Debatin will die öffentliche Wirkung des Wirtschaftsrats erhöhen. Landesverband wählt auch Ex-Ministerin Özkan in den Vorstand.

Hamburg. Führungswechsel im Wirtschaftsrat der CDU: Prof. Jörg Debatin, Vorstandsvorsitzender des Labordienstleisters amedes Holding AG, steht seit Mittwochabend an der Spitze des Landesverbands des Wirtschaftsrats. Die Mitglieder wählten den früheren Ärztlichen Direktor des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) mit überwältigender Mehrheit zum Nachfolger des Rechtsanwalts Matthias Leutke, der aus beruflichen Gründen nicht wieder kandidiert hatte.

Neu in den Vorstand des Vereins wurde Aygün Özkan gewählt, bis zur Landtagswahl im Januar niedersächsische Sozialministerin. Özkan, die wieder in Hamburg lebt und als Rechtsanwältin arbeitet, war von 2008 bis 2010 CDU-Bürgerschaftsabgeordnete. Der frühere Abendblatt-Chefredakteur Menso Heyl ist neuer Landesgeschäftsführer der CDU-nahen Organisation.

Debatin will die öffentliche Wirkung des Wirtschaftsrats erhöhen. "Wir wollen uns etwas mehr inhaltlich rühren und prononcierter werden", sagte der Mediziner. Gleichzeitig betonte der Landesvorsitzende die Unabhängigkeit des Wirtschaftsrats von der CDU. "Wir sind keine Parteigliederung und waren auch zu CDU-Regierungszeiten bisweilen kritisch gegenüber dem Senat", sagte Debatin, der die gute Kommunikation zwischen der Wirtschaft und dem jetzigen SPD-geführten Senat betonte. "Das liegt in erster Linie an der Persönlichkeit von Wirtschaftssenator Frank Horch", sagte der Ex-UKE-Chef.

Für den Wirtschaftsrat sei die Fortsetzung des finanziellen Konsolidierungskurses des Senats wichtig. "Eine stärkere Rolle des Staates in der Wirtschaft sehen wir kritisch. Er sollte nur Regulativ sein, nicht selbst als Unternehmer tätig werden." Als Negativbeispiel nannte Debatin die Diskussion über den Rückkauf der Energienetze, die der Wirtschaftsrat generell ablehnt. "Bürgermeister Olaf Scholz hat das Problem, begründen zu müssen, warum 100 Prozent Besitz nicht besser sind als die 25,1 Prozent, die die Stadt bereits erworben hat", sagte Debatin.

Auf die Frage nach der wirtschaftspolitischen Kompetenz der CDU antwortete der neue Landesvorsitzende nicht direkt: "Die CDU ist in einer nicht einfachen Verfassung. Wir beraten die Partei gern in dem, was wir aus Sicht der Wirtschaft für sinnvoll halten."

Özkan will vor allem ihre Erfahrung als Ministerin in Niedersachsen und ihre dort erlangte Sicht "aus Richtung Süden auf die Stadt" einbringen. "Hamburg ist immer dann stark, wenn es abgestimmt mit den norddeutschen Ländern vorgeht", sagte Özkan. Das gelte nicht zuletzt für große Infrastrukturprojekte wie die westliche und östliche Elbquerung.