Qualität im Klassenraum soll in den Mittelpunkt gestellt werden. Ergebnisse der Schulinspektion künftig öffentlich im Internet nachzulesen.

Hamburg. Schulsenator Ties Rabe (SPD) macht ernst: Die Hamburger werden in Kürze im Internet nachlesen können, wie es um die Qualität der einzelnen Schulen der Hansestadt bestellt ist. So sollen die Ergebnisse der Schulinspektion, die nach den Frühjahrsferien in die zweite Runde geht, von Ende Mai an erstmals nach und nach veröffentlicht werden - und zwar verpflichtend. Der Bericht der Schulinspektoren gibt Auskunft darüber, wie gut eine Schule beispielsweise geführt wird, und wie es um Unterrichtsqualität, Teamarbeit oder die individuelle Förderung der Schüler bestellt ist.

Eltern, Schüler und andere Interessierte können nun erstmals erkennen, ob eine Schule in den einzelnen Feldern stark, eher stark, eher schwach oder schwach abschneidet. Ein Ranking ist damit entgegen der Befürchtungen von Kritikern nicht verbunden. Jeder Bericht umfasst drei bis vier Seiten. Die Schule hat Gelegenheit, dazu Stellung zu nehmen. Beides - Bericht und Stellungnahme - wird jeweils sechs bis acht Wochen, nachdem das Inspektionsteam eine Schule unter die Lupe genommen hat, veröffentlicht. So gelange die Qualitätsdiskussion zur Schule selbst, zu den Lehrern und zu den Eltern, sagte Rabe. Er setzt mit seiner Entscheidung einen Endpunkt hinter eine jahrelange Diskussion um die Veröffentlichung von Inspektionsergebnissen, die vor allem die Wirtschaft stets forderte.

Kritik kam allerdings postwendend von den Grünen: Die Schulinspektion diene ausschließlich der internen Schulentwicklung, sagte deren Schulexpertin Stefanie von Berg. Rabe gebe mit der Veröffentlichung Daten preis, auf deren Verwendung und Interpretation er keinen Einfluss mehr habe. Von Berg sieht damit die Bemühungen einzelner Schulen, sich zu verbessern, konterkariert und befürchtet eine Stigmatisierung.

Der aktuelle Jahresbericht der Schulinspektion hat ein Ergebnis erbracht, das auf den ersten Blick banal erscheint, bei genauerem Hinsehen aber große Herausforderung für das Bildungswesen mit sich bringt: Über die Qualität von Schulen und die Leistungen der Schüler entscheidet, so zeigt sich dort, der Unterricht. Und entscheidend für guten Unterricht sind die Lehrer. Die Institution Schule oder auch die Schulform haben hingegen kaum einen Einfluss, so lautet der Befund der Schulinspektion - angesichts der langjährigen Debatte über die richtige Schulstruktur in Hamburg eine wichtige Erkenntnis.

Bei der neuen Schulinspektion sei es erstmals geglückt, einen Zusammenhang zwischen Unterrichtsqualität und Abiturnoten nachzuweisen, sagte die Leiterin der Schulinspektion, Martina Diedrich. An Schulen, die eine durchweg gute oder sehr gute Unterrichtsqualität bieten, fallen die Abiturleistungen um fast eine Note besser aus als an Schulen mit niedriger Unterrichtsqualität. "Ob Schüler viel oder wenig lernen, hängt nicht davon ab, welche Schulform ein Schüler besucht", sagte Rabe. "Ausschlaggebend ist, ob man Frau Schmidt oder Herrn Fritz im Unterricht hat. An dieser Stelle entscheiden sich 93 Prozent des Schulerfolgs."

Deshalb soll eine Verbesserung des Unterrichts in den Mittelpunkt der Anstrengungen der Schulen und der Behörde gestellt werden, kündigte der Schulsenator an. Denn um die Unteroffensive für den Unterricht gehört eine stärkere Unterstützung der Lehrer, zum Beispiel durch Fortbildungen oder durch Teamarbeit bei der Planung des Unterrichts. Viele Lehrer wollen guten Unterricht machen, "aber es klappt einfach nicht", so Rabe. "Sich gegenseitig zu beraten und den Unterricht zu verbessern - das wird die große Aufgabe sein." Als Rückmeldung für die Lehrer dienen auch die Lernstandserhebungen "Kermit" (Kompetenzen ermitteln). Dabei werden einmal jährlich Kenntnisse in Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache in sechs Jahrgangsstufen ermittelt. "Kermit" diene dazu, Baustellen in der Schule zu identifizieren und Lehrern Ansätze für Verbesserungen zurückzumelden. Die Unterrichtsqualität ist auch wichtiger Teil des neuen, überarbeiteten Orientierungsrahmens Schulqualität, auf dessen Grundlage die Schulinspektion nach den Märzferien die Schulen in einer zweiten Besuchsrunde unter die Lupe nehmen wird. Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Robert Heinemann, bedauerte allerdings, dass die Schulinspektion nicht auch die Leistungen der Schüler in ihre Untersuchungen einbezieht und darüber berichtet. "Am Ende kommt es darauf an, was die Kinder können", so Heinemann.