Hamburger Modekette will in diesem Jahr 100 Filialen eröffnen. Übernahme der Kette Bonita schmälert aber Gewinn. Keine Dividende für Aktionäre.

Hamburg. Durch seine starke Expansion und die Übernahme des Konkurrenten Bonita entwickelt sich der Hamburger Modekonzern Tom Tailor immer mehr zum Jobmotor. 2013 sollen schwerpunktmäßig in Deutschland, Österreich und der Schweiz 60 Tom-Tailor- und rund 40 Bonita-Geschäfte eröffnet werden, wie der Vorstandsvorsitzende Dieter Holzer am Dienstag ankündigte. "Dadurch wird sich auch die Zahl unserer Mitarbeiter um rund 400 erhöhen", sagte der Firmenchef dem Abendblatt. "Wir verfügen jetzt über zwei etablierte Dachmarken sowie sich ergänzende Stärken und haben damit optimale Voraussetzungen, um weiter beschleunigt zu wachsen", so Holzer weiter.

Schon im vergangenen Jahr stockte das Hamburger Unternehmen die Zahl der Beschäftigten in den eigenen Läden und in der Zentrale kräftig um mehr als 400 auf fast 2000 auf. Zudem kamen durch den Kauf von mehr als 900 Bonita-Filialen rund 4000 weitere Mitarbeiter zu dem Konzern hinzu.

Bonita bedient im Gegensatz zu Tom Tailor eine etwas ältere Zielgruppe ab 40 Jahren, wodurch es dem Konzern laut Holzer gelungen ist, seinen Kundenstamm erheblich zu erweitern. Die Integration der Kette in das gesamte Unternehmen ist allerdings komplex und zählt daher neben der weiteren Expansion zu den Hauptaufgaben des Tom-Tailor-Vorstands im laufenden Jahr. Schwerpunkt sei der Aufbau einer gemeinsamen Infrastruktur, wodurch auch die Zeit für die Entwicklung neuer Produkte bei Bonita weiter verkürzt werden soll. Zudem werde an den Bereichen Merchandising und Logistik gearbeitet.

Spätestens im dritten Quartal soll zudem ein eigener Internetshop von Bonita online gehen, der von der im schleswig-holsteinischen Oststeinbek ansässigen E-Commerce-Sparte von Tom Tailor mitbetreut wird.

Beim Umsatz könnte Tom Tailor mit der übernommenen Kette im Rücken nun erstmals die Schwelle von einer Milliarde Euro erreichen. Man peile in jedem Fall Erlöse von mehr als 900 Millionen Euro an, erklärte Holzer. Die bereinigte operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) soll auf zwölf (Vorjahr: 8,7) Prozent steigen. Mittelfristig, also bis 2017, soll sogar eine Marge von 15 Prozent möglich sein, wie der Vorstandschef den Aktionären versprach.

Bereits 2012 sorgte der Zukauf von Bonita für einen Umsatzsprung, der noch durch das florierende Onlinegeschäft und den Ausbau der eigenen Ladenkette von Tom Tailor beflügelt wurde. Insgesamt schnellten die Erlöse um 53 Prozent auf 629,7 Millionen Euro in die Höhe. 154 Millionen Euro davon entfielen auf Bonita, wobei der Umsatz zunächst nur für die Monate August bis Dezember konsolidiert wurde.

Dass die übernommene Kette allerdings noch nicht optimal aufgestellt ist, zeigt die Tatsache, dass sich Bonita in den letzten fünf Monaten des vergangenen Jahres nicht vom generell negativen Trend auf dem Bekleidungsmarkt absetzen konnte und ein Umsatzminus von 1,2 Prozent verbuchte. Der Marke Tom Tailor gelang dies hingegen schon: Der Umsatz der eigenen Läden und des Internethandels stieg im Jahr 2012 um ein Drittel auf 206 Millionen Euro.

Beim Gewinn wirkte sich der Zukauf zunächst einmal negativ auf den Konzern aus. Transaktionskosten schmälerten den Überschuss von Tom Tailor und ließen die Nettoverschuldung um mehr als das Dreifache ansteigen. Auch gestiegene Marketingkosten für einen TV-Spot und die Umstellung der Beschaffungsstrukturen in Asien sorgten letztlich dafür, dass das Periodenergebnis von 10,1 auf 3,1 Millionen Euro zurückging. Daher werden die Aktionäre für 2012 auch keine Dividende erhalten.