Der Altbürgermeister beteiligt sich an der Hamburger Jeansmarke Blessed & Cursed. Der Vertrieb soll kräftig ausgebaut werden. “Ich bin zwar ein Klamottenmuffel, aber die Mode von Frau Eibich finde ich gut.“

Hamburg. Nicola Eibich ist ein echter Hingucker. Zum Interview mit dem Abendblatt erscheint sie mit einer großen Sonnenbrille im 70er-Jahre-Stil. Dazu ihr langes, blondes Haar, ein pastellfarbenes Tuch, perfekt sitzende Jeans. Der Style ist kein Zufallsprodukt, die Frau kommt aus der Modebranche, das sieht man ihr an. Die 40-Jährige ist Gründerin des Hamburger Labels Blessed & Cursed (englisch für "gesegnet und verflucht") und hat mit der norddeutschen Marke bereits etliche Prominente überzeugt. Popstars wie Rihanna und Nena tragen ihre Stücke, auch Sportler wie Michael Ballack und der Hollywood-Star Ralf Möller schwören auf die Designerin, die Jeans in allen Formen und Farben, mit Nieten, extremen Waschungen, als Hose, Jacke oder Accessoire in den Mittelpunkt stellt. Neben diesen bekannten Fans hat Nicola Eibich jetzt auch noch einen renommierten Partner und Geldgeber gefunden: Hamburgs ehemaliger Bürgermeister Ole von Beust ist bei Blessed & Cursed eingestiegen.

"Ich bin zwar ein Klamottenmuffel, aber die Mode von Frau Eibich finde ich gut", sagte von Beust. Die Beiden lernten sich während eines HSV-Spiels kennen, kamen dabei über die Firma von Nicola Eibich ins Gespräch und schon bald entschied sich von Beust für den Einstieg als Partner. "Ich möchte damit nicht reich werden, die Beteiligung hat eher symbolischen Charakter", sagte der Jurist. Aber er setzt auf eine beratende Funktion: "Frau Eibich hat eine tolle Ausstrahlung und ist sehr kreativ, ich übernehme den kaufmännischen Teil und schaffe Verbindungen in mein Netzwerk", erklärt von Beust das Zusammenspiel des Duos. Die Höhe der Beteiligung möchte er nicht nennen. Auch Nicola Eibich schätzt die Zusammenarbeit mit dem neuen Kollegen. "Wir ergänzen uns sehr gut und ich freue mich, dass ich meine Ideen mit Ole von Beust besprechen kann". Etwa zwei Mal im Monat treffen sich Gründerin und Teilhaber und stimmen sich über die Wachstumsmöglichkeiten des Modelabels ab.

Dabei ist die Beteiligung bei Blessed & Cursed nicht das einzige unternehmerische Engagement des Christdemokraten, der 2010 von seinem Amt als Bürgermeister zurückgetreten war. Von Beust war vor drei Jahren als Senior Advisor bei der Unternehmensberatung Roland Berger eingestiegen und unterstützt heute zudem immer mehr jüngere Firmen. So sitzt der 58-Jährige im Verwaltungsrat des Mietkautionsdienstleisters EuroKaution. Das Hamburger Unternehmen bietet Kautionsbürgschaften an, so dass der Mieter das Geld weiter zur freien Verfügung hat, anstatt es auf ein Kautionskonto zahlen zu müssen.

"Ich bemühe mich grundsätzlich, Start-ups zu unterstützen", sagt von Beust. Die Förderung kleiner Unternehmen sei ihm ein lokalpatriotisches Anliegen, auch im Wettbewerb mit Berlin, wo sich viele Gründer tummeln. "Berlin ist sehr inspirierend und emotional, dafür bietet Hamburg mehr Möglichkeiten, hier Geld zu verdienen". Der Rechtsanwalt übernimmt bald auch die Schirmherrschaft des Funders Club, der in der Hansestadt vielversprechende Firmen und Investoren einander näher bringen will. "Hierbei wollen wir Kreativität und hanseatischen Kaufmannsgeist zusammenbringen", so von Beust.

Mit seinem persönlichen Kaufmannsgeist will der Hamburger nun die Expansion von Blessed & Cursed und den Erfolg von Nicola Eibich beflügeln. Bisher war die Mode der gelernten Groß- und Außenhandelskauffrau und Designerin unter anderem über den eigenen Onlineshop unter www.blessedcursed.com und in einer Boutique in Timmendorfer Strand zu bekommen. Zukünftig sollen nun 40 Einzel-, Filial- und Versandhändler als Vertriebspartner gewonnen werden. Die Jeans, die bisher rund 200 Euro kosten, werden zudem auch schon in einem günstigeren Preissegment zu finden sein. Den Absatz von 6000 Jeans-Hosen hat sich Nicola Eibich für 2014 zum Ziel gesetzt. Das Sortiment wird zudem um Sonnenbrillen, Taschen und andere Accessoires erweitert. Auch in Hamburg, wo die gebürtige Bremerin zuvor einen Showroom in der Speicherstadt unterhielt, verändert sich die Marke: Die Firma eröffnet einen Laden auf der Uhlenhorst. Der Stadtteil ist auch Wohnort der Gründerin und häufig ist sie hier mit ihrem Cairn-Terrier Eddy an der Alster unterwegs.

"Wir planen ein Manufaktur-Konzept, in dem die Kunden sehen, wie die Designer arbeiten", verrät Nicola Eibich. In der gläsernen Produktion soll vor den Augen der Käufer neue (Jeans-)Couture entstehen, mit überraschenden, modischen Schnitten. Für die Expansion dieser neuen Blessed-&-Cursed-Geschäfte entwickeln Eibich und von Beust außerdem ein Franchise-Konzept. Für weitere Standorte neben Hamburg denkt Nicola Eibich an große Metropolen wie Berlin - aber auch Sylt ist nicht ausgeschlossen. Hier verbringt Ole von Beust schon seit Kindertagen seine Freizeit - und auch Nicola Eibich teilt die Liebe zu der Nordseeinsel. Sie haben offenbar tatsächlich die gleiche Wellenlänge, die beiden neuen Geschäftspartner.