Im Schnitt kommt ein Pädagoge auf zwölf Kinder. 1232 neue Stellen seit dem Jahr 2010. “Eine solch gewaltige Steigerung um insgesamt fast zehn Prozent gibt es in keinem anderen Bundesland“, sagte der Schulsenator.

Hamburg. Die Personalausstattung an den allgemeinbildenden Schulen in Hamburg hat einen neuen Rekordstand erreicht. Auf zwölf Schüler kommt rechnerisch ein Pädagoge. Dieses bislang nie erzielte Verhältnis ist Folge umfangreicher Einstellungen von Lehrern und weiterer Pädagogen in den vergangenen drei Jahren bei nahezu unveränderten Schülerzahlen.

So wuchs die Zahl der Lehrerstellen seit 2010 um 868 auf 12.207 im Februar 2013. Bei Sonder- und Sozialpädagogen gab es ein Plus von 364 auf jetzt 1518 Stellen. "Eine solch gewaltige Steigerung um insgesamt fast zehn Prozent gibt es in keinem anderen Bundesland", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD).

Die Ursache für den deutlichen Stellenzuwachs ist in erster Linie der zwischen CDU, SPD und Grünen 2009 vereinbarte "Schulfrieden", der unter anderem die Verkleinerung der Grundschulklassen vorsieht. In den ersten vier Schuljahren dürfen laut Schulgesetz nicht mehr als 23 Kinder in einer Klasse sitzen. An Schulen in sozial benachteiligten Stadtteilen sind es sogar nur 19 Kinder. Fünfte Klassen an Stadtteilschulen sollen nicht mehr als 23 Kinder, an Gymnasien nicht mehr als 28 Kinder haben.

Nach Angaben Rabes werden die gesetzlichen Vorgaben auch im kommenden Schuljahr eingehalten. So wird die durchschnittliche Größe der ersten Klassen in sozialen Brennpunkten 18,3 Schüler betragen, in den anderen Stadtteilen 22,4. Lediglich in 41 der 632 künftigen ersten Klassen wird ein Kind zusätzlich aufgenommen, um unzumutbar lange Schulwege zu vermeiden.

Doch es gibt drei weitere Gründe für den Personalzuwachs: Das Recht auf Inklusion (Unterricht von Kindern mit Behinderungen an allgemeinen Schulen) führt vor allem zu einem wachsenden Bedarf an Sonder- und Sozialpädagogen an Grund- und Stadtteilschulen. Wie berichtet, hat sich die Zahl der Kinder mit Defiziten in den Bereichen Lernen, Sprache sowie emotionale und soziale Entwicklung (LSE) gegenüber dem langjährigen Mittel verdoppelt.

"Hier hat eine Maßstabsverschiebung stattgefunden", sagte Rabe, der seine Zweifel daran bekräftigte, dass die Entwicklung der Realität entspricht. "Ich glaube keine dieser Zahlen und sage es ganz deutlich: Die Kinder, die als Sonderschüler eingeschult werden, sind zur Hälfte gar keine Sonderschüler", so Rabe, der ein Gutachten zur Erstellung einheitlicher Kriterien für die Diagnose in Auftrag gegeben hat.

Außerdem erhöhen die massiv verstärkte Umstellung der Schulen auf Ganztagsbetrieb sowie die kostenlose Nachhilfe den Lehrerbedarf. Weil in anderen Bundesländern wegen der demografischen Entwicklung eher Lehrerstellen abgebaut werden, können die Hamburger Posten nach wie vor besetzt werden. Je zur Hälfte kommen die neu eingestellten Lehrer aus Hamburg und aus anderen Ländern, wobei Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg bislang an der Spitze liegen.

In Hamburg gilt die freie Elternwahl der Grund- und der weiterführenden Schule. Doch nicht jeder Wunsch kann erfüllt werden. Bei den Anmeldungen zum Gymnasium lag die Quote der erfüllten Erstwünsche mit 98,1 Prozent am höchsten. 95 Prozent der künftigen Erstklässler kommen an ihre Wunschschule und immerhin 92,7 Prozent der Stadtteilschüler.