Mit einem Investment im dreistelligen Millionenbereich soll Wachstumsschwäche des Hamburger Versandhändlers Otto überwunden werden.

Hamburg. Der Vorstand hat sich Mühe gegeben. Einen kleinen New Yorker Wochenmarkt mit grün-weißen Ständen hat der Versand- und Onlinehändler Otto in der HafenCity aufbauen lassen. Ein passendes Ambiente für das Model-Pärchen Olivia Palermo und Johannes Huebl, das in der amerikanischen Großstadt lebt und in diesem Jahr die neuen Kollektionen des Hamburger Konzerns präsentiert.

Der Auftritt ist den Hanseaten wichtig, denn die noch stärkere Ausrichtung auf Mode soll dabei helfen, die Wachstumsschwäche im deutschen Markt zu überwinden. Einen dreistelligen Millionenbetrag will das Unternehmen in eine breit angelegte Markt- und Markenoffensive mit dem Schwerpunkt Fashion investieren, wie der Bereichsvorstand der Otto GmbH & Co. KG, Alexander Birken, am Dienstag ankündigte. So soll der Umsatz von 2,1 auf 2,5 Milliarden Euro in 2015 steigen.

Unter anderem werden Eigenmarken wie Lascana oder Laura Scott gestärkt. Daneben hat die Gesellschaft, in der das deutsche Kerngeschäft der weltweit operierenden Otto-Gruppe gebündelt ist, eine Kooperation mit New Yorker Fashionhäusern wie Jessica Simpson oder Vince Camuto gestartet. Zudem soll es eine der aufwendigsten Werbekampagnen der Unternehmensgeschichte geben. "Wir werden deutlich lauter als in der Vergangenheit auftreten", kündigte Birken an.

Die Investments sind dringend notwendig, denn auch im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 2012/13 ist das deutsche Kerngeschäft von Otto einmal mehr hinter dem gesamten Versandhandelsmarkt in der Bundesrepublik zurückgeblieben. Während die Branche insgesamt um fast 16 Prozent zulegte, wuchsen die Umsätze der Hamburger gerade mal um zwei Prozent. Im Onlinehandel, der mittlerweile 80 Prozent der Otto-Umsätze ausmacht, ist die Diskrepanz mit einem Wachstum von fünf zu 27 Prozent noch deutlicher.

Vor allem die reinen Internetunternehmen wie Amazon und Zalando, aber auch viele kleinere Unternehmen setzen den Hanseaten zu und jagen ihnen Marktanteile ab. Dabei nehmen manche Wettbewerber für das Wachstum bewusst auch Verluste in Kauf.

Immerhin ist es Otto in dem schwierigen Marktumfeld gelungen, den Gewinn in "substanzieller Weise" zu steigern, wie sich Bereichsvorstand Birken ausdrückte. Das Renditeziele von drei bis fünf Prozent sei "sehr, sehr gut" erfüllt worden. Insgesamt habe man das Geschäftsjahr mit dem höchsten Gewinn seit mehr als einem Jahrzehnt abgeschlossen. Eine konkrete Zahl nannte er allerdings nicht.

Die Steigerung der Rentabilität ist dem Otto-Vorstand nach eigenen Angaben durch Kostenreduzierungen und einer stärkeren Bündelung des Einkaufs für die Eigenmarken gelungen. Die größten Einschnitte im Rahmen des Umstrukturierungsprogramms Fokus stehen dem Unternehmen allerdings noch bevor. Nach früheren Angaben will die Otto-Gruppe bei den drei deutschen Versendern Otto, Baur und Schwab insgesamt rund 700 Arbeitsplätze abbauen, 450 davon allein bei Otto in Hamburg.

"Wir befinden uns derzeit noch in den Gesprächen mit dem Betriebsrat, es sieht aber danach aus, dass der Arbeitsplatzabbau nicht ganz so stark ausfällt wie ursprünglich geplant", sagte Birken. Unter anderem könnte sich die Zahl der zu streichenden Stellen um rund 100 reduzieren, wenn Mitarbeiter aus der Buchhaltung in Hamburg im Gegenzug einem deutlichen Gehaltsverlust zustimmen. Der Vorstand hat den betroffenen Beschäftigten hier quasi die Pistole auf die Brust gesetzt. Entweder sie akzeptieren die Einbußen von 200 bis 300 Euro im Monat oder ihre Arbeitplätze verschwinden.