Stuttgart. Daimler-Chef Dieter Zetsche und Aufsichtschef Manfred Bischoff müssen sich morgen bei der Hauptversammlung auf scharfe Kritik einstellen. Neben Kleinaktionären werden auch Fonds wie DWS, Union Investment und Deka dem Management wegen der unterdurchschnittlichen Entwicklung des Aktienkurses sowie dem Eklat um Zetsches Wiederbestellung die Leviten lesen. Um ihre Entlastung müssen Vorstand und Aufsichtsrat dennoch nicht bangen, da die von Kleinaktionären eingereichten Anträge kaum Aussicht auf eine Mehrheit haben.

Größtes Sorgenkind ist die Pkw-Sparte Mercedes-Benz, die weniger Autos als BMW und Audi verkauft und auch dem Massenhersteller Hyundai bei der Rendite hinterherfährt. Die Schwaben haben durch die Eigenfertigung von Getrieben oder Sitzen deutlich mehr Personal an Bord und brauchen länger als Wettbewerber, um ein Fahrzeug vom Band rollen zu lassen. Die Produktionskosten liegen höher als bei den bayerischen Wettbewerbern, die im Boomland China immer weiter davoneilen. Mit einer deutlichen Verbesserung der Ertragskraft rechnet Finanzchef Bodo Uebber frühestens 2015.

Das von Zetsche nach einer Gewinnwarnung im Herbst trotz Rekordverkaufszahlen verkündete Mercedes-Sparprogramm "Fit for Leadership" hätte den Manager Ende Februar beinahe den Job gekostet. Denn die Arbeitnehmerbank verweigerte ihm zur Überraschung von Chefaufseher Bischoff im Aufsichtsrat die Gefolgschaft und stimmt Zetsches erneuten Bestellung bis Ende 2016 nur unter einer Bedingung zu: Sein bei der Arbeitnehmerbank unbeliebter Kompagnon und Mercedes-Produktionschef Wolfgang Bernhard musste zu Monatsbeginn mit Truck-Chef Andreas Renschler den Posten tauschen. Damit bleiben Bischoff noch gut drei Jahre, um in den eigenen Reihen einen neuen Vorstandschef aufzubauen oder von außen anzuheuern: Eine nochmalige Bestellung Zetsches werde es mit der Arbeitnehmerbank nicht geben, sagte jüngst ein Aufsichtsrat der Nachrichtenagentur Reuters.