Prozess wegen gewerbsmäßigen Betruges - zwei Männer sollen mit falschen Versprechungen Anleger um 2,8 Millionen Euro geprellt haben

Neustadt . Sie wollten das ganz große Geld machen und versprachen ihren Kunden eine risikofreie Investition. Doch die angebliche Sicherheit war letztlich nur Illusion, und am Ende gab es statt satter Gewinne offenbar nur Verlierer: Wegen gewerbsmäßigen Betruges müssen sich seit Dienstag zwei Hamburger vor dem Landgericht verantworten. Die Anklage wirft Thomas S. und Kai K. vor, insgesamt 82 Anleger um rund 2,8 Millionen Euro betrogen zu haben.

Laut Staatsanwaltschaft haben die beiden 48 und 44 Jahre alten Männer mit Firmen in Schweden, Spanien und Hamburg Kunden angeworben, denen sie angeblich hochrentierliche und einlagegesicherte Geldanlagen versprachen. Das Geld sollen die beiden Männer dann zum Großteil für eigene Zwecke verbraucht haben. Insgesamt sind demnach durch die "gewerbsmäßige Vorspiegelung falscher Tatsachen" Kundeneinlagen von etwa 5,5 Millionen Euro zusammengekommen, heißt es in der Anklage. Ein Teil des Geldes sei nach Art des "Schneeballsystems" für Rückzahlungen an Altanleger verwendet worden. "So konnten die Anleger über Jahre in Sicherheit gewiegt werden", so die Staatsanwaltschaft weiter. Allein 31 der Kunden haben demnach jeweils mehr als 50.000 Euro verloren.

In Handschellen wurden die beiden Angeklagten aus der Untersuchungshaft in den Verhandlungssaal gebracht - zwei Männer mit blassen Gesichtern, die gleich zum Auftakt des Prozesses die Vorwürfe im Wesentlichen einräumten. Thomas S. kündigte über seinen Verteidiger an, er werde "ein Geständnis" abgelegen. Und Kai K. bekannte: "Der Vorwurf trifft zu." Es seien gegenüber den Anlegern zum Teil "unzutreffende Angaben" über die Sicherheit der Anlagen und die versprochenen Renditen gemacht worden. Sie hätten nicht offenbart, dass sie das Kapital auch dafür verwendet haben, private Engpässe zu überwinden. "Wir wollten keinem der Anleger Schaden zufügen. Wir wollten die Rückzahlungen leisten. Aber dann kam die Finanzkrise", betonte der frühere IT-Spezialist. Letztlich habe er "immer mehr den Bezug zur Realität" verloren. "Ich bedauere mein Verhalten sehr", sagte Kai K. unter Tränen. "Und ich schäme mich dafür, das Vertrauen von Menschen, die ich zum Teil persönlich kannte, missbraucht zu haben." Kennengelernt haben sich die beiden Angeklagten vor Jahren im Kirchenchor, erzählte der 44-Jährige. Sein Bekannter habe ihm von Anlageformen mit hoher Sicherheit und hoher Rendite erzählt. "Wir dachten, wir könnten das auf etwas kleinerem Level auch schaffen." So sei die Idee entstanden, ins große Bankgeschäft einzusteigen und Geld am Kapitalmarkt, insbesondere in der Schweiz, zu investieren. Dies habe über eine Bank in Schweden, die sie gründen wollten, laufen sollen. "Wir haben die Anleger getäuscht, indem wir sagten, dass es in Schweden Einlagensicherung bis zu 51.000 Euro gibt, und dabei gleichzeitig suggerierten, dass das auch auf uns zutrifft." Das Geld habe über ein Tagesgeldkonto angelegt werden sollen. Auch in griechische Staatsanleihen hätten sie zwischenzeitlich investiert, räumte er auf Nachfragen des Vorsitzenden Richters ein. "Aber nur 10.000 Euro!"

Ziel ihrer gesamten Kapitalanlagen sei gewesen, dass die Kunden vier bis 8,7 Prozent Rendite bekommen. "Das erschien uns absolut realisierbar", verteidigte sich der 44-Jährige. Sogar seine Mutter und sein Vater hätten je 10.000 Euro investiert. "Und ich stellte fest, dass mich das Geschehen am Kapitalmarkt immer mehr faszinierte. Ich traute mir immer mehr analytisches Geschick zu. Wir erzielten anfangs ein gutes Ergebnis, dann kam die Finanzkrise, und wir haben unser Unternehmensziel nicht erreicht." Als die Anleger ihr Geld forderten, "wurde es immer schwieriger, das zu leisten." Auf wenige Worte reduziert, fasste der Vorsitzende Richter zusammen, sei das Geschäftsmodell also so gelaufen: "Wir nehmen das Geld von den Kunden und tun so, als sei es eine sichere Sache. Aber in Wirklichkeit wird es mit mehr Risiko investiert, und man hofft, dass es funktioniert?" So in etwa sei es tatsächlich gewesen, bestätigte der Angeklagte nach kurzem Zögern. Am Ende sei aber auch er "ohne Einkommen gewesen. Wir haben nie im Luxus gelebt", betonte K. "Ich habe nicht einen Cent gebunkert."

Etliche Anleger, die durch die Firmen von Thomas S. und Kai K. Geld verloren haben, waren Dienstag zum Prozessauftakt erschienen. "Sie warben mit 100 Prozent Sicherheit", sagte ein Mann am Rande des Verfahrens. Ein 67-Jähriger schilderte, er habe etwa 10.000 Euro Verlust gemacht, weil er auf die Versprechungen von Kai K. vertraut habe. "Ich bin auch menschlich von ihm enttäuscht." Und eine Frau erzählte, sie habe einen "beträchtlichen Betrag", den sie eigentlich für die Ausbildung ihrer Kinder sicher anlegen wollte, verloren. "Hier sind ganz viele Träume und Lebensgrundlagen geplatzt." Der Richter kündigte für kommende Woche bereits möglicherweise ein Urteil an.