Nahm sie die Messerstecherei in St. Georg auf sich, um Freund zu schützen? Fall wird neu aufgerollt

St. Georg. Überraschende Wende im Fall der vor drei Monaten festgenommenen Kieler Millionärstochter Cecilia H.: Die 26-Jährige, die Ende Februar nach einer tödlichen Messerstecherei in einem Hotel in St. Georg gestellt worden war, ist am Donnerstag aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, könne der dringende Tatverdacht gegen die drogensüchtige Frau nicht mehr aufrechterhalten werden. "Der Haftbefehl ist aufgehoben", sagte Oberstaatsanwältin Nana Frombach.

Das Landgericht Hamburg hatte die Aufhebung bereits am Donnerstagmittag verfügt, zuvor hatte der Verteidiger der jungen Frau, der bekannte Anwalt Uwe Maeffert, einen Haftprüfungstermin beantragt. Wenig später konnte die Frau das Untersuchungshaftgefängnis am Holstenglacis verlassen. Es gibt keine Auflagen, wie das Hamburger Abendblatt am Freitag erfuhr. Die Ermittler der Mordkommission waren bislang davon ausgegangen, dass die 26-Jährige einen 33 Jahre alten Dealer in dem Hotel in St. Georg mit mehreren Messerstichen getötet hatte, nachdem dieser Mann ihren Freund, 34, angegriffen und auch sehr schwer verletzt hatte.

Die Tochter eines ehemaligen Modeunternehmers, Gründer einer Modemarke, galt deshalb als Haupttatverdächtige. Jüngere Ermittlungsergebnisse stützen diese These jedoch offenbar nicht mehr. Zudem gibt es Ungereimtheiten in der Aussage der 26-Jährigen. Möglicherweise hatte sie die Tat auf sich genommen, um andere Tatbeteiligte zu schützen.

Die Staatsanwaltschaft wollte dies nicht kommentieren. "Wir ermitteln weiter in alle Richtungen", sagte Oberstaatsanwältin Frombach. "Wir können noch nicht abschätzen, in welche Richtung sich der Fall bewegt."

Es würden noch mehrere weitere Gutachten ausstehen, von denen die Ermittler hoffen, dass sie den Fall voranbringen. Um welche Art von Untersuchungen es sich handelt, die erst jetzt zum Abschluss geführt werden konnten und die bisherigen Erkenntnisse durcheinanderwirbelten, ist nicht bekannt.

Wer den 33-Jährigen getötet hat, ist damit wieder offen. Neben der 26-Jährigen, deren Freund und dem Dealer gab es noch eine weitere Frau, die bei dem tödlichen Streit dabei war. Die 28-Jährige soll mit dem tödlich Verletzten liiert gewesen sein. Sie gilt aber - im Gegensatz zu der 26-Jährigen und ihrem 34-jährigen Freund - nicht als Beschuldigte. Alle drei Überlebenden wurden bereits vernommen. Auch wenn der Tatablauf neu konstruiert werden muss, bekannt ist: Die 26-Jährige soll seit Längerem in dem Hotel gewohnt haben. Beim Verlassen ihres Zimmers soll sie dann zusammen mit ihrem Freund auf den 33-Jährigen gestoßen sein, kurz darauf eskalierte der Streit.

Am Tatort seien Drogenutensilien gefunden worden, hatte die Polizei am Tag nach der Tat bekannt gegeben. Sowohl der 33-jährige Getötete als auch der 34-jährige Freund der jetzt Freigelassenen sollen bei der Polizei wegen Drogendelikten bekannt gewesen sein.