An der Papenhuder Straße und im Hofweg geben immer mehr Läden auf. Ein Stadtteilkonzept soll neues Geschäftsleben in die Gegend bringen.

Hamburg. Wo früher Modeläden, Weinkontore und Lebensmittelhändler für reges Treiben auf dem Bürgersteig in Alsternähe sorgten, herrscht heute vielfach gähnende Leere. Die Papenhuder Straße mit ihren Jugendstilvillen und Alleebäumen entwickelt sich von einer Laden- in eine Leerstandsmeile. An etlichen Geschäften sind die Fenster verhangen, die Schilder von Geschäften wie der Weinhandlung Clausen verrotten. Hier und da sind Steuerberater und andere Dienstleister eingezogen, die zwar den Leerstand eindämmen, aber auch das Shoppingerlebnis trüben.

Auf der Internetseite der Interessengemeinschaft Uhlenhorster Meile steht der Spruch "Zurück zum Glück", und dieser Leitsatz muss derzeit wohl mit einem Fragezeichen versehen werden. Läden, Bars und Restaurants listet die Webseite auf. Der Tauchshop Taucher-Zentrum oder der Weihnachtsladen von Gerda Hüsch, in dem das ganze Jahr Adventsstimmung herrscht, gehören zu den alteingesessenen und bekannten Shops. Insgesamt 24 Kaufleute haben zwischenzeitlich an der Papenhuder Straße für regen Publikumsverkehr gesorgt, doch nun existieren viele der zum Teil über Jahrzehnte betriebenen Geschäfte nicht mehr.

Ein Zigarrengeschäft, Antiquitätenanbieter und ein Spezialist für japanische Kleidung und Accessoires gehören zu den Läden, die für immer ihre Türen geschlossen haben. Auch der südliche Teil des Hofwegs, in den die Papenhuder Straße übergeht, weist einigen Leerstand auf. "Es ist fraglich, wie sich die Situation hier weiterentwickelt", sagt Ronald F. Lahann, der an der Meile das Blumengeschäft Lahann Floristik betreibt und Vorsitzender der Interessengemeinschaft Papenhuder Straße ist. Er engagiert sich bereits seit Jahren für das Straßenfest "Dat Uhlenfest" und weiß um die Probleme des Kiezes: Einige Läden würden offenbar gar nicht mehr vermietet.

Ehemalige Shops, in denen Wohnen und Verkauf kombiniert waren, stünden nun leer, weil die Geschäfte ohne sanitäre Anlagen nicht vermittelbar seien. Ein älterer Immobilienbesitzer kümmere sich nicht mehr um neue Mieter. Und andere Eigentümer versuchten, mit ihren Immobilien einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen, setzten die Mieten herauf und nähmen dann längere Leerstandszeiten in Kauf.

"Wir hatten hier zwischenzeitlich eine schöne Mischung aus Zeitschriftenläden, Modeboutiquen, Parfümerien und Lebensmittelgeschäften", erinnert sich auch Ellen Hirsekorn, die an der Nord-Süd-Achse durch den Stadtteil bereits seit Jahrzehnten eine Praxis für Physiotherapie betreibt und die Nachbarschaft bestens kennt. Heute beherrschten allein drei Immobilienmakler das Bild der Straße, in den Schaufenstern würden Wohnungen und Häuser für die zahlungskräftige Kundschaft angeboten anstatt Waren des täglichen Bedarfs. "Es kommen dadurch einfach weniger Passanten vorbei, die Straße ist ruhiger geworden" sagt die 53-Jährige, die auch beklagt, dass sich die Geschäfte nie auf einheitliche Öffnungszeiten einigen konnten.

Für Aufsehen in der Gegend östlich der Außenalster sorgt auch die Veränderung im nahen St. Georg. An der Langen Reihe mussten Traditionsgeschäfte wie 1000 Töpfe aufgeben, während Ketten wie Marc O'Polo oder Dat Backhus in luxussanierte Häuser einzogen. Anwohner protestierten monatelang gegen die Gentrifizierung ihres Viertels und kämpften für das Überleben von Familienunternehmen wie der Buchhandlung Wohlers. "Hier sorgen nicht nur die Anwohner, sondern auch viele Touristen für den Umsatz der Kaufleute", sagt der Hamburger Einzelhandelssprecher Wolfgang Linnekogel.

An der Papenhuder Straße und in Teilen des Hofwegs aber fehlten Laufkunden weitgehend, es mangele an Parkplätzen und auch das Einzugsgebiet sei kleiner. "Solche Veränderungen können eine Negativspirale auslösen", sagte Linnekogel. Eine ähnliche Kettenreaktion habe er zwischenzeitlich auf einem Abschnitt der Hoheluftchaussee beobachtet, aber auch in der Waitzstraße in Othmarschen. Die Einkaufsstraße in dem beliebten Stadtteil habe sich aber heute wieder erholt. "Es schreckt eben ab, wenn man als Passant an beschlagenen Schaufensterscheiben entlanggehen muss, dann wechselt man schon mal die Straßenseite", beschreibt Linnekogel die Stimmung solcher verlassener Geschäfte, die auch den Nachbarn zum Verhängnis werden können. Als chancenreich sieht er allerdings die Ansiedlung von kleinen, ungewöhnlichen Ladenkonzepten, die mit wenig Platz auskommen und damit nicht so hohe Kosten haben. "Mit einer kreativen Idee und einem günstigen Ladenbau kann sich das durchaus rechnen", glaubt Linnekogel.

Ähnliche Strukturveränderungen wie an der Uhlenhorster Meile beobachten auch die Harburger: Ihre Innenstadt blutet aus, Ende des vergangenen Jahres sollen in den bekanntesten Straßen rund ums Rathaus 30 Läden leer gestanden haben. Hier entscheiden sich immer mehr Verbraucher, zum Shoppen ins Einkaufszentrum Phoenix-Center zu gehen. Immerhin locken in dem Einkaufsparadies Läden mit insgesamt 26.500 Quadratmeter Verkaufsfläche und die Chance, auch bei Hamburger Schmuddelwetter einkaufen zu können.

Die Situation auf der Uhlenhorst ist zum Teil vergleichbar: Auch in der Nähe von Papenhuder Straße und dem Hofweg zieht mit der Hamburger Meile, dem Shoppingzentrum an der Grenze zwischen der Uhlenhorst und Barmbek, eine attraktive Zahl von Läden unter einem Dach die Besucher an. Immerhin ist die Hamburger Meile nach eigenen Angaben das längste Shoppingcenter Europas. Die Anwohner haben das Problem erkannt - und wollen jetzt gegensteuern: Um ihre alteingesessene Shoppinggegend an der Papenhuder Straße wiederzubeleben, wollen sie sich zusammensetzen und ein Konzept erarbeiten. "Es ist beim Wirtschaftsausschuss der Bezirksversammlung geplant, eine Befragung der Anwohner zu initiieren", sagt Sven Tode, SPD, Bezirksabgeordneter in Hamburg-Nord. Anschließend könnten die Teilnehmer eines Stadtteilworkshops Ideen für den Kiez erarbeiten. Tode denkt schon mal laut: "Es ist einiges denkbar, mehr Außengastronomie, die für eine Belebung sorgt, die Umbenennung des Bootsanlegers Mundsburger Brücke mit einem attraktiveren Namen und vieles mehr."