Aviation Power will Personal auf 1500 Beschäftigte aufstocken. Viele Mitarbeiter erhalten übertarifliche Bezahlung. Spezialisten der Firma werden häufig von den Kundenfirmen abgeworben.

Hamburg. Sie sind Facharbeiter, hoch qualifizierte Techniker und Ingenieure: die Zeitarbeiter der Hamburger Luftfahrtfirma Aviation Power. Sie arbeiten für Flugzeughersteller, Fluggesellschaften, Flughäfen oder Zulieferer, die sie über Monate oder sogar für mehrere Jahre in laufende Projekte der Unternehmen holen. Schon in den vergangenen Jahren hat die Nachfrage nach diesen Luftfahrtspezialisten das Geschäft der Hamburger beflügelt. Allein in diesem Jahr soll nun aber die Belegschaft um gut 500 auf bis zu 1500 wachsen. "Schon in den ersten drei Monaten des Jahres haben wir rund 300 Beschäftigte eingestellt", sagte Geschäftsführer Holger Küster, 50, im Gespräch mit dem Abendblatt. "Wir werden aber weitere 500 brauchen, um unser Ziel für 2013 zu erreichen."

Der Hintergrund: Die Spezialisten der Firma, die in der Luftfahrtbranche zu den deutschen Marktführern zählt, werden häufig von den Kundenfirmen abgeworben. Allein 2012 hatte Aviation Power, an der die Lufthansa und Manpower beteiligt sind, wieder 380 Mitarbeiter an neue Arbeitgeber verloren. "Fast jeder Zweite unserer Leute wird nach einem Einsatz von Kunden übernommen", so der Diplom-Ingenieur für Luft- und Raumfahrt, der vor seinem Wechsel zu Aviation Power auch elf Jahre lang für die Lufthansa gearbeitet hatte.

Trotz des Abbaus von Zeitarbeitsplätzen bei der Lufthansa Technik, dem größten Kunden von Aviation Power, ist die Belegschaft derzeit ausgelastet. "Wir haben unsere in Hamburg betroffenen Mitarbeiter bei Airbus und Zulieferfirmen aus der Region unterbringen können", sagte Küster. Zudem bietet das Unternehmen inzwischen neue Dienstleistungen neben der Vermittlung von Zeitarbeitern an. Dazu gehörte von Anfang 2012 an auch die Auswahl von rund 200 Stewardessen und Stewards, die für ihren Einsatz bei der Lufthansa zudem geschult wurden. Sie sind jetzt auf Flugzeugen unterwegs, die von und nach Berlin fliegen.

"Diese Mitarbeiter haben jetzt zudem die Chance, übernommen zu werden", sagte der Aviation-Power-Geschäftsführer. Inzwischen hätten auch weitere Fluggesellschaften Interesse an dem Modell, bei dem Aviation Power Zeitarbeiter nicht nur stellt, sondern sie zuvor unter den Bewerbern für ein Projekt aussucht. Solche Dienstleistungen für die Luftfahrt will Küster auch in anderen Bereichen ausbauen. So arbeitet in Hamburg bereits ein Ingenieurbüro, das sich vor allem mit der Innenausstattung von Flugzeugen befasst. Dort werden Konstruktionen für Sitze, Küchen oder Toiletten an Bord für Kunden erstellt. Die Ingenieure wechseln dabei nicht mehr zu den Kunden, sondern übernehmen die Projekte im Namen von Aviation Power.

Diese Kompetenz soll künftig auch für Schiffe oder Züge genutzt werden. "Es gibt bereits Sondierungsgespräche mit Vertretern dieser Branchen", sagt Küster. Klar ist: Flauten in der Luftfahrt können so besser abgefedert werden. Geplant ist nun, ein zweites Büro im Raum München einzurichten, um auch am deutschen Hauptsitz der Airbus-Mutter EADS präsent zu sein.

Für die Luftfahrtbranche selbst prüft eine im vergangenen Jahr gegründete Tochterfirma jetzt den Ablauf des Einkaufs bei Fluggesellschaften. "Dabei bewerten wir die Liefergeschwindigkeit und Liefersicherheit sowie den Preis der Anbieter", erklärt Küster. Als jüngsten Auftrag aus der Branche hat die Firma zum 1. April die Abfertigung von Passagieren, Gepäck, Flugzeugen und Besatzungen auf dem Flughafen Köln/Bonn übernommen.

Gesucht sind bei Aviation Power Techniker, Lackierer, Spezialisten für die Oberflächenbeschichtung bei Flugzeugen, Fluggeräte- und Triebwerksmechaniker sowie Ingenieure. "Wir stellen unbefristet ein und zahlen zumeist über dem Tarif des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister", sagt Küster. Damit liegen die Einstiegsgehälter auf einem ähnlichen oder etwas niedrigeren Niveau als bei der Lufthansa.

Küster, der Aviation Power seit September 2009 führt, braucht den Ausbau des Geschäfts. Er soll das Unternehmensergebnis festigen. Durch die scharfe Konkurrenz auf dem Zeitarbeitsmarkt und die beispielsweise im Metallbereich ausgehandelten Lohnzuschläge für Zeitarbeiter sind die Margen noch stärker unter Druck geraten.

Für die kommenden Jahre rechnet der Geschäftsführer daher nicht damit, dass sich die Rendite von fünf bis sechs Prozent steigern lässt. "Diese Marke haben wir seit der Gründung des Unternehmens 2004 aber immer geschafft", sagt Küster. Von den schwarzen Zahlen profitiert dabei seit August 2011 auch Hamburg. Damals wurde der Sitz der Firma mit bundesweit insgesamt sieben Standorten von Frankfurt in die Hansestadt verlegt.

Für 2013 plant Geschäftsführer Küster nach 44,12 Millionen Euro im vergangenen Jahr einen Erlös von mehr als 50 Millionen Euro. Dabei setzt er darauf, dass er auch künftig genügend Mitarbeiter für die Luftfahrtbranche finden wird: "Diese Jobs finden viele Menschen einfach sexy."