Nach der Pleite seiner Hanserad-Klinikgruppe weist Prof. Wolfgang Auffermann die Vorwürfe zurück. Insolvenzverwalter greift Kassenärztliche Vereinigung an.

Hamburg. Der untergetauchte Radiologe Prof. Wolfgang Auffermann hat sich erstmals öffentlich zur Insolvenz seiner Klinikgruppe geäußert. Dem Hamburger Abendblatt sagte Auffermann von einem unbekannten Ort, er habe persönlich Widerspruch eingelegt, weil Hanserad die Kassenärztliche Zulassung entzogen wurde. Durch diesen Widerspruch gegen die Entscheidung des Zulassungsausschusses der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KV) können Patienten weiterhin geröntgt und behandelt werden.

Auffermann sagte dem Abendblatt: "Mein Hauptinteresse besteht an dem Fortbestand der Hanserad-Standorte und dem Erhalt der Patientenversorgung und der Arbeitsplätze meiner Mitarbeiter. Dies kann entweder durch eigenen Weiterbetrieb oder durch Verkauf an einen verantwortungsvollen Betreiber erfolgen."

Der schillernde Arzt sagte, er habe auch Kontakt zu den Insolvenzverwaltern. "Es besteht auch vereinzelt Kontakt zu Mitarbeitern, die mir trotz der Anschuldigungen das Vertrauen nicht entzogen haben." Auffermann wird Abrechnungsbetrug in zweistelliger Millionenhöhe vorgeworfen. "Zu dem laufenden Ermittlungsverfahren werden keine Angaben gemacht."

Ein ganzes Bataillon von Juristen ist mit Auffermann und der Pleite von Hanserad befasst. In einem Bermudadreieck von Ärztevereinigung, Staatsanwaltschaft und vorläufiger Unternehmensführung drohen Ärzte, Mitarbeiter und Tausende Patienten auf der Strecke zu bleiben. Insolvenzverwalter Heiko Fialski ringt mit seinem Kollegen Gideon Böhm um eine Fortführung der verschachtelten Gruppe. Im Gespräch mit dem Abendblatt machte Fialski der KV Hamburg schwere Vorwürfe. "In Hamburg hat die Öffentlichkeitsarbeit der KV dazu geführt, dass Patienten und Mitarbeiter verunsichert werden. Die KV hat die Entscheidung des Zulassungsausschusses, den Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) die Zulassung zu entziehen, in einer Pressemitteilung veröffentlicht - ohne einen möglichen Widerspruch abzuwarten oder die Hanserad Radiologie selber zu informieren." Zwei Tage später habe die KV auf ihrer Homepage "winzig klein" dargestellt, dass die Behandlung weitergehen könne.

Fialski sagte, ein potenzieller Käufer habe sich den Mitarbeitern bereits vorgestellt. "Das ist ein größerer radiologischer Praxenverbund aus dem süddeutschen Raum." Von 200 Mitarbeitern würden 140 oder 150 nach der Sanierung bleiben. "Die Mitarbeiter sind sehr motiviert und können in der aktuellen Anzahl die qualitativ hochwertige medizinische Versorgung der Patienten sicherstellen." Hanserad sei in die Insolvenz gegangen, weil "die Investitionen in die Diagnoseklinik am Stephansplatz alleine aus den laufenden Einnahmen finanziert worden" seien.

Fialski sagte, die Strafverfahren gegen Auffermann würden den Verkauf nicht beeinträchtigen. Zwar gehörten zu den Gläubigern auch die Krankenkassen. "Sie haben Rückforderungen wegen möglicherweise falsch abgerechneter Kontrastmittel in Höhe von etwa 20, 25 Millionen Euro." Doch die Insolvenzverwalter würden mit dem Übernehmer einen "Asset Deal" machen, "bei dem der Übernehmer die Leasingverträge und Mitarbeiter übernimmt und eine völlig neue GmbH betreibt". Doch das ganze Verfahren hänge davon ab, wie schnell die Arztsitze übertragen werden können.

Das ganze Interview mit Heiko Fialski unter www.abendblatt.de/hanserad