Laut Mieterverein muss ein durchschnittlicher Haushalt mit Zusatzausgaben von rund 100 Euro rechnen. Budget des Räumdienstes reicht aus.

Hamburg . Schneefall, Dauerkälte, Eisglätte - der nicht endende Winter kommt Hamburger Bürger und die öffentliche Hand teuer zu stehen. Nach einer Prognose des Mietervereins zu Hamburg dürfte die nächste Heizkostenabrechnung rund zehn Prozent höher ausfallen als die für das Jahr 2012, weil die Haushalte wegen der anhaltenden Kälte mehr heizen müssen. Bei einer 70 Quadratmeter großen Wohnung wird also ein Aufschlag von rund 100 Euro fällig - laut Mieterverein liegen die Heizkosten bei etwa 1,10 Euro pro Quadratmeter im Monat und jährlich damit bei fast 1000 Euro. "Legen Sie jetzt Geld beiseite, verlassen Sie sich nicht darauf, dass der kommende Dezember mild wird", sagt Siegmund Chychla, Geschäftsführer des Mietervereins. Die Betriebskostenvorauszahlungen dürften Vermieter aufgrund der aktuellen Wetterlage allerdings nicht erhöhen. Chychla: "Alleinige Grundlage für eine entsprechende Erhöhung darf das Jahr 2012 sein." Und im Vorjahr seien die Heizkosten durch die nicht allzu strengen Kältephasen am Jahresanfang und -ende moderat ausgefallen.

Unabhängig von den Auswirkungen der anhaltenden Kälte müssen Mieter durch Preiserhöhungen der Energieversorger seit einigen Jahren steigende Heizkosten schultern. Die Öl- und Gaspreise schwanken stark, deshalb ließe sich nicht genau beziffern, wie viel den Verbrauchern zusätzlich aufgebürdet worden sei. Wer Heizkosten sparen will, sollte jedoch auf keinen Fall die Heizung über einen längeren Zeitraum ausschalten. "Wer so handelt, riskiert eine feuchte Wohnung", sagt Chychla.

Nicht nur Hamburger Mieter, auch die städtischen Einrichtungen, müssen tiefer in die Tasche greifen. So hat das Bezirksamt Eimsbüttel 2012 im Vergleich zu 2011 rund 52.000 Kilowattstunden mehr verbraucht, dadurch haben sich die Kosten um 7000 Euro erhöht. Durch den regnerischen Januar sei aber davon auszugehen, dass die Kosten in den ersten drei Monaten 2013 nicht höher liegen als im ersten Quartal 2012, sagt Sprecherin Aileen Röpcke. In den Schulen hingegen verursache die Kälte nur "marginale Heizkostenschwankungen", sagt Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde. Denn: "Die Schulen werden ohnehin beheizt."

Zumindest bezogen auf die gesamte Saison halten sich die bisherigen Ausgaben für den Winterdienst, der jährlich rund zwölf Millionen Euro von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt erhält, noch in Grenzen. Was vor allem daran liegt, dass der Winter bis Ende 2012 relativ mild verlaufen ist. "Wir bewegen uns im Rahmen der üblichen Kostenschwankungen", sagt Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung. Er sei "teurer als 2011/12, billiger als 2009/10 und vergleichbar mit 2010/11". So musste der Winterdienst in der Saison 2011/12 lediglich zu neun Großeinsätzen ausrücken, im Jahr 2012 waren es insgesamt 22. Aber: Seit Anfang Januar bewältigte der städtische Dienstleister bereits 18 Großeinsätze mit 110 Streufahrzeugen. Hohe Kosten verursachen laut Fiedler dabei vor allem die privaten Unternehmer, die bei solchen Extremlagen von der Stadtreinigung beauftragt werden. Der Winterdienst räumt unter anderem Hauptverkehrsstraßen, Bustrassen und Haltestellen - insgesamt mehr als 2500 Streckenkilometer.

Bis zum 19. März hat die Stadtreinigung 17.500 Tonnen Streusalz ausgebracht, davon allein fast 3500 Tonnen seit dem Wintereinbruch am 9. März. 5000 Tonnen befinden sich noch in den Depots. "Das wird auf jeden Fall reichen", sagt Fiedler. Ob das Budget für noch eine weitere extreme Kälteperiode mit heftigen Schneefällen am Jahresende reicht, ist indes unklar. "Wir können nur hoffen, dass der Winter 2013/14 milde ausfällt", sagt Fiedler.

Am heutigen kalendarischen Frühlingsanfang erinnert der Norden eher an die Tundra. Am Dienstag erzwangen Schnee und Eis eine Komplettsperrung des Flughafens, zwischen 9.15 und 9.45 Uhr durfte dort kein Flieger landen oder abheben. Die Witterungsverhältnisse ähneln denen im März 2006, als Hamburg ebenfalls unter einer dicken Schneedecke lag. Eine baldige Besserung ist aktuell nicht in Sicht. "Es bleibt kalt, besonders die Nacht zu Freitag wird mit minus sechs Grad sehr frostig", sagt Niklas Weise vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation (IWK). Schuld ist ein Hoch über Skandinavien und ein strammer Wind, der klirrend kalte Luft aus Osteuropa in den Westen schaufelt. Frühestens Mitte nächster Woche steigen die Temperaturen auf bis zu neun Grad. Weise: "Doch sicher ist das bisher noch nicht."