Nach Insolvenz von Hanserad fordern Beschäftigte eine Firmenübernahme. Untergetauchter Unternehmer verlangt fünf Millionen Euro.

Blankenese/Bergedorf. Die Mitarbeiter der insolventen Klinikgruppe Hanserad haben sich in einem dramatischen Appell an die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) gewandt, um ihre Arbeitsplätze zu retten. In einem Brief, der dem Abendblatt vorliegt, heißt es: "200 Arbeitsplätze in der Hamburger Gesundheitswirtschaft sind gefährdet, weil die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KV) eine Übernahme der seit März insolventen Hanserad Radiologie verhindert. Wenn in der Konsequenz unsere Hamburger Standorte in Bergedorf und in Blankenese geschlossen werden, müssen Patienten mit deutlich längeren Wartezeiten für beispielsweise MRT- und CT-Untersuchungen rechnen." Das sei vor allem für besonders kranke Patienten nicht hinnehmbar.

Außerdem sei die medizinische Versorgung im Bergedorfer Krankenhaus Bethesda in Gefahr. Die Senatorin solle auf die KV einwirken, um eine Übernahme zu ermöglichen.

Doch im Zulassungsausschuss der KV sitzen Ärzte und Krankenkassen, sagte der Vizevorsitzende der KV, Walter Plassmann, dem Abendblatt. Die würden über das Übernahmeangebot entscheiden, nicht die Spitze der KV. Die KV muss vermutlich sogar Hanserad die Zulassung entziehen, weil dem untergetauchten Besitzer Professor Wolfgang Auffermann massiver Abrechnungsbetrug in Millionenhöhe vorgeworfen wird. In der vergangenen Woche hatte es bundesweit Razzien der Staatsanwaltschaften gegeben. Um die Praxiskliniken fortzuführen, könnte auch ein angestellter Arzt eine Zulassung beantragen. Doch das blockiert offenbar Auffermann. Der Radiologe "hat unsere Praxen und Büros seit mehreren Monaten nicht mehr betreten, geschweige denn irgendeine andere Verantwortung für sein Unternehmen und seine Mitarbeiter übernommen", heißt es in dem Brief an die Senatorin. Nach Abendblatt-Informationen hat Auffermann fünf Millionen Euro gefordert, damit ein anderer Arzt die Zulassung erhalten kann. Das haben die Insolvenzverwalter abgelehnt. Geld dafür wäre auch gar nicht vorhanden.

Auffermann "spiele ein eigenes Spiel auf unsere Kosten", so die Mitarbeiter. 20 Angestellten sei bereits gekündigt worden. Senatorin Prüfer-Storcks versprach Hilfe. Man habe "selbstverständlich Verständnis für die Sorgen" der Mitarbeiter und wolle die Patientenversorgung sicherstellen. Die Kassenärztliche Vereinigung werde die Senatorin informieren.