Es ist eine alarmierende Entwicklung: Fast zehn Prozent mehr Taten binnen eines Jahres. Die Verbrecher kommen dabei meist tagsüber.

Hamburg. Die Banden aus Osteuropa sind zurück: Die Zahl der Haus- und Wohnungseinbrüche in Hamburg ist im vergangenen Jahr dramatisch gestiegen. Wie aus der neuen polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht, die offiziell am Mittwoch vorgestellt wird, gab es 2012 rund 9,4 Prozent mehr Einbrüche als im Jahr davor. Die ohnehin niedrige Aufklärungsquote in diesem Bereich (bisher 8,3 Prozent) sank noch einmal um 0,4 Prozent.

Die alarmierende Entwicklung in Hamburg deckt sich mit dem Bundestrend. In einigen Randgemeinden der Hansestadt, etwa im Kreis Harburg, stieg die Zahl der Einbruchdiebstähle sogar um bis zu 35 Prozent.

Insgesamt aber ging die Zahl der Verbrechen in Hamburg (2011 waren es 228.874 Delikte) im vergangenen Jahr um 0,6 Prozent zurück. Eine deutliche Entspannung wird im Bereich der Gewaltkriminalität allgemein und bei der Jugendgewalt verzeichnet. Stark zugenommen haben allerdings Taten im Bereich "Cybercrime" - der Computerkriminalität.

Bei der Hamburger Polizei sieht man den Anstieg der Einbrüche mit großer Sorge. Im Jahr 2011 war die Zahl der Taten in diesem für das Sicherheitsgefühl der Bürger hochsensiblen Bereich noch um 14 Prozent auf insgesamt 6482 Fälle zurückgegangen. Experten führten dies auf ein Fernbleiben organisierter Banden aus Osteuropa zurück. Nun sind diese offensichtlich wieder vermehrt in Hamburg aktiv. Und sie sind schwer zu fassen: Die Taten begehen sie meist am Tage. Sie brechen Fenster und Türen auf, nehmen nur mit, was leicht zu transportieren und schnell zu Geld zu machen ist: Schmuck und Uhren, Mobiltelefone, Laptops.

Erfreulich: Bei 40 Prozent der gemeldeten Taten blieb es beim Versuch, weil die Einbrecher - zumeist dank Sicherheitstechnik oder aufmerksamer Nachbarn - nicht ins Haus oder in die Wohnung gelangten.

Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als seien Einbrüche für Kriminelle kaum noch lukrativ. Zwischen 1990 und 2006 ging die Zahl der Taten um fast 60 Prozent zurück. Ab 2007 stieg sie dann plötzlich wieder deutlich an. Die Polizei startete daraufhin Präventionskampagnen zum Einbruchschutz und eine Initiative zur nachbarschaftlichen Sensibilisierung. Zur schnelleren Erkennung von Tatserien wurde eine zentrale Dienststelle eingerichtet. Die Hoffnung, vor allem die Aufklärungsquote schnell steigern zu können, ließ sich aber bis jetzt offenbar nicht erfüllen.

Der Bundesvorsitzende der Kripo-Gewerkschaft BDK, André Schulz, weist Kritik zurück: "Die Steigerung der Fallzahlen kann niemandem gefallen. Doch die Steigerungszahlen im Umland sind teilweise mehr als doppelt so hoch wie in Hamburg. Daraus lässt sich ablesen, dass sich die zentralisierte Sachbearbeitung in Hamburg auszahlt. Für eine langfristige Trendwende bedarf es eines langen Atems." Joachim Lenders von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) sieht vor allem die schwache Aufklärungsquote als Alarmsignal: "Die Neuorganisation der Polizeiführung sollte eine neue Ära einleiten. Gebracht hat es bislang nichts."