Die Arbeitslosigkeit sinkt im April nur leicht auf 71.326 Betroffene. Noch viele Ausbildungsstellen im Angebot. Der Chef der Arbeitsagentur der Hansestadt hatte sich für den April mehr erhofft.

Hamburg. Ganz zufrieden ist Sönke Fock mit der Lage am Hamburger Arbeitsmarkt nicht. Der Chef der Arbeitsagentur der Hansestadt hatte sich für den April mehr erhofft: mehr neue Stellen von den Firmen und mehr Jobvermittlungen durch seine Teams. "Ein bisschen enttäuschend ist das schon", sagte Fock bei der Vorlage der Zahlen in Hamburg. Die Firmen würden sich abwartend verhalten und die Zukunft insgesamt wohl etwas skeptischer sehen.

Immerhin bedeutet die Einschätzung nicht, dass sich ein Einbruch auf dem Arbeitsmarkt der Stadt abzeichnen würde. So ging die Zahl der Arbeitslosen im April im Vergleich zum März um 516 auf 71.326 zurück. Die Arbeitslosenquote sank damit von 7,6 auf 7,5 Prozent. Auch gegenüber dem April 2012 waren im vergangenen Monat noch 313 Hamburger weniger ohne Job. Aber der April gilt auch als erster Frühjahrsmonat, von dem ein sich stabilisierender Arbeitsmarkt erwartet wird. "Die Lage in Hamburg lässt sich nun aber eher mit der Frühjahrsmüdigkeit vergleichen", sagte Fock. Denn für die Agentur wird es derzeit schwieriger, Arbeitslose wieder in Firmen zu vermitteln. So ging im Vergleich zum April 2012 die Zahl der neu geschlossenen Verträge um 1153 zurück. Gleichzeitig wurden 635 neue Stellen weniger gemeldet als noch vor Jahresfrist.

Dass die Beschäftigung dennoch weiter zunimmt, erscheint dabei zunächst ungewöhnlich. Klar ist: Im Februar - neuere Daten liegen hier nicht vor - lag sie bei 867.600 Arbeitnehmern und damit um 2,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Das Plus übertrifft dabei sogar den bundesweiten Wert von 1,4 Prozent. Doch bei Firmen eingestellt werden eben auch Bewerber aus den Nachbarbundesländern, die häufig besser qualifiziert sind als Hamburger. Immerhin haben noch immer mehr als die Hälfte der Arbeitslosen in der Stadt keine abgeschlossene Berufsausbildung. Fällt die Wahl eines Unternehmens aber auf einen Schleswig-Holsteiner oder einen Niedersachsen, kommt das der Hamburger Statistik nicht zugute.

Chancen für Neueinstellungen bestehen aber weiter. So sind derzeit 14.760 freie, sozialversicherungspflichtige Jobs bei der Agentur gemeldet. Das liegt nur um einige Hundert Jobs unter der Marke der vergangenen Monate. "Wir befinden uns weiter auf einem hohen Niveau", sagte Fock.

Dennoch: Auch die Bundesagentur für Arbeit spricht von einem gedämpften Frühjahrsaufschwung. Den führt sie vor allem auf den lang anhaltenden Winter zurück. Dazu kommt, dass der Stichtag für die Zahlen in der Monatsmitte lag. "Das war genau die Zeit, in der man in den Straßencafés selbst für die Mutigsten noch keine Tischdecken hatte", sagte der Chef der Bundesagentur, Frank-Jürgen Weise in Nürnberg. So sei der saisonübliche Beschäftigungsanstieg ausgeblieben.

Bundesweit gibt es jetzt 3,02 Millionen Arbeitslose, 78.000 weniger als im März. Im Schnitt der vergangenen drei Jahre war diese Zahl im April aber um 120.000 gesunken. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum März leicht um 0,2 Punkte auf 7,1 Prozent. Weise setzt jetzt auf die Monate Mai und Juni. "Wenn sonst nichts Schreckliches passiert, sind wir dann unter drei Millionen", sagte er.

Vom Hamburger Ausbildungsmarkt kann Fock schon jetzt eine positive Entwicklung melden. Mit 9008 bei der Agentur registrierten Ausbildungsplätzen ist derzeit das höchste Niveau seit der Hochkonjunktur 2007 erreicht. Diesem Angebot stehen 6140 Bewerber gegenüber, von denen 4057 noch eine Lehrstelle suchen. Gute Aussichten also für Jugendliche, ihren Traumjob zu finden. "Im Gegensatz zur bundesweiten Entwicklung werden in Hamburg mehr Stellen angeboten, und es gibt auch mehr Bewerber als im vergangenen Jahr", sagt der Hamburger Arbeitsagentur-Chef. Gerade im Engagement der Firmen sieht er ein Zeichen für Zuversicht: "Sonst würden sie nicht in ihre Ausbildungen investieren."

Bis zum Beginn des Ausbildungsjahres im September oder Oktober rechnet Fock mit weiteren 3000 Bewerbern, die sich an die Arbeitsagentur wenden. "Wir versuchen, noch mehr junge Leute zu gewinnen. Oftmals ergeben sich dadurch für sie bessere Chancen, als wenn noch weitere Jahre an einer Schule verbracht werden." Auch schwächere Schüler haben derzeit bessere Chancen, weil Firmen bereit sind, ihre Anforderungen zu senken oder selbst Nachhilfeunterricht zu organisieren.

Dass jedoch etwa aus Spanien oder Portugal oder anderen europäischen Krisenländern Jugendliche nach Hamburg wechseln, scheint für sie kaum eine Option zu sein. Abgesehen von der Sprachbarriere und den hohen Mieten in der Stadt ist für Spanier nur schwer einzusehen, warum sie nach ihrer Ausbildung erneut in Deutschland eine Lehre absolvieren sollen, argumentiert Fock. "Vielmehr wollen sie direkt an einem Arbeitsplatz beginnen." So gebe es bisher kaum mehr als 100 Ausbildungsverträge, die in Hamburg mit Ausländern geschlossen worden seien.

Für den Mai ist Fock für den gesamten Arbeitsmarkt nur vorsichtig optimistisch. Bisher reiche das Wirtschaftswachstum von weniger als einen Prozent für neue Jobs kaum aus. Dafür müssten zumindest 1,3 Prozent erreicht werden. Aber vielleicht sei es möglich, dass Hamburg im kommenden Monat vom besseren Wetter profitiere und die Arbeitslosigkeit stärker abgebaut werden könne als im April, hofft er. Das würde den Arbeitsagentur-Chef wieder zufriedener machen.