18,5 Millionen Euro stehen für das Christentreffen bereit. Allein die Stadt investiert 7,5 Millionen Euro - und hofft auf einen Imagegewinn.

Hamburg. Sirkka Jendis, die Geschäftsführerin des Hamburger Kirchentages, zeigt einen Zettel, auf dem exakt 16 Zahlen stehen. Alle sind mindestens fünfstellig. Es ist der Kosten- und Finanzierungsplan für das große evangelische Christentreffen, das vom 1. bis 5. Mai in Hamburg stattfindet. Während Prominente wie NDR-Moderator Yared Dibaba mit einer winterlichen Paddeltour für die Übernachtungsaktion "Koje frei" werben - und zwar gegen Gotteslohn - geht es bei den Organisatoren häufig um bare Münze. Rund 18,5 Millionen Euro sind für den vierten Hamburger Kirchentag im Topf.

Und am Ende sollten die Ausgaben nicht höher als die Einnahmen sein. Weshalb auf dem Zettel von Sirkka Jendis ganz unten steht: Summe Einnahmen: 18.494.005 Euro. Summe Ausgaben: 18.494.005 Euro. So jedenfalls will es der Plan.

Die Freie und Hansestadt Hamburg trägt rund 40 Prozent der Kosten und zahlt 7,5 Millionen Euro an den Kirchentag. Bereits in einer Drucksache vom 17. März 2009 hatte der Senat der Bürgerschaft die Absicht mitgeteilt, dieses protestantische Laientreffen mit 7,5 Millionen Euro zu unterstützen. Beim Hamburger Kirchentag im Jahr 1995 lag der Anteil der Hanseaten bei knapp 42 Prozent der Gesamtkosten (4,76 Millionen Euro). In der Senats-Drucksache hieß es, dass sich die Durchführung des Kirchentages "erneut in vielerlei Hinsicht positiv auf die Stadt auswirke".

Verwiesen wurde in diesem Zusammenhang auf den Imagegewinn, eine umfassende Medienberichterstattung und die Qualifikation Hamburgs für weitere Großveranstaltungen. Schließlich werden mehr als 100.000 Dauerteilnehmer erwartet. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) erklärte nun: "Hamburg ist froh, zum vierten Mal Gastgeber dieses Fests des Glaubens sein zu dürfen, das so gut zum Charakter von Deutschlands nördlichster Metropole passt: stets offen für Neues und geprägt von besonderer Herzlichkeit, Toleranz und Vielfalt."

Selbst der Steuerzahlerbund, sonst kritischer Wächter öffentlicher Kassen, findet den freien Zuschuss der Freien und Hansestadt an die Christen in Ordnung. Geschäftsführer Marcel Schweitzer sagte dem Hamburger Abendblatt: "Grundsätzlich spricht nichts gegen eine finanzielle Unterstützung durch die Stadt, da sich die Zuwendung in Höhe von 7,5 Millionen Euro durch die generierten Umsätze der Teilnehmer amortisieren dürfte."

Tatsächlich geben die Kirchentagsgäste in den Metropolen, wo das Christentreffen im Rhythmus von zwei Jahren stattfindet, beträchtliche Summen in den Gaststätten, Hotels und im Einzelhandel aus. Beim Kirchentag in Bremen waren es im Jahr 2009 rund 21 Millionen Euro. Einer kircheninternen Analyse zufolge gehören Kirchentagsgäste einem solventen Bildungsbürgertum an. Sie sind im Durchschnitt 37 Jahre alt, unternehmungslustig, kulturell und touristisch interessiert.

Vor diesem Hintergrund betont der Hamburger Steuerzahlerbund: "Gegenwärtig bietet sich für uns keinen Anlass, die Zuwendung bzw. die geldwerten Leistungen der Stadt für den Veranstalter zu kritisieren." Neben den 7,5 Millionen Euro stellt die Stadt Tausende von kostenlosen Gemeinschaftsunterkünften bereit. Außerdem gibt es eine Kooperation mit den Betrieben im ÖPNV. Weitere Einnahmen im Deutschen Evangelischen Kirchentag werden durch eigene Tagungsbeiträge und Spenden (5,7 Millionen Euro), kirchliche Zuschüsse (4,25 Millionen) sowie aus Zuwendungen durch das Bundesinnenministerium (400.000 Euro) und Projektmittel (594.000 Euro) erzielt. Bislang seien eine Million Euro Spendengelder gesammelt worden, fügt Kirchentagssprecherin Heike Rechkemmer hinzu.

Die Veranstaltungskosten (12,9 Millionen Euro) sowie die Betriebs-, Verwaltungs- und Personalkosten (5,5 Millionen Euro) sind die entscheidenden Posten auf der Ausgabenseite. Allein für die Orte der 2500 Veranstaltungen sind sechs Millionen Euro sowie für die Personalkosten 4,2 Millionen Euro fällig. Relativ hoch sind auch die Ausgaben für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit (1,2 Millionen Euro).

Auf Kritik in der Öffentlichkeit ist unterdessen die Quartierpauschale von 21 Euro gestoßen. Wer eines der 12.000 Privatquartiere bezieht, für die Prominente wie Yared Dibaba und Jörg Pilawa werben, oder eine Koje in einer Gemeinschaftsunterkunft bekommt, wird pauschal mit 21 Euro für alle Nächte zur Kasse gebeten. Die Organisatoren halten den Betrag für angemessen und verweisen auf den zusätzlichen Versicherungsschutz für Gäste und Gastgeber, Reinigungsarbeiten in Schulen und Turnhallen sowie Informationsmaterial. Als moderat werden auch die Eintrittspreise bewertet. Eine Dauerkarte für fünf Tage kostet 89 Euro; sie umfasst auch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. "Der Preis wurde gegenüber den Kirchentagen 2011 und 2009 nicht erhöht", sagt Heike Rechkemmer. Und Gastgeber bekämen jeweils zwei Tageskarten kostenlos. Der Steuerzahlerbund jedenfalls wird den Verlauf des Kirchentages mit Argusaugen verfolgen. Abgerechnet wird bekanntlich zum Schluss. Geschäftsführer Schweitzer: "Erst nach Abschluss der Veranstaltung wird man überprüfen können, ob Steuergelder verschwendet wurden."