250 Gäste erwiesen ihm die Ehre. Seine Karriere fing 1948 als junger Schifffahrtsredakteur beim frisch gegründeten Abendblatt an. Er wurde der weltweit wichtigste Sammler von Exponaten zur Seefahrtsgeschichte.

Hamburg. Dass seine Karriere 1948 als junger Schifffahrtsredakteur beim frisch gegründeten Hamburger Abendblatt anfing, dass Peter Tamm, geboren am 12. Mai 1928, im Jahr 1958 Geschäftsführer von Ullstein in Berlin wurde, dass er von 1968 bis 1991 Konzernlenker bei Axel Springer war - natürlich wurde das bei seiner Geburtstagsfeier zum 85. erwähnt. Im Zentrum aber stand das, was aus einem Miniaturschiffchen wurde, das ihm seine Mutter während einer Krankheit schenkte und das den Grundstock dazu legte, dass er der weltweit wichtigste Sammler von Exponaten zur Seefahrtsgeschichte wurde, wie Kultursenatorin Barbara Kisseler (kecke Einleitung ihres Grußworts: "Liebe Festgäste, Exzellenzen und alle, die sich dafür halten") bemerkte, die den Dank im Namen des Senats an den Jubilar überbrachte.

Auch wenn Peter Tamm später noch mal kurz piekte ("Mögen sich andere Gedanken machen, welches Museum in dieser Stadt Teil der Hochkultur ist") - die Kultursenatorin war genau richtig, denn gefeiert wurde Tamms Geburtstag im von ihm gegründeten und mit seiner Sammlung ausgestatteten Internationalen Maritimen Museum Hamburg. Im ehemaligen Kaispeicher B, der seit 2008 Tamms gewaltige maritime Sammlung ausstellt und der Schwerpunkt seines Wirkens ist. Auch wenn Tamm nie mit dem höchsten militärischen Dienstgrad der Marine ausgezeichnet wurde, ist er der Admiral seiner Museumsflotte.

Ex-Finanzsenator Wolfgang Peiner ließ in einer launigen Laudatio den Lebensweg des Managers, Schifffahrtsexperten und Sammlers Revue passieren, inklusive dessen Findigkeit, eine vom Vater geschenkte Sparbüchse unbemerkt zu öffnen. "Er begriff schnell: Nur wenn oben etwas in die Dose hineinkommt, kann man unten etwas herausnehmen." Für das Hineinkommen sorgte später der Verleger Axel Springer. Die Axel Springer Stiftung wiederum glänzte neu auf der Ehrenwand der Sponsoren des Museums.

Peiner dankte auch Tamms Frau Ursula, die es geduldig ertragen hat, dass nur ein Zimmer des tammschen Wohnhauses an der Elbchaussee sammlungsfrei geblieben ist. Und er vergaß nicht zu erwähnen, dass das Museum seit seiner Eröffnung mehr als 500.000 Besucher hatte, mit einem höheren Ausländeranteil als in anderen Museen.

Deutlich war zu spüren, dass in Hamburg schon länger ein Stimmungsumschwung dem Haus gegenüber eingesetzt hat - von der anfänglichen Kritik hin zu der Einsicht, dass ein maritimes Museum ein Pfund ist, mit dem die Stadt wird wuchern können. Peiner sagte: "Dank für das, was Sie für die Stadt und ihre Bürger geschaffen haben."

Tamm selber dankte für die Unterstützung bei der Verwirklichung seiner Vision. Er erinnerte aber auch daran, dass die Sammlung beinahe in Rostock gelandet wäre, bevor sie in seiner Vaterstadt Hamburg den gebührenden Platz fand. Und er wies selbstverständlich auf den Vorbildcharakter der Schiffstugenden für die Gesellschaft bei der Lösung ihrer heutigen Probleme hin: "An Bord eines Schiffes wird das 'WIR' eingefordert, aus dem 'WIR' entstehen Freundschaften, die über Jahrzehnte andauern. Je älter ich werde, desto stärker wächst der Wunsch in mir, dieses gerade jungen Menschen zu vermitteln. Sich auf das 'WIR' einzulassen ist etwas, was Schifffahrt auszeichnet und was uns in der heutigen Zeit fehlt: sich als Teil einer Gemeinschaft zu begreifen, Verantwortung zu übernehmen."

Musiker des Polizeiorchesters umrahmten die Feierstunde - mit dem Marsch "Gruß an Kiel", an die Stadt, aus der Tamms Frau stammt. Und im Blick nach vorn mit "Anchors away", denn die Reise geht weiter, und sein Haus, verriet Tamm, sei schon wieder gut gefüllt.

Unter den Geschenken gab es eine Flasche Bordeaux aus Tamms Geburtsjahr 1928. Und einen Salutschuss. Wozu Heiko Hermans aus dem Vorstand der Peter Tamm sen. Stiftung anmerkte, einem Admiral stünden zwar 17 Schuss Salut zu, man wolle das aber auf die nächsten Jahre verteilen, damit man noch lange Grund für weitere Feiern habe.

Unter den etwa 250 Gästen war auch Fußball-Idol Uwe Seeler: "Als Peter Tamm noch bei Axel Springer war, hat er schon viel für mich bedeutet. Das ist ein Mann, der viel geleistet und darüber nicht viel Worte verloren hat. Und wenn ich sehe, was er danach, längst im Ruhestand, hier geschaffen hat - das ist sensationell."

Und Axel-Springer-Mehrheitsaktionärin Friede Springer sagte: "Peter Tamm ist ein echter Freund. Wir haben uns sofort verstanden, über seine Frau ging das ganz leicht - wir sind ja beide Norddeutsche. Sie ist die wichtigste Stütze für Peter Tamm."

Gekommen waren neben anderen Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner, Bürgerschaftsvizepräsidentin Barbara Duden, Ex-Senator Ian Karan, Kaffee-Unternehmer Albert Darboven, die Reeder Michael Behrendt (Hapag-Lloyd), Hermann Ebel (Hansa Treuhand), Nikolaus F. Schües (Laeisz), die Museumsleute Wilhelm Hornbostel und Harald Falckenberg sowie Segel-Abenteurer Arved Fuchs.