St. Pauli. Der Platz vor der Jugendherberge auf dem Stintfang heißt jetzt Paula-Karpinski-Platz. Jana Schiedek (SPD), Senatorin für Justiz und Gleichstellung, lobte Paula Karpinski am Donnerstag während einer kleinen Feierstunde als "selbstbewusste Vorreiterin für Frauen in Hamburg und ganz Deutschland". Sie habe sich immer für die Gleichstellung eingesetzt - und das zu einer Zeit, als Frauen in der Politik nicht hoch angesehen waren. "Sie wollte keine Politik gegen Männer machen, aber mit ihnen."

Am Vortag des Internationalen Frauentags erinnerte Schiedek gemeinsam mit Bezirksamtsleiter Andy Grote, Susanne Karpinski, der Schwiegertochter der Verstorbenen, und Angela Braasch-Eggert vom Deutschen Jugendherbergswerk an die Leistungen der Hamburger Politikerin.

Die langjährige SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Paula Karpinski war im Jahr 2005 im Alter von 108 Jahren gestorben. Seit 1913 war die geborene Hamburgerin Mitglied der SPD, zwischen 1931 und 1933 Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde sie immer wieder verhaftet und im KZ Fuhlsbüttel eingesperrt. Nach dem Krieg nahm Paula Karpinski ihre politische Arbeit wieder auf und wurde 1946 als bundesweit erste Frau in ein Landeskabinett berufen.

Als Jugendsenatorin engagierte sie sich besonders für die Schaffung neuer Betreuungseinrichtungen und den Bau einer Jugendherberge am Stintfang. Die Fläche war ursprünglich für ein Hotel vorgesehen. "Paula Karpinski hat es verstanden, soziale Zwecke gegen wirtschaftliche Interessen durchzusetzen", lobte Angela Braasch-Eggert. Politik, habe sie mal gesagt, sei eine Sache des Herzens, nicht des Kopfs. Die SPD-Bürgerschaftsfraktion verleiht alle zwei Jahre den Paula-Karpinski-Preis, fördert damit bis heute beispielhafte Projekte der Jugendhilfe.