Experten diskutieren auf internationalem Energieforum in Hamburg. Deutsche Firmen als Partner sehr gefragt. Investitionen in Energiesektor.

Hamburg. Der afrikanische Kontinent bietet für die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren neue Investitions- und Wachstumschancen. Das gelte besonders für den Aufbau der Energieinfrastruktur, sagte Stefan Liebing, Vorsitzender des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, am Montag zum Auftakt des Deutsch-Afrikanischen Energieforums in Hamburg. So werde zum Beispiel die gegenwärtige afrikanische Kapazität zur Stromerzeugung von 125 Gigawatt bis zum Jahr 2040 auf 700 Gigawatt steigen. Die Staaten Afrikas wollen bis dahin bis zu einer Billion Euro in den Energiesektor investieren. Für deutsche Unternehmen sei ein Anteil von rund 80 Milliarden Euro erreichbar.

"Jetzt ist der Zeitpunkt für deutsche Unternehmen, intensiv nach Afrika zu schauen", sagte Liebing. In fast allen Ländern gebe es Entwicklungen in die richtige Richtung. Die Korruption gehe zurück, die Investitionssicherheit steige, die gesetzlichen Rahmenbedingungen hätten sich verbessert. "Die deutsche Wirtschaft hat einen Lern- und Nachholbedarf", sagte der Vereinsvorsitzende. "Sie muss Afrika auf den Radarschirm nehmen. Afrika ist so weit." In der Korruptionsliste der Organisation Transparency International seien 33 der 54 afrikanischen Länder besser bewertet als Russland. Und durch die Erlöse aus der Förderung von Rohstoffen sei in vielen Ländern genug Liquidität vorhanden, um den Aufbau der Energieinfrastruktur zu finanzieren.

Das sei die Voraussetzung für alle weitere wirtschaftliche Entwicklung.

Afrika werde in den kommenden Jahren mit Wachstumsraten von mehr als fünf Prozent ein Motor der Weltwirtschaft werden, sagte Liebing. In einigen Ländern werde ein zweistelliges Wachstum erreicht, wenngleich von einem niedrigen Niveau. "Wenn sich dort die ersten Schwellenländer entwickeln, sollten wir schon da sein." Kein Land habe einen so guten Ruf in der Energietechnik und eine so breite Palette an Produkten wie Deutschland.

Es gehe nicht nur darum, Produkte zu verkaufen, sondern Problemlösungen im Paket anzubieten, von der Planung über die Finanzierung bis schließlich zum Bau von Infrastruktur. Deutsche Unternehmen könnten auch in der Konkurrenz mit China bestehen, das sich dort sehr engagiere. Die deutschen Produkte seien qualitativ höherwertig und langlebiger. In Afrika gebe es auch ein wachsendes Interesse für erneuerbare Energien.

Zum Deutsch-Afrikanischen Energieforum kommen in Hamburg an zwei Tagen insgesamt rund 430 Teilnehmer zusammen, davon die Mehrzahl aus Afrika. Sie diskutieren dabei alle wesentlichen Themen der deutsch-afrikanischen Energiebeziehungen, von der Förderung von Erdöl und Gas über die Stromwirtschaft bis hin zum effizienten Einsatz von Energie.