Vertrieb des Schreibgeräteherstellers soll in Hansestadt bleiben. Anpassungen notwendig, um “nachhaltiges Wachstum“ sicherzustellen.

Hamburg. Harter Schlag für die Beschäftigten des Hamburger Unternehmens Sanford Rotring. Beim traditionsreichen Bahrenfelder Schreibgerätehersteller droht der Abbau von rund 70 Prozent der Arbeitsplätze. Zum Ende des ersten Quartals 2014 sollen 138 Stellen gestrichen werden, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Der verbliebene Teil der Produktion mit der Herstellung von Tuschefüllern, der Bereich Spezialgravuren, der Kundendienst und das Lager sollen in der Hansestadt aufgegeben werden. Zusammen mit dem Betriebsrat werde nun über die Maßnahmen diskutiert und über einen Sozialplan verhandelt. "Wir bedauern es sehr, diesen Vorschlag unterbreiten zu müssen", sagte Ralph Engmann, Leiter des Personalwesen bei Sanford Rotring. Aber die Anpassungen seien notwendig gewesen, um in "wirtschaftlich schwierigen Zeiten nachhaltiges Wachstum" sicherzustellen und die Strukturen zu verschlanken.

Rotring hat seine Wurzeln in Ottensen. Wilhelm Riepe sah auf einer USA-Reise die Idee für ein Schreibgerät, das statt einer Feder ein Röhrchen als Schreibfeder hatte, und brachte es 1928 auf den Markt. Unter dem Namen "Tintenkuli" wurde es weltberühmt und verhalf der Familienfirma zum Aufstieg. Die Marke mit dem roten Ring wurde erst zum führenden Hersteller für Schreibgeräte und machte sich mit der Erfindung des Rapidografen auch als Produzent von Zeichengeräten einen Namen. Später kamen Zirkel, Schablonen und Zeichenplatten hinzu. 1997 verkauften die Inhaber - die Familien Riepe und Barthe - das Unternehmen an den US-Konzern Newell Co., der die Herstellung von Schreibgeräten und Zeichenbedarf in seiner Tochter Sanford bündelt. In dem Jahr beschäftigte Rotring weltweit 3400 Mitarbeiter und verkaufte Produkte im Wert von 480 Millionen D-Mark (rund 250 Millionen Euro) in 140 Ländern. Allein in der Hansestadt verdienten damals 1200 Menschen in Produktion und Verwaltung der Firma ihr Geld. Der Personalabbau schritt seitdem voran. So wurde beispielsweise im September 2002 die Produktion weitgehend geschlossen. 200 Beschäftigte erhielten im Anschluss die Kündigung. Sanford hatte zwei Jahre zuvor sein Markenportfolio um Parker, Waterman und PaperMarie erweitert und nun zu viele Produktionsstandorte in Europa.

Mit den am Donnerstag verkündeten Plänen würde der Standort Hamburg nun auf 54 Personen schrumpfen. Der Vertrieb und unterstützende Funktionen wie Personal, Finanzen und IT sollen in der Hansestadt bleiben. Die Zentrale an der Schnackenburgallee werde aber wahrscheinlich geräumt. Die Fläche sei zu groß, es gebe jetzt schon Leerstände, und Räumlichkeiten seien bereits untervermietet, sagte Personalchef Engmann. Gesucht würde nun eine Immobilie in der Metropolregion Hamburg. Engmann schließt seine Presseerklärung mit den Worten: "Das Unternehmen steht weiter hinter Sanford Rotring und dem Standort Hamburg." Das dürften die um ihre Entlassung fürchtenden Mitarbeiter anders sehen.