Postboten kritisieren hohe Arbeitsbelastung. 1300 Mitarbeiter auf Betriebsversammlung in Hamburg erwartet. Auch in den nächsten Tagen müssen die Hamburger bei der Briefzustellung mit Einschränkungen rechnen.

Hamburg. Auf zwei Briefe aus München wartet der Hamburger Ulrich Schauer schon eine Woche. Am Mittwoch wird er wohl auch nicht mit den Sendungen rechnen können, denn ein Warnstreik und eine Betriebsversammlung im CCH werden die Zustellung in großen Teilen der Hansestadt lahmlegen. Davon geht auch die Deutsche Post aus. "Wir rechnen durch die Betriebsversammlung mit Einschränkungen bei der Zustellung in Hamburg und in Teilen des Landkreises Stormarn", sagt Postsprecher Martin Grundler. "Wir müssen den Mitarbeitern die Möglichkeit einräumen, an diesen Versammlungen teilzunehmen, die bis zu viermal im Jahr stattfinden können."

Nach Angaben der Gewerkschaft kommen rund 1300 Beschäftigte zu der Betriebsversammlung. Das wäre rund jeder dritte Beschäftigte. "Auf der Versammlung geht es vor allem um die gestiegene Arbeitsbelastung durch die Reduzierung der Zustellbezirke", sagt Lars-Uwe Rieck vom Ver.di-Landesbezirk Hamburg. Als Folge müssten die Zusteller mehr Sendungen austragen. Das sieht auch Abendblatt-Leser Schauer so: "Es ist eine Unverschämtheit, welche Massen an Sendungen insbesondere am Wochenende den Briefträgern zugemutet werden." Die Post bestreitet das. Nach Angaben der Gewerkschaft hat sich der Krankenstand von sechs auf zwölf Prozent verdoppelt.

Auch in den nächsten Tagen müssen die Hamburger bei der Brief- und Paketzustellung mit Einschränkungen rechnen. Nach zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden über Löhne und Gehälter bei der Post erhöht die Gewerkschaft Ver.di jetzt mit Warnstreiks den Druck. Schon von diesem Mittwoch an werden bundesweit Mitarbeiter in einzelnen Verteilzentren vorübergehend die Arbeit niederlegen. Nach Informationen des Abendblatts wird von den Warnstreiks vor allem der Speckgürtel von Hamburg betroffen sein. "Wir werden für ausreichend Druck am Verhandlungstisch sorgen", sagt Rieck. Welche Zentren genau bestreikt werden, gibt die Gewerkschaft vorab aber nicht bekannt, um der Post möglichst wenig Reaktionszeit zu lassen. Die Post will trotzdem versuchen, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. "Wir halten den Streik für unnötig, weil wir noch in den Verhandlungen sind", sagt Grundler. Das gehe nur zulasten der Kunden. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 25. April angesetzt.

Ver.di fordert für die 132.000 Tarifbeschäftigten bei der Post sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 140 Euro mehr im Monat. Außerdem sollen die Auszubildenden monatlich 65 Euro mehr verdienen. "Wir sind in der zweiten Runde am Montag nicht über unverbindliche Sondierungen hinausgekommen. Der Arbeitgeber hat erneut kein Angebot vorlegt", sagt die Ver.di-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Mit einem Angebot ist vor der nächsten Verhandlungsrunde aber nicht zu rechnen. Ob es vorgelegt werde, hänge vom Verlauf der Gespräche ab, sagt ein Sprecher der Post.

Während die Post die Ver.di-Forderungen als "sehr ambitioniertes" Ziel bezeichnet, verweist die Gewerkschaft auf die hohen Gewinne und die guten Aussichten für 2013. So hat das Unternehmen im vergangenen Jahr 1,7 Milliarden Euro verdient, was einem Plus von 43 Prozent entspricht. "Die Rückgänge im Briefgeschäft werden durch steigende Paketsendungen ausgeglichen", sagt Rieck.