Genossenschaft will Backsteinbau am Elisabethgehölz durch Neubau ersetzen. Mieter geben nicht auf, aber die Reihen der Verbündeten lichten sich

Hamm. Es klingt trotzig. Nachdem Mitglieder der Bürgerinitiative "Rettet Elisa!" sich vor dem Backsteinensemble aufgestellt haben und ihr Transparent hochhalten, rufen sie in die laufenden Kameras im Chor: "Wir werden bleiben!" Eine junge Frau fügt hinzu: "Vor allem nach dem, was die Genossenschaft Montagabend geboten hat."

An diesem Abend hatte der runde Tisch, der über die Zukunft der Siedlung am Elisabethgehölz in Hamm berät, zum sechsten Mal getagt. Eigentlich hegten die Mieter bis zu diesem Zeitpunkt die Hoffnung, dass sie sich mit "ihrer" Vereinigten Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft (VHW) auf eine Sanierung ihrer Wohnhäuser werden einigen können.

Doch es kam anders. Das Management der Genossenschaft erklärte, man werde das historisch wertvolle Wohnensemble durch einen Neubau ersetzen. Neuere Berechnungen hätten ergeben, dass die Statik der Gebäude weitere Lasten nicht zulasse und die Häuser daher mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand nicht zu sanieren seien.

Die Wohnanlage am Elisabethgehölz ist eine jener Backsteinbauten, die Experten zum baukulturellen Erbe Hamburgs zählen. Die Wohnungen sind mit durchschnittlich 50 Quadratmeter ungewöhnlich klein und mit einem Mietpreis von 4,50 Euro pro Quadratmeter ziemlich günstig. Ein Abriss würde 122 Wohnungen betreffen.

Oberbaudirektor Jörn Walter hatte bis zuletzt für einen Kompromiss geworben. Nach seinen Vorstellungen könnte man die nach ihrer Zerstörung im Krieg (neu) errichteten Gebäude ersetzen. Die Gebäude aus den 1920er-Jahren, die an die Zeit des legendären Hamburger Oberbaudirektors Fritz Schumacher erinnern, sollten hingegen behutsam saniert werden.

Für die Genossenschaft ist wegen der Wohnungsbauinitiative des Senats ein Neubau allerdings günstiger. Neubauten werden derzeit mehr gefördert als eine Sanierung. Am Elisabethgehölz stellt die Stadt bei einem Neubau beispielsweise zinsgünstige Kredite und Zuschüsse in Höhe von rund 13,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Trotzdem hätten Politik und Baubehörde gern eine Teilsanierung des Backsteinensembles erreicht. Hinter den Kulissen wurden der VHW mehrere Angebote gemacht, auch eines, das die Sanierungskosten gesenkt hätte. "Insgesamt ist es schade, wenn die Häuser verloren gehen", sagt Dirk Kienscherf, Stadtentwicklungsexperte der SPD-Bürgerschaftsfraktion.

Die Mieter wollen aber nicht aufgeben und fordern von der Genossenschaft, die neuen Berechnungen vorzulegen. Der Architekt Joachim Reinig, der die Initiative betreut, hat massive Zweifel. Die Genossenschaft habe stets erklärt, sie wolle abreißen. "Die VHW hat so lange gesucht, bis sie technische Gründe für einen Abriss gefunden hat." Das vorgebrachte Argument, der beim Bau verwendete Mörtel bedinge einen Abriss, sei falsch, fügte Reinig hinzu. "Wenn das ein Grund für Abriss wäre, ist halb Hamburg bedroht."

Das Hauptproblem der Initiative besteht inzwischen in der Veränderung des politischen Umfelds. "Ihnen gehen die Verbündeten abhanden", sagt ein Insider. Dass am Montagabend lediglich die Oppositionsparteien mit am runden Tisch saßen, lässt die Vermutung zu, dass die regierende SPD sich mit dem Kompromiss abgefunden hat.

Kienscherf verweist denn auch darauf, dass der runde Tisch eine Reihe wichtiger Änderungen erbracht habe. Der Neubau wird jetzt öffentlich gefördert, sodass die Mieten auch künftig auf Sozialwohnungsniveau liegen werden. Ursprünglich hatte die VHW den Neubau frei finanzieren wollen, was Mieten von mehr als zwölf Euro pro Quadratmeter und einer Verdrängung sozial schwächerer Bewohner zur Folge gehabt hätte. Zudem können die 52 verbliebenen Mietparteien zurückkehren und werden pro Quadratmeter nur 5,90 Euro Miete zahlen müssen.

Philipp Jung von der Bürgerinitiative erklärte, er habe kein Vertrauen in die VHW mehr. "Wir glauben nicht, dass wir hierher zurückziehen können." Das sieht Kienscherf anders. "Die Verpflichtungen der Genossenschaft werden in einem Vertrag festgehalten."

Die Hoffnungen der Initiative ruhen jetzt auf dem Mieterverein. Dessen Vertreter Wilfried Lehmpfuhl machte deutlich, dass man die Mieter auch vor Gericht betreuen werde. Unterdessen üben sich einige Mieter in Zweckoptimismus. Als sie ihr Transparent zusammenrollen, sagt einer: "Wenn wir gewonnen haben, werden wir das Transparent der FDP schenken. Die Partei muss ja auch Angst haben, dass sie vertrieben wird - aus dem Bundestag."