Hauptversammlung im Schnelldurchlauf: Anteilseigner kritisieren nur Aktienverkauf der Ehefrau des Vorstandschefs. Gewinn stieg von 646 auf 735 Millionen Euro, was einer Umsatzrendite von 12,2 Prozent entspricht.

Hamburg. Den Ruf eines zügigen und effizienten Arbeiters hat sich Beiersdorf-Chef Stefan Heidenreich in seinem ersten Jahr bei dem Hamburger Kosmetikkonzern bereits gesichert. Schon bei der Vorlage der Bilanz vor einigen Wochen fiel der Vorstandsvorsitzende durch eine betont kurze, schnörkellose Rede auf. Dem Unternehmen hat der ehemalige Leistungssportler und Vize-Europameister im Windsurfen eine Schlankheitskur verordnet.

Seit Donnerstag kann Heidenreich nun noch einen weiteren Geschwindigkeitsrekord für sich verbuchen: den der kürzesten Beiersdorf-Hauptversammlung seit Jahren. Um 10.30 Uhr begann die Aktionärsversammlung im CCH - um 12.34 Uhr war alles schon wieder vorbei, und die rund 800 anwesenden Anteilseigner des Nivea-Herstellers löffelten ihre Kartoffelsuppe im Foyer. Kein Vergleich zu anderen Aktionärstreffen, bei denen sich Wertpapierbesitzer, Vorstand und Aufsichtsrat zum Teil Rededuelle bis in die späten Abendstunden liefern.

Die Kürze der Veranstaltung war nicht nur durch die gerade einmal 13-minütige Rede des Vorstandschefs zu erklären, sondern vor allem durch die weitgehende Zufriedenheit der Aktionäre. Um mehr als 40 Prozent ist der Börsenkurs des DAX-Konzerns im vergangenen Jahr in die Höhe geklettert, da waren die Anteilseigner auch mit einer eher durchschnittlichen Dividende von 70 Cent je Aktie einverstanden.

Getrieben wurde der Kurs durch die guten Geschäftszahlen des Unternehmens, das den Umsatz um 7,2 Prozent auf gut sechs Milliarden Euro steigern konnte. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg noch deutlich stärker von 646 auf 735 Millionen Euro, was einer Umsatzrendite von 12,2 Prozent entspricht.

Für das laufende Jahr zeigte sich Heidenreich optimistisch, den Anteil am hart umkämpften Kosmetikmarkt weiter ausbauen zu können, blieb allerdings beim Ausblick eher vage. "Wir gehen davon aus, dass die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in vielen Ländern weiter schwierig bleiben werden", sagte er. "In den Industrieländern rechnen wir mit einem leichten Wachstum, in den Entwicklungs- und Schwellenländern gehen wir von einer weiterhin dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung aus."

Unter dem Strich erwarte er, dass der Konzernumsatz von Beiersdorf stärker als der Markt wachsen werde. Diese Einschätzung werde durch die insgesamt zufriedenstellende Geschäftsentwicklung in den ersten Wochen des laufenden Jahres bestärkt. Auf Nachfrage präzisierte Finanzvorstand Ulrich Schmidt, dass der Vorstand von einem Umsatzwachstum zwischen vier und fünf Prozent in diesem Jahr ausgehe, da der Markt voraussichtlich um drei bis vier Prozent zulegen werde.

Im abgelaufenen Jahr sei Beiersdorf gut vorangekommen, sagte Heidenreich. Die Schlagkraft und die Schlagzahl im Unternehmen seien gestiegen, der Konzern insgesamt wieder wettbewerbsfähiger geworden. Dazu habe die Stärkung der Marken ebenso beigetragen wie die Verbesserung der Innovationsfähigkeit. "Wir haben erste wichtige Schritte unternommen, schneller und effizienter zu werden", erklärte der Vorstandschef. "Das ist eine Grundvoraussetzung, um uns als relativ kleines Unternehmen im internationalen Wettbewerb mit leistungsstarken Großkonzernen durchzusetzen."

Unter anderem hatte Heidenreich der Hauptmarke Nivea im vergangenen Jahr einen runderneuerten Auftritt verpasst, in dessen Mittelpunkt die klassische blaue Dose steht. Sie findet sich nun als Logo auf allen Flaschen und Behältern der Dachmarke.

Die sogenannte Blue Agenda des Vorstandschefs sieht zudem eine stärkere Fokussierung auf die Wachstumsmärkte Brasilien, Russland und China vor. Der Umsatzanteil, den Beiersdorf in Osteuropa, Lateinamerika und in der Region Afrika, Asien und Australien erwirtschaftet, liegt mittlerweile bei fast 50 Prozent im Geschäftsbereich Consumer und soll weiter ausgebaut werden.

Kritik musste sich Heidenreich lediglich wegen eines Aktiengeschäfts seiner Frau Ella-Brigitta gefallen lassen. Diese hatte Ende Februar Beiersdorf-Aktien im Wert von 6,8 Millionen Euro veräußert, die sie ein knappes Jahr zuvor für rund fünf Millionen Euro erworben hatte. "Es war ein schlechtes Signal an den Markt, mitten in der Blue Agenda diese Transaktion zu tätigen", kritisierte ein Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Manch ein Anleger habe daraus eine falsche Schlussfolgerung gezogen: Wenn schon der Vorstandschef beziehungsweise seine Familie Anteile verkaufe, dann müsse man ebenfalls Papiere abstoßen.

Heidenreich selbst reagierte auf diesen Vorwurf nicht, nur Aufsichtsratschef Reinhard Pöllath erklärte, er sei sicher, dass "Frau Heidenreich unverändert an ihren Mann und an die Blue Agenda" glaube.