschaft residiert: "Die Immobilie passt ideal in das Portofolio von Herrn Kühne, und auch im Sinne der Entwicklung der KLU hat sich der Erwerb angeboten. In den Umbau der Immobilie werden jetzt einige Millionen investiert", sagte Gernandt. Der Kühne-Statthalter ist sicher: "Die Studierenden von KLU und MSH werden der HafenCity neue kreative Impulse geben."

Der Softwarekonzern SAP ist vor einigen Wochen in einen Neubau an der Moorweide umgezogen, die Umbauarbeiten in dem Gebäude am Großen Grasbrook haben bereits begonnen: Das neue Herzstück soll ein Audimax mit 320 Plätzen im Atrium des Gebäudes werden. Das sieht aus wie ein goldenes Ei und wurde von dem Hamburger Architektenbüro MPP entworfen: "Das wird ein kreativer Raum zum Lernen, der aber auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Außerdem wird hier eine Cafeteria integriert", sagte Gernandt.

Zum Kaufpreis wollte sich Gernandt nicht äußern. Dieser soll nach Abendblatt-Informationen bei rund 38 Millionen Euro gelegen haben. Ein guter Preis sagen Immobilienexperten: "Die Lage des Gebäudes innerhalb der HafenCity mit wunderschönem Wasserblick ist top", sagte Ken Hoppe von der Savills Immobilien Beratungs GmbH. Die Nachfrage von großen Nutzern nach Gewerbeflächen in der HafenCity steige weiter an, so Hoppe. Einige Anleger des Hamburg-HafenCity-Immobilienfonds sollen mit dem Verkaufserlös nicht zufrieden sein. Eine HSH Nordbank-Sprecherin verwies darauf, dass die überwiegende Mehrheit der Anleger, es sollen knapp 80 Prozent gewesen sein, dem Verkauf zugestimmt hatten.

2011 hatten die Anleger finanzielle Einbußen hinnehmen müssen: Nachdem SAP den Auszug angekündigt hatte, bekamen die damals 441 Anleger schriftlich mitgeteilt, das es wegen "Nachvermietungskosten" keinen Cent Ausschüttung geben werde.

Für andere Immobilien in der HafenCity wurden in jüngster Zeit deutlich höhere Preise erzielt: Beim Verkauf des Unilever-Gebäudes Am Strandkai sollen es nach Brancheninformationen rund 100 Millionen Euro gewesen sein. Dieses ist allerdings mit einer Nutzfläche von 24.000 Quadratmetern auch größer und jünger - 2009 wurde es eingeweiht. Der erste Spatenstich für das SAP-Gebäude mit rund 12.000 Quadratmeter Nutzfläche erfolgte 2001. Damals wurden die Gesamtkosten für das Projekt mit rund 37,5 Millionen Euro angegeben.

Käufer und Unternehmer Klaus-Michael Kühne ist in jüngster Zeit sehr aktiv auf dem Hamburger Immobilienmarkt. Neben dem SAP-Gebäude hatte er vor Kurzem über eine Tochterfirma der Kühne Holding AG auch die Intercontinental-Immobilie an der Fontenay (Rotherbaum) erworben. Der bisherige Betreiber und Eigentümer des Hotels, die Grod GmbH, hatte im Januar Insolvenz angemeldet.

Nach Abendblatt-Informationen will Kühne das in die Jahre gekommene Haus an dem attraktiven Standort in Alsternähe abreißen und hier wieder ein Luxushotel errichten. Erst vor Kurzem hatte Kühne auf der spanischen Ferieninsel Mallorca das Luxushotelprojekt Castell Son Claret entwickelt.