Aus der Fuhlsbüttler Straße wird ein Einkaufsboulevard. 2014 sollen die Arbeiten beginnen, um die heruntergekommene Straße neu zu gestalten. Vor zehn Jahren war ein erster Anlauf noch gescheitert.

Hamburg. Die Bürgersteige sollen bis zu neun Meter breit werden, alle paar Meter laden gemütliche Sitzbänke unter großen Bäumen zum Verweilen ein, die Radwege werden auf die Straße verlegt und die bisher als Nebenstrecke genutzte Parkstraße für Autos verschwindet - aus der Fuhlsbüttler Straße wird ein richtiger Einkaufsboulevard.

Lange hat es gedauert, doch nun soll es bald losgehen. Genauer: Im Sommer starten die vorbereitenden Arbeiten. Und im Frühjahr 2014 beginnen die Sanierungsarbeiten an einer der ältesten und bekanntesten Einkaufsstraßen in Hamburg. Der südliche Teil der "Fuhle", die in den letzten Jahrzehnten einen ziemlichen Niedergang durchgemacht hat, wird zu neuem Geschäftsleben erweckt.

"Ein freundliches und einladendes Erscheinungsbild: Das wünschen sich die Barmbeker für ihre ehemals sehr beliebte, inzwischen eher triste Flaniermeile - die Fuhlsbüttler Straße." So stand es vor exakt zehn Jahren im Abendblatt. Die Vorschläge der engagierten Barmbeker Arbeitsgemeinschaft damals: mehr Grünflächen, eine Neustrukturierung der Parkplätze, neue und farblich voneinander abgesetzte Fuß- und Radwege, beidseitige Gehwegbeleuchtungen und Ruhebänke zum Verweilen.

Dazu kam der Wunsch nach zusätzlichen Läden wie einem Sportartikelanbieter oder Herren- und Damenausstattern, einem gut sortierten Papierwarengeschäft oder einem Haushaltswarenladen mit guter Beratung - statt zahlreicher Bäckereien, Dönerläden und Handygeschäften. "Die Leute sollen wieder gerne nach Barmbek kommen, um hier einzukaufen. Die Atmosphäre an der 'Fuhle' soll auch zum Verweilen und Klönen anregen", sagte damals Klaus Posor, der im März 2003 zwei Brillenfachgeschäfte an der "Fuhle" betrieb.

Zehn Jahre später dominieren an der "Fuhle" Bäckereien, Dönerläden und Handygeschäfte. Klaus Posor, 50, steht vor seinem ehemaligen Laden, in dem heute ein Gastrobetrieb ist. Der Optiker musste das Geschäft, genau wie seinen zweiten Laden, 2005 aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben. Die Gründe waren vielschichtig: die Veränderung des Stadtteils, das Sterben kleinerer Läden, die hohen Mieten sowie die Gesundheitspolitik.

"Handel ist Wandel", sagt Ulli Smandek, 56, vom Bürgerhaus in Barmbek. Auch er ist zum Spaziergang über die "Fuhle" erschienen. Natürlich würden Straßen im Laufe der Jahrzehnte ihr Erscheinungsbild verändern. Das Problem der "Fuhle" sei ein strukturelles. "Die Straße ist zu lang, die Läden sind zu klein, und die Mieten sind exorbitant hoch." Was fehlt, seien junge Existenzgründer. "In Barmbek wohnen immer mehr junge Leute, aber abends fahren sie in die Schanze."

Ulrich Hoffmann sagt, dass die "Fuhle" in den 50er-Jahren "die" Einkaufsstraße in Hamburg gewesen ist. Seit 30 Jahren betreibt Hoffmann das gleichnamige Buchgeschäft gegenüber dem alten Hertie-Kaufhaus, das im Sommer abgerissen werden soll. "Die Straße war attraktiv, aber die Mieten waren viel zu hoch", sagt der 55-Jährige, der auch im Vorstand der "Interessengemeinschaft Fuhle" ist. Schon in den 80er-Jahren habe der Besitzer eines Sportartikelgeschäfts 3600 D-Mark Miete im Monat bezahlen sollen. Hoffmann kennt Gastrobetriebe, die derzeit 5000 Euro Miete im Monat bezahlen. Und leer stehende Ladeflächen, für die angeblich 10.000 Euro Monatsmiete verlangt werden.

Vielleicht setzen die Vermieter auf das, was nun kommen soll. Wenn auch mit der zeitlichen Verzögerung eines Jahrzehnts. Für Posor kommt die Sanierung zu spät. Dabei war die Politik damals voll des Lobes für engagierte Leute wie ihn. "Das Engagement und die Ideen der Arbeitsgruppe finde ich großartig. Wir werden uns schon bald mit der Gruppe zusammensetzen und das ganze Ideenpaket sichten", sagte damals Ortsamtsleiter Hans-Werner Nebel im Abendblatt. Er war voller Zuversicht: "Wir wollen nicht, dass die Leute die Geduld verlieren. Darum werden wir schon bald mit den ersten Umwandlungen beginnen."

Das war im März 2003. Im März 2015 sollen die Umbauten fertig sein. Sie kosten etwa 4,8 Millionen Euro und werden aus dem Städtebauprogramm "Aktive Orts- und Stadtteilzentren" finanziert. Die Koordination der Maßnahmen erfolgt in fachübergreifenden Arbeitskreisen.

"Rund um den Barmbeker Bahnhof kommen jetzt all jene Projekte in Gang, die wir uns seit vielen Jahren für die Fuhlsbüttler Straße gewünscht haben", sagt Bezirksamtsleiter Harald Rösler. Jetzt sei es eine Herausforderung, die verschiedenen gleichzeitigen Maßnahmen möglichst verträglich zu koordinieren. "Der Lohn dafür wird sein, dass wir zeitnah eine wiederauferstandene Fuhlsbüttler Straße haben werden und rund um den Bahnhof ein wieder erstarktes, kräftig pulsierendes Stadtteilherz."

Die Bauphase werde allen noch einmal Geduld abfordern und Nerven kosten. Rösler: "Aber eine möglichst kurze Bauphase ist allemal besser als eine endlose Dauerbaustelle. Da müssen wir jetzt gemeinsam durch und werden alles dransetzen, die Maßnahmen vernünftig zu bündeln."