Der Wandel zur Sportstadt ist geschafft. Jetzt muss man dranbleiben

Normalerweise dauert es lange, gern Jahrzehnte, bis sich ein neuer Termin im Kalender einer Stadt etabliert. Die Hamburger Sportgala, heute erst mit Ausgabe Nummer acht in der Handelskammer, hat es viel schneller geschafft. Die Ehrung der besten Sportlerinnen und Sportler ist längst eines der größten, durchaus auch gesellschaftlichen Ereignisse Hamburgs. Bundesweit gibt es sowieso nichts, was auch nur annähernd damit vergleichbar wäre.

Die Geschichte der Sportgala, zu der rund 1000 Gäste erwartet werden, spiegelt dabei die Geschichte der Sportstadt wider. Es ist ja noch gar nicht so lange her, dass Hamburg, was den Sport anging, mehr Provinz denn Metropole, geschweige denn Weltstadt war. Daran scheiterte unter anderem die Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele 2012. Hamburg hatte zwar in Deutschland das beste Konzept, das international auch deutlich Erfolg versprechender gewesen wäre als jenes der Leipziger, aber eben nicht die erforderliche fachliche Expertise. Man nahm der Stadt ihre plötzliche Begeisterung für den Sport schlicht nicht ab.

Vergangenheit. Wer heute Abend erlebt, wie die Hamburger ihre Sportlerinnen und Sportler und wie diese sich selbst feiern, zweifelt nicht mehr daran, dass man es hier ernst meint: mit Leistung, mit großen Wettbewerben, mit Breiten- und Freizeitsport - und wann auch immer mit einem neuen Versuch, die Olympischen Spiele in den Norden Deutschlands zu holen. Ja, Hamburg ist in erster Linie eine Hafen-, eine Kaufmanns- und dann eine Musicalstadt. Aber danach kommt jetzt, und so groß ist der Abstand gar nicht mehr, der Sport. Der profitiert von einem Bündnis, das in die Zeit der Olympia-Bewerbung zurückreicht. Damals merkten Politik und Wirtschaft, Rathaus und Handelskammer zum ersten Mal, wie stark sich die Hamburger durch und hinter einer großen (sportlichen) Idee bewegen lassen. Seitdem bauen sie den Ruf Hamburgs als Sport- und, um den Begriff noch einmal aufzugreifen, als bewegte Stadt kontinuierlich aus.

Über verschiedene Legislaturperioden und Regierungskonstellationen ist hier eine Große Koalition entstanden, die ein gemeinsames Ziel und dabei den oft zitierten langen Atem hat. Wenn Deutschland sich das nächste Mal entscheiden sollte, um Olympische Sommerspiele mitzubieten, will Hamburg bereit sein. Ob das nun in zehn, 20 oder 30 Jahren ist.

Die Entscheidung für den Sport ist dabei natürlich eine Entscheidung gegen andere Schwerpunkte, aber das ist auch richtig so. Um in der nationalen, vor allem aber in der internationalen Konkurrenz zu bestehen, muss Hamburg sich konzentrieren und fokussieren.

Was soll, was kann anderswo mit der Stadt in Verbindung gebracht werden? Wofür soll Hamburg stehen? Das sind viel weniger Punkte, als man als Hamburger gemeinhin denkt. Der bereits angesprochene Hafen und die ebenfalls genannten Musicals gehören dazu, dann natürlich, und wahrscheinlich vor allen, die Reeperbahn, und eben Sportler wie die Fußballer des HSV oder Sportereignisse wie der Haspa Marathon und die Vattenfall Cyclassics.

Der Vorteil des Sports ist, dass er inzwischen als Ganzes als Hamburger Stärke wahrgenommen und entsprechend vermarktet wird. Dabei sollten alle Beteiligten dringend bleiben, sich vielleicht noch weiter fokussieren. Hamburg hilft es beim Marketing eher, seine Stärken weiter zu stärken, als die zur Verfügung stehenden Gelder auf möglichst viele Felder zu verteilen.

Das Image einer Stadt zu verändern oder in eine bestimmte Richtung zu lenken, ist schwer genug. Beim Sport hat es mit einer einmaligen gemeinsamen Anstrengung funktioniert - jetzt muss Hamburg einfach nur dranbleiben. Dann ist nichtsunmöglich.