Umfrage zeigt starken Anstieg beim Cannabis-Gebrauch. Konsumenten immer jünger. Nach Einschätzung der Elternkammer werden Drogen an allen weiterführenden Schulen in Hamburg konsumiert.

Hamburg. Die Hamburger Elternkammer warnt vor einem starken Anstieg des Drogenkonsums von Schülern. "Die größten Probleme gibt es mit Cannabis und Alkohol", sagt der Elternkammer-Vorsitzende Michael Hartwig. Und die Konsumenten werden jünger: Betroffen seien vor allem Schüler der Jahrgangsstufen 7 bis 10.

Nach Einschätzung von Hartwig werden Drogen an allen weiterführenden Schulen in Hamburg konsumiert - "aber in unterschiedlichem Maß". Die soziale Herkunft der Schüler oder der Stadtteil spielten dabei keine Rolle.

Tatsächlich beobachten Suchtexperten in Hamburg besonders beim Konsum von Cannabis-Produkten wie Haschisch oder Marihuana einen Anstieg. Theo Baumgärtner von der Landesstelle für Suchtfragen stützt die Beobachtung auf eine Umfrage unter rund 3500 Hamburger Schülern. Noch liege die endgültige Auswertung zwar nicht vor. Aber: "Es gibt Tendenzen, die auf einen starken Anstieg hindeuten", sagt Baumgärtner.

So hatte sich bei einer Vorabanalyse für einen Fachkongress vor einigen Wochen gezeigt, dass etwa jeder fünfte Jugendliche Cannabis-Erfahrung hat. Bei der Frage, ob sie in den vergangenen 30 Tagen die Droge probiert hätten, antworteten 19 Prozent der 14- bis 18-Jährigen mit Ja. Noch 2009 bejahten nur elf Prozent die Frage.

Die Elternkammer will Väter und Mütter jetzt mit einem Informationsabend auf die Gefahren aufmerksam machen. "Kinder und Jugendliche, die mit Drogen zugedröhnt sind, sind nicht in der Lage, dem Unterricht zu folgen oder ihren Tag zu strukturieren", sagt Hartwig. "Sie sind eine Belastung für alle, schaden aber vor allem sich selbst." Eltern müssten lernen zu erkennen, ob ihr Kind Rauschgift genommen hat oder wie man sich verhält, wenn man von einem Dealer in der Schule hört.

Harte Drogen wie Heroin spielten bei Jugendlichen allerdings noch keine Rolle, sagt Baumgärtner. Auch beim Alkoholkonsum gibt es kaum Veränderungen. Seit 2004 erhebt die Landesstelle regelmäßig die Daten an Hamburger Schulen, die endgültige Auswertung soll im Juni vorliegen.

Wie weit Cannabis als Einstiegsdroge für gefährlichere Stoffe gelten kann, sei in der Wissenschaft umstritten, sagt Baumgärtner. Nicht jeder Cannabis-Konsument werde drogensüchtig. "Klar ist aber, dass jemand, der raucht und auch Cannabis probiert, risikofreudiger ist."

Der renommierte Hamburger Suchtforscher Professor Rainer Thomasius vom Universitäts-Klinikum Eppendorf warnt vor den Gefahren, wenn gerade Jugendliche Drogen konsumieren. Jüngste Studien hätten gezeigt, dass regelmäßiger Konsum zu morphologischen Veränderungen im Gehirn führe. Folgen seien Lernprobleme, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen.

Fatal aus Sicht des Forschers ist vor allem das Einstiegsalter, das immer weiter absinke. Aber auch Cannabis-Produkte selbst seien heute viel gefährlicher als noch vor 30 Jahren, als die heutige Elterngeneration erste Erfahrungen damit machte. So habe sich der Gehalt des berauschenden Inhaltsstoffs THC (Tetrahydrocannabinol) drastisch erhöht. Grund ist offensichtlich der Anbau in Plantagen - in Hamburg.