Die 76-Jährige muss wegen der Gesundheit kürzertreten. Für “Haberlands Café klein & fein“ in Winterhude sucht sie nun einen Nachfolger – möglichst einen jüngeren.

Winterhude. Die Entscheidung ist gefallen. Letzten Herbst, als sie schon wieder ins Krankenhaus musste. "Das Herz", sagt Elke Haberland (76) und lächelt entschuldigend. "Es ist ein bisschen zu schwach." Zu schwach für ihren großen Traum, den Elke Haberland sich vor sechs Jahren erfüllte. Und den sie seitdem viermal die Woche, dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr, lebt. Den Traum vom eigenen Café.

Am 5. Juni 2007 - Elke Haberland stand kurz vor ihrem 71. Geburtstag und war acht Jahre als Bankangestellte im Ruhestand - eröffnete sie "Haberlands Café klein & fein" am Grasweg 6 in Winterhude. "Viele finden es vielleicht verrückt, sich in diesem Alter selbstständig zu machen", sagt Elke Haberland. "Aber verstehen Sie: Ich hatte keine Lust mehr, zu Hause herumzusitzen. Wenn man ganz allein ist so wie ich, muss man sich jeden Tag einen Tritt in den Hintern geben. Natürlich habe ich Hobbys, viele Freunde, reise gern - aber das füllt keine 24 Stunden aus."

Sie wollte unter Menschen sein und ihre Leidenschaft für besondere Suppen, Torten und Gerichte mit anderen teilen. Ein Café war die perfekte Lösung. Aber nicht irgendeines. Elke Haberland hatte genaue Vorstellungen. Ohne die Kompromisse moderner Gastronomie. Mikrowelle? "Will ich nicht." Sahnetorten einfrieren? "Ich bitte Sie, wer macht denn so etwas?" Kaffee aus dem Großmarkt? Hochgezogene Augenbraue.

Nein, Elke Haberland wollte ein Gefühl zum Leben erwecken. "Ich weiß noch, wie ich als Kind mit meiner Mutter zum Kaffeetrinken ins L'Arronge nahe der Staatsoper oder ins Vernimb in der Brücke über der Spitaler Straße gehen durfte. Dort saßen wir und genossen. Nicht so wie heute, wo jeder seinen Latte im Gehen aus Pappbechern herunterspült."

Es ist ihr gelungen. Wer bei Elke Haberland zu Gast ist, trinkt Kaffee namens Flor de Café (deutsch: Kaffeeblüte) aus fairem Handel und nascht ein Gedicht von Schokoladenkeks. Nippt vorsichtig an der aufgeschäumten Milch, um das gerieselte Herz aus Kakao nicht zu zerstören. Und wer einmal Elke Haberlands Rohkosttorte gekostet hat ("nur so viel verrate ich: Vanille, Mandel, Datteln, Äpfel, Banane"), möchte nie wieder etwas anderes essen.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich mal sage: Mir wird das alles zu viel", sagt Elke Haberland. Mit den vier Tagen, an denen sie geöffnet hat, ist es nicht getan. Hinzu kommen Einkäufe, Saubermachen, Vorkochen, Backen... Leicht fällt ihr das nicht. Jedes Mal, wenn ein Gast sie anstrahlt, würde sie das Aufgeben am liebsten wieder aufgeben.

Aber die Entscheidung ist gefallen, die Anzeige für die Nachfolgersuche fertig. "Ich würde mir wünschen, das Café in jüngere Hände zu übergeben", sagt Elke Haberland. Und vielleicht, aber auch nur ganz vielleicht, steigt sie doch wieder in die Gastronomie ein. "Ich könnte mir vorstellen, 2014 mit einer Freundin etwas zusammen zu machen. Aber ohne aufwendige Gerichte", sagt Elke Haberland und lächelt. Entschuldigend, aber voller Lebenslust.