Jeden Tag verschwinden fast 40 Räder. Zahl der Diebstähle steigt 2012 auf Rekordhoch. Nur 3,6 Prozent der Fälle aufgeklärt.

Hamburg. In kaum einer anderen deutschen Großstadt werden je Einwohner so viele Fahrräder gestohlen wie in Hamburg: Jeden Tag verschwinden fast 40 Räder, allein im vergangenen Jahr zählte die Polizei 13.991 Diebstähle. Das ist ein Anstieg von noch einmal 3,9 Prozent im Vergleich zu 2011 und der höchste Stand seit Jahren. Die Chance der Opfer, ihr Rad wiederzubekommen, ist dagegen weiter gesunken. Die Aufklärungsquote fiel um weitere 0,2 Punkte auf nur noch 3,6 Prozent. Nur 385 Fahrraddiebe - vor allem Jugendliche - wurden im vergangenen Jahr festgenommen.

Schon 2011 lag Hamburg bei der Häufigkeitszahl in diesem Deliktsbereich auf einem der vorderen Plätze: 775 Fahrräder je 100.000 Einwohner wurden entwendet. Das waren mehr als in Berlin. In diesem Jahr stieg diese sogenannte Häufigkeitszahl auf 777.

Gestohlen wird überall. Vor dem Supermarkt, von Dachböden, aus Garagen. Am häufigsten allerdings greifen die Diebe auf der Straße zu. Besonders gefährdet seien "die Abstellplätze vor Schwimm- und Sporthallen oder vor Fitnessstudios", sagt Manfred Hartung, Sicherheitsexperte bei FahrradCenter Harburg, einem der großen Händler der Stadt. Der Täter könne dort davon ausgehen, dass der Besitzer für längere Zeit abwesend ist.

"Die klassischen Fehler sind, das Rad nur mit dem Vorderreifen anzuschließen oder zwei Räder aneinanderzuketten", sagt Hartung. "Dann sind beide Räder weg. Diebe kommen oft mit einem Kleinbus vorgefahren, laden sie ein und knacken dann später in Ruhe das Schloss." Sein Tipp: Fahrräder gut einsehbar in belebten Ecken abstellen und mit einem sogenannten Faltschloss anschließen. "Es ist so sicher wie ein Bügelschloss, aber flexibler und handlicher." Kabelschlösser oder Panzerkabel seien zwar günstiger, hier könnten Täter aber leichter mit Bolzenschneidern ansetzen. Zugleich warnte der Experte vor Billigschlössern. Die Diebe setzten dann ein sogenanntes Picking-Tool ein, mit dem sich billige Schließmechanismen leicht öffnen lassen.

"Neben der Sicherung ist es auch wichtig, dass ein Fahrrad codiert ist", sagt Polizeisprecherin Karina Sadowsky. Bei diesem Verfahren wird eine Identifizierungsnummer in den Rahmen eingefräst, auf die die Polizei Zugriff hat und über die der Eigentümer identifizierbar ist. "So können wir Fahrräder überprüfen und sofort abfragen, ob es als gestohlen gemeldet ist", sagt die Hauptkommissarin. "Ein codiertes Fahrrad, das zeigt die Erfahrung, ist für einen Dieb weitaus weniger interessant."

Die Codierung kostet um die zehn Euro und ist in zehn Minuten erledigt. Auch in diesem Jahr wird es in Hamburg wieder 80 Codieraktionen der Polizei geben. Die Liste der Termine steht im Internet - unter www.hamburg.de/polizei/fahrradcodierung-np/.