HanseMerkur und DAK-Gesundheit arbeiten weiter bis zum Jahr 2017 zusammen. Bisher 1,6 Millionen gemeinsame Verträge.

Hamburg. Jahrzehntelang waren sie nur Konkurrenten. Doch von 2004 an durften gesetzliche Krankenkassen Zusatzversicherungen privater Krankenversicherer anbieten - und diese Möglichkeit haben sie genutzt, zumal der Leistungskatalog der Kassen immer weiter zusammengestrichen wurde. Aber die Erwartungen an diese Zusammenarbeit haben sich offenbar in vielen Fällen nicht erfüllt: Zum Ende des vergangenen Jahres sind etwa die Kooperationen zwischen der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) und dem Münchner Allianz-Konzern sowie zwischen vier der elf Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) und der Ergo-Tochter DKV beendet worden.

Zwei Hamburger Anbieter jedoch setzen offenbar große Hoffungen in das gemeinsame Geschäft: Die DAK-Gesundheit und die HanseMerkur haben den Vertrag über ihre Zusammenarbeit jetzt vorzeitig bis Ende 2017 verlängert. Der Erfolg einer solchen Kooperation hänge stark von den handelnden Personen ab, sagt HanseMerkur-Chef Fritz Horst Melsheimer, außerdem sei die räumliche Nähe hilfreich: "Zwischen unseren Zentralen liegen nur ein paar Minuten Fahrzeit."

Herbert Rebscher, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit, nennt einen weiteren Grund, weshalb man die Zusammenarbeit im Gegensatz zu anderen fortsetze: "Keiner der beiden Partner versucht, die systematischen Unterschiede zwischen uns zu verwässern." Die Krankenkasse beschränke sich auf den Grundschutz und alles, was darüber hinausgehe, überlasse man der privaten Versicherung. Worauf Rebscher anspielt: Seit April 2007 dürfen gesetzliche Kassen ihren Kunden auch eigene sogenannte Wahltarife mit Zusatzleistungen anbieten. Dies trug maßgeblich zum Scheitern von Kooperationen zwischen gesetzlichen und privaten Krankenversicherern bei.

Dagegen stimmten die DAK-Gesundheit und HanseMerkur bei regelmäßigen Treffen der kompletten Vorstandsriegen ihre Strategie ab, sagt Rebscher. "In unseren größeren Geschäftsstellen sitzen auch Berater der HanseMerkur - das ist nur möglich, wenn großes Vertrauen zwischen beiden Parteien herrscht."

Umgekehrt habe sich die HanseMerkur mit ihrer Organisation stark auf die DAK-Gesundheit eingestellt, sagt Melsheimer. Dies ging sogar bis zu einer gemeinsamen Abrechnung von Zahnarztleistungen, allerdings wurde dies von den Behörden nicht genehmigt. "Uns ist völlig unverständlich, warum wir das nicht dürfen", so Melsheimer. "Diese Form der Kooperation wäre beispielgebend gewesen."

Der HanseMerkur-Chef erhofft sich noch erhebliches Geschäftspotenzial aus der Partnerschaft mit der DAK-Gesundheit, die 6,5 Millionen Kunden hat. Bisher wurden knapp 1,6 Millionen Zusatzpolicen abgeschlossen, mehr als ein Drittel davon sind Zahn-Zusatzversicherungen. "Sehr viele Menschen haben das schon erlebt", sagt Rebscher dazu: "Man bekommt vom Zahnarzt eine Rechnung über 6000 Euro, aber die Krankenkasse erstattet nur 2500 Euro."

Im vergangenen Jahr haben die Partner rund 75.000 Verträge über die Zusammenarbeit verkauft, in den Anfangsjahren war die Dynamik also deutlich stärker. Neuen Schub erwarten sich die beiden Hamburger Anbieter aus der betrieblichen Gesundheitsförderung: Mit einem bundesweiten Marktanteil von acht bis zehn Prozent kann die DAK eine breite Präsenz in den Unternehmen in die Waagschale werfen. Die Krankenkasse organisiert unter anderem Gesundheitschecks und Impfaktionen, während die HanseMerkur vergünstigte Belegschaftsverträge anbietet - nicht nur Zusatzkrankenversicherungen, sondern auch Berufsunfähigkeits- und Unfallversicherungen.

Melsheimer setzt nicht zuletzt auf die von den Arbeitgebern finanzierte betriebliche Krankenversicherung: "Das ist ein echter Zukunftsmarkt." Betriebe könnten damit punkten, wenn es darum gehe, angesichts eines sich verschärfenden Fachkräftemangels die Mitarbeiterbindung zu erhöhen.

Auch ohne die Kooperation mit der DAK-Gesundheit war die HanseMerkur im Jahr 2012 abermals erfolgreich: Der Überschuss hat sich um mehr als 50 Prozent verbessert, die Beitragseinnahmen sind um gut 14 Prozent auf 1,43 Milliarden Euro gewachsen.

Dabei stammen 8,5 Prozent des Geschäfts aus der Zusammenarbeit mit der DAK-Gesundheit. "Das sind Verträge mit meist kleinem Volumen und monatlichen Prämien von zum Beispiel sieben Euro", so Melsheimer. Mit Einnahmen von mehr als 22 Milliarden Euro ist die DAK-Gesundheit zwar sehr viel größer, sie hat aber im vorigen Jahr Kunden verloren. "Das lag daran, dass wir im ersten Quartal 2012 noch einen Zusatzbeitrag erhoben haben", erklärt Rebscher, "derzeit legen wir am Markt aber zu."

Trotz der Partnerschaft können sich die beiden Chefs gelegentliche Anmerkungen zum "Systemstreit" über die beste Form der Krankenversicherung nicht ganz verkneifen. Während das deutsche Gesundheitssystem nach Auffassung von Melsheimer nicht zuletzt wegen der privaten Anbieter im internationalen Vergleich so leistungsfähig ist, sieht Rebscher darin keinen Zusammenhang: "Es gibt keinen vernünftigen Grund für dieses duale System - es ist halt historisch so gewachsen."