Sabine W., 52, fielen beim Burn-out ihres Mannes zuerst seine Stimmungsschwankungen auf. "Das wechselte zwischen Hyperaktivität und Lethargie. An einem Tag hat er Pläne gemacht, am nächsten hat er sich zurückgezogen." Kennengelernt haben sich die beiden vor 14 Jahren. "Damals waren wir wie zwei gegen den Rest der Welt, brauchten keine anderen Menschen."

Als seine Probleme anfingen, dachte Sabine W. zuerst, es liege an ihr. "Ich habe mich immer für einen offenen, empathischen Menschen gehalten. Doch dann machte er mir Vorwürfe, wie ich so fröhlich sein könne, während es ihm so schlecht gehe." Wenn ihr Mann in einer dieser Phasen war, fühlte auch sie sich einem Gefühlschaos ausgesetzt, das geprägt war von Hilflosigkeit, Überforderung und Ärger, aber auch von Mitgefühl, Beharrlichkeit und Liebe.

Heute versteht sie die Probleme ihres Mannes besser, fühlt sich nicht mehr schuldig. Sie achtet mehr darauf, Zeit für sich zu haben, um Kraft zu tanken. Und sie hat noch feinere Antennen für die Stimmungen ihres Mannes entwickelt: "Ich sehe jetzt viel eher, wenn es ihm schlecht geht." In solchen Phasen haben sich die beiden früher verbal sehr verletzt. "Heute versuchen wir, uns mehr zurückzuziehen, sodass jeder für sich ist und keine Schuldzuweisungen mehr stattfinden."

Auch der Umgang mit Nähe und Distanz hat sich für Sabine W. verändert. "Wenn es ihm gut ging, sind wir ganz eng gewesen. Ging es ihm schlecht, war ich nicht mehr vorhanden. Das nehme ich heute nicht mehr persönlich. Ich weiß jetzt, dass es vorbeigeht, und kenne die Ursachen."

* Name von der Redaktion geändert