Miete zu hoch - noch ist kein Nachfolger für das beliebte Frühlings am Hellkamp gefunden. Geringe Gewinnausssichten schrecken viele Interessenten ab.

Eimsbüttel. 166 Quadratmeter Fläche mit Spielecke, gemütlichen Sofas, genügend Hochstühlen für die ganz Kleinen, einem Sandkasten vor der Tür, dazu Limonade, Schokokuchen, Waffeln, Milchschaum sogar gratis. Das Café Frühlings ist ein Paradies für Kinder und Eltern. Oder besser gesagt, es war ein Paradies. Denn das beliebte Café am Hellkamp steht kurz vor der Schließung.

"Es hat immer viel Spaß gemacht", sagt Jessica Hirschfeld, 41, die das Frühlings 2010 eröffnete. "Aber der Aufwand ist mit der Zeit einfach zu groß geworden." Hinzu kommt, dass der Eigentümer gewechselt hat. "Neben einer satten Mieterhöhung hätten wir für weitere sieben Jahre unterschreiben müssen. Daher haben wir nun einen Schlussstrich gezogen."

Noch vor einem halben Jahr hatte sie einen Nachfolger für das gut eingeführte Café gesucht. "Es gab auch einige Interessenten, aber die geringen Gewinnaussichten haben viele abgeschreckt. Miete, Personalkosten für rund zehn Mitarbeiter, Einkäufe - das muss erst einmal monatlich reinkommen", so Hirschfeld. Vielmehr als der Profit stand für die zweifache Mutter immer die Idee im Vordergrund: ein Wohnzimmer für Eltern und Kinder zu sein. "Natürlich hatten wir auch überlegt, das Konzept zu erweitern, etwa eine Abendkarte anzubieten. Aber das wäre uns über den Kopf gewachsen."

Drei Jahre war "Jessie", wie sie von ihren Mitarbeitern genannt wird, Chefin im Frühlings. An sich keine lange Zeit, aber doch genügend Zeit, um sich die Herzen vieler Familien zu erobern. "Das Frühlings wird mir und meinem Sohn Carl sehr fehlen. Es ist das einzige Café, in dem man als Mutter mit Kleinkind entspannt einen Kaffee trinken kann, ohne von den anderen Gästen schief von der Seite angeschaut zu werden", sagt Kerstin Bahner, 33, aus Groß Borstel.

Anders als in vielen Cafés gab es immer genug Platz für Veranstaltungen mit vielen Kindern nebst Parkplätzen für Kinderwagen. So trafen sich hier regelmäßig Still- und Hebammengruppen, wurden ausgiebig Kindergeburtstage gefeiert. Beschwerden von Nachbarn wegen zu großer Lärmbelästigung gab es dabei kaum. Dieser Raumvorteil steht nun anscheinend einer Neuvermietung im Weg. Aus dem zuständigen Maklerbüro Wentzel Dr. heißt es, die Fläche sei in der Größe schwierig zu vermieten. Voraussichtlich soll der Raum wieder geteilt werden. Denkbar wäre laut einer Sprecherin ein "wohnhausverträgliches Café" mit benachbarter Einzelhandelsfläche.

Jessica Hirschfeld wird in Zukunft ihrem Mann bei der Arbeit helfen. Er ist ebenfalls Gastronom, betreibt einige Kneipen auf dem Kiez, darunter die Barbarabar am Hamburger Berg . Bevor die 41-Jährige die Türen des Frühlings schließt, lässt sie aber noch einmal in Eimsbüttel die Korken knallen: Am Sonntag, 17. März, wird Jessie sich ab 15 Uhr mit Prosecco bei ihren Gästen und Mitarbeitern verabschieden.