Alle Tötungsdelikte werden jetzt zentral von einem Team bearbeitet

Neustadt. Mehr als 140.000 Ermittlungsverfahren bearbeiten die etwa 600 Mitarbeiter der Hamburger Staatsanwaltschaft jedes Jahr, darunter auch knapp 80 Tötungsdelikte. Allein in diesem Jahr mussten bereits in 15 Fällen Ermittlungen aufgenommen werden, weil ein Mensch getötet wurde. Mit dem Ziel, diese und andere Kapitaldelikte effizienter zu bearbeiten, hat die Staatsanwaltschaft eine Spezialabteilung für Tötungsdelikte eingerichtet. Wie Oberstaatsanwältin Nana Frombach, Sprecherin der Behörde, erklärte, habe die "Abteilung KAP" (Abteilung für Kapitaldelikte) ihre Arbeit bereits Anfang dieses Jahres aufgenommen.

Liefen Tötungsdelikte vor der Neuorganisation in einer der fünf allgemeinen Abteilungen der Staatsanwaltschaft auf, in denen jeweils die gesamte Palette an Straftatbeständen bearbeitet wurde, also auch Betrug oder Diebstahl, sollen künftig fünf feste Dezernenten und ein Abteilungsleiter allein für Kapitaldelikte zuständig sein. Ausgewählt wurden Staatsanwälte, die bereits in der Vergangenheit mehrfach Tötungsdelikte bearbeitet haben und Erfahrung in der Ermittlung dieses Deliktfelds vorweisen können, sagte Frombach.

Dazu gehörten etwa Kenntnisse in der Anordnung von Telefonüberwachung, zudem müssten die Kollegen "leichenfest" sein und Bereitschaft zeigen, unabhängig von festen Arbeitszeiten Dienst zu tun, also auch regelmäßigen Bereitschaftsdienst am Wochenende. Eine weitere grundlegende Neuerung: Die Staatsanwälte sollen bei den Ermittlungen immer auch vor Ort sein und die Arbeit der Polizei begleiten. Dies sei in der Vergangenheit nicht so gewesen, sagte Frombach.

"Mit der Neuausrichtung wollen wir unsere Ermittlungsergebnisse weiter verbessern. Durch die zentrale Bearbeitung gewährleisten wir, dass die Ermittlungsmaßnahmen bei Tötungsdelikten von besonders erfahrenen Staatsanwälten getroffen werden", sagte Generalstaatsanwalt Lutz von Selle, Chef der Staatsanwaltschaft. "Sie ermitteln bereits sehr früh, möglichst schon am Tatort, mit der Mordkommission zusammen." Nach Angaben von Sprecherin Frombach hätten ihre Kollegen in den vergangenen beiden Monaten die Ermittlungen bereits bei zwölf der 15 Tötungsdelikte vor Ort begleitet.

Auch Justizsenatorin Jana Schiedek begrüßt die Umstrukturierung: "Sie ist gut für die Strafverfolgung. Mit der neu eingerichteten Abteilung verbessern wir die Zusammenarbeit zwischen der Staatsanwaltschaft und der Mordkommission des Landeskriminalamtes. Es gibt feste Ansprechpartner." Durch die Spezialisierung könne den besonderen Herausforderungen bei Tötungsdelikten Rechnung getragen werden.

Ähnliche Spezialabteilungen gebe es bereits in anderen Bundesländern, sagt Oberstaatsanwältin Frombach. Neben der Bearbeitung von Tötungsdelikten sollen die fünf Dezernenten auch gezielt Fälle von organisierter Kriminalität bearbeiten, dies werde die andere Hälfte ihrer Arbeit ausmachen.