Über Diskriminierung und Sexismus diskutierten 160 Schüler mit Senator Ties Rabe. Ihre Forderungen: Fortbildungen für Lehrer zu diesen Themenbereichen sollten verpflichtend sein.

Eimsbüttel. In der Grundschule riefen die anderen Kinder Lisa "Schokolade" zu. Später in der fünften Klasse wurde daraus "Neger", und ihre Mitschülerin Yaa-Biaa galt als "Affe" oder "neger-tiv". Beide Mädchen haben Elternteile, die aus Burkina Faso beziehungsweise Ghana stammen. In der Pubertät kamen bei Yaa-Biaa zu den rassistischen Bemerkungen auch noch sexistische Sprüche hinzu, wie "Tittenmonster".

Die beiden heute 18-Jährigen von der Stadtteilschule Süderelbe waren Teilnehmer beim 27. Schülerforum gegen Gewalt. Rund 160 Schüler diskutierten über Mobbing, Diskriminierung, Sexismus und Rassismus. Ihre Forderungen an den anwesenden Schulsenator Ties Rabe (SPD): Fortbildungen für Lehrer zu diesen Themenbereichen sollten verpflichtend sein.

"Wir wollen ein Zeichen setzen gegen Gewalt an Hamburgs Schulen", sagte Yasemin Cec, Landesvorsitzende der Schülerkammer. Das sei ein alltägliches Problem. "Wir wollen noch mehr Lehrer- und Schülerfortbildungen, auch von externen Experten. Es ist wichtig, dass die Leute Bescheid wissen. Die Aufgaben des Lehrers hören schließlich nicht mit dem Ende der Schulstunde auf", so Yasemin Cec. Am besten sei es, wenn Mitschüler entsprechend fortgebildet werden, um gleichaltrigen Opfern von Mobbing und Diskriminierung helfen zu können.

Sie selbst hat auch Erfahrungen mit Mobbing. Damals war die heute 20-Jährige von der Stadtteilschule Alter Teichweg etwa zwölf Jahre alt und wurde wegen ihres Aussehens geärgert. "Es waren vor allem die Mädchen. Die wissen genau, wie sie einen treffen können", sagt Yasemin Cec heute. Jeder Schüler kenne diese Erfahrungen. Ob Projekte und Fortbildungen für Lehrer und Schüler tatsächlich verpflichtend würden, das "müssen wir sorgfältig überlegen", so Senator Ties Rabe.

Bei Lisa, die wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert wurde, kam es zum Zusammenbruch. "Eines Tages, im Vertretungsunterricht, konnte ich nur noch weinen", sagt sie. Ein Gespräch mit der Klassenlehrerin brachte vorübergehend Besserung. In der siebten Jahrgangsstufe, als sich die Klasse neu zusammensetzte, wurde es noch ein wenig besser. Dennoch: "Rassismus ist immer noch ein alltägliches Problem."

Eine Lösung sehen die Schüler darin, die Klassengemeinschaft fortlaufend zu stärken, durch einen Tag im Halbjahr beispielsweise, an dem die Klasse etwas gemeinsam unternimmt.

Mobbing sei ein immer wiederkehrendes Problem, sagte Christian Böhm, bei der Schulbehörde zuständig für Gewaltprävention. Zehn Prozent aller Schüler hätten bereits Erfahrung damit. "Mit den neuen Medien nimmt das Problem weiter zu", so Böhm.

Vor allem das sogenannte Cybermobbing, also das Demütigen und Beschimpfen im Internet und in sozialen Netzwerken, steige an. Und auch beim Thema Sexismus sei die Behörde aufmerksam. Zwar seien 50 gemeldete Fälle pro Jahr nur ein geringer Anteil, "aber wir müssen von Anfang an dagegen angehen", so Böhm. Es gibt diverse Maßnahmen zum Sozialtraining in der Schule und Projekte, die Namen tragen wie "Faustlos", "Aktion mobbingfreie Schule. Gemeinsam Klasse sein" oder "Koole Kerle, Lässige Ladies", die alle die Themen Mobbing oder Diskriminierung behandeln. Christian Böhm: "Es gibt kein Rezept. Es muss ein Strauß von Maßnahmen sein."