Die Feuerwehr braucht Personal, um die Löschzüge an den Wachen ausreichend besetzen zu können. Deshalb wird auch die Abschaffung der Taucher derzeit geprüft.

Hamburg. Elbe, Hafen, Alster. Dazu zahlreiche kleine Flüsse und Teiche - Hamburg hat enorm viele Wasserflächen. Ausgerechnet in diesem Bereich muss die Feuerwehr jetzt sparen. Eines der beiden letzten Löschboote soll bis auf Weiteres stillgelegt werden. Die Abschaffung der Feuerwehrtaucher wird ebenfalls geprüft. Der Hintergrund: Die Feuerwehr braucht Personal, um die Löschzüge an den Wachen ausreichend besetzen zu können.

Bei Schiffshavarien, Feuern im Hafen oder großen Schadstoffunfällen auf der Elbe soll eines der beiden Hamburger Löschboote innerhalb von 26 Minuten am Einsatzort sein. So sieht es das Sicherheitskonzept der Feuerwehr vor. Dieses Ziel dürfte nach der Stilllegung kaum noch erreicht werden. Das Löschboot (LB 11) der Innenstadtwache an der Kehrwiederspitze müsse ab 1. Juni "temporär" aus dem Einsatz genommen werden, heißt es in einer internen E-Mail, die dem Abendblatt vorliegt. Die Maßnahme geschehe in Absprache mit der Innenbehörde, argumentieren die Autoren darin. Die "weitere temporäre Funktionsabsenkung im Einsatzdienst" geschehe, um eine "auskömmliche Personalausstattung" an anderen Abteilungen besser realisieren zu können. Mit anderen Worten: Wegen eines Personalengpasses bei seiner Feuerwehr spart Hamburg offensichtlich an der Sicherheit im großräumigen Hafengebiet. "Viele Kollegen sind entsetzt", so ein Feuerwehrmann. Denn dann wäre nur noch in Harburg ein Löschboot stationiert, das jederzeit klar zum Auslaufen ist. Bei Einsätzen im östlichen Hafen etwa müsste eine extrem lange Anfahrtszeit kalkuliert werden. "Da braucht man in Harburg gar nicht erst ablegen, da kommt man dann sowieso zu spät", sagt ein Löschboot-Besatzungsmitglied.

Zur Disposition stehen auch die Feuerwehrtaucher, die als Sondereinsatzgruppe organisiert sind. Wie die Löschbootbesatzungen machen die Beamten aber ganz normal Dienst auf den Feuerwehrwachen und werden nur im Ernstfall zusammengerufen. Dann fehlen sie aber als Rettungswagenfahrer oder beim Löschzug an ihrer Wache.

Genau das will man vermeiden. In einem 2010 erstellten Strategiepapier wird genau vorgegeben, wie viele Feuerwehrleute in welcher Zeit bei einem Wohnungsbrand am Einsatzort sein müssen. Um das ansatzweise zu erreichen, braucht die Hamburger Feuerwehr 140 zusätzliche Brandschützer auf den Wachen. Das soll durch Neueinstellungen von rund 70 Beamten geschehen, die die gleiche Zahl von nicht mehr feuerwehrdiensttauglichen Beamten werden, ersetzen. 70 weitere Stellen müssen geschaffen werden, indem bei der Feuerwehr andere Stellen eingespart werden. Zusätzlich laufen zeitlich befristete Stellen von rund 30 Zivilangestellten aus, die bei der Feuerwehr im Rettungsdienst eingesetzt worden sind.

Beim Thema Taucher tut man sich nicht so schwer. Der Vorschlag, auf sie zu verzichten, kam aus der Feuerwehr selbst. Die Polizei hat eine Tauchergruppe, die rund um die Uhr bereit steht und alle von Feuerwehrtauchern wahrgenommen Aufgaben erfüllen kann.

Bei den Löschbooten ist das anders. Brisant: Im selben Strategiepapier von 2010 kommt die Feuerwehr zu dem Schluss, dass Hamburg eigentlich nicht zwei, sondern sogar drei Löschboote benötige. Trotzdem habe die Feuerwehr nach Prioritäten suchen müssen - und Vorrang vor der personellen Besetzung der Löschboote hätten eben Wohnungsbrände und der Rettungsdienst, wo das Personal dringender benötigt werde. "Wir mussten uns deshalb zu dieser ungewöhnlichen Maßnahmen entscheiden", sagt Manfred Stahl, Sprecher der Hamburger Feuerwehr.

Das Löschboot werde laut Stahl aber nicht komplett eingemottet, sondern als Reserve betriebsbereit gehalten, sodass es wieder eingesetzt werden könnte, sobald sich die Situation entspanne. Die Aufgaben der Löschboote haben sich in den vergangenen Jahren gewandelt. In der Praxis werden sie meistens zur Wasserversorgung bei Großbränden eingesetzt. Oft werden sie auch gerufen, um ausgetretene Flüssigkeiten wie Öl aufzunehmen oder sie leisten technische Hilfe, beispielsweise wenn Schiffe im Hafen leck schlagen und zu sinken drohen. Sie besitzen leistungsstarke Pumpen. Selbst als Sympathieträger kommen sie zum Zuge, etwa wenn große Kreuzfahrtschiffe in Hamburg einlaufen. Dann spritzen Löschboote für 700 Euro die Stunde Wasserfontänen. Für Löscheinsätze bei Schiffsbränden sind sie, wenn es sich um Containerriesen handelt, zu klein. Für viele andere Einsätze verfügt die Feuerwehr über schnelle Kleinboote.