Bezirk Mitte erlässt Anordnung, Initiative kritisiert Eigentümer

St. Pauli. Die Mieter der Esso-Häuser am Spielbudenplatz dürfen ihre Balkone nicht mehr betreten. Das hat die zuständige Bauprüfabteilung des Bezirksamts Mitte untersagt. Außerdem muss der Eigentümer der Immobilie, die Bayerische Hausbau, auf Anordnung der Bauprüfabteilung "die Balkone gegen Abstürzen durch unterstützende Maßnahmen wie zusätzliche Gerüststützen sichern". Die Tragfähigkeit einiger Balkone ist offensichtlich nicht mehr gewährleistet. Auch Teile der Fassade sollen "erhebliche Schäden" aufweisen.

Die Mängel wurden bei der Begutachtung durch das Hamburger Architekturbüro dr-architekten festgestellt. Dies hatte von der Stadt den Auftrag erhalten, die "Standfestigkeit" der in den 60er-Jahren erbauten Häuser zu untersuchen. Das Gutachten, das die Stadt finanziert, soll im März vorgestellt werden. Seit Jahren gibt es Streit um die Zukunft der Gebäude. Die Bayerische Hausbau will die Immobilie abreißen und 240 neue Wohnungen - samt 100 öffentlich geförderter Wohnungen - errichten. Die Initiative Esso-Häuser setzt sich für eine Sanierung und den Erhalt ein.

Die Initiative reagierte auf die Anordnung der Bauprüfabteilung mit Kritik an dem Eigentümer: "Diese Tatsache zeigt erneut, wie fahrlässig die Bayerische Hausbau mit den 2009 erworbenen Esso-Häusern umgeht", sagte Julia Priani von der Initiative.

Es dränge sich auf, dass der Verfall der Häuser bewusst in Kauf genommen werde, um durch Abriss und Verdreifachung der Bruttogeschossfläche den Profit des Immobilienunternehmens zu maximieren, so Priani weiter. Die Bayerische Hausbau weist diesen Vorwurf zurück: "Es ist bekannt, dass die Häuser nicht erst seit dem Erwerb im Jahre 2009 in einem maroden Zustand sind. Wir haben drei Expertisen erstellen lassen, diese haben ergeben, dass eine Sanierung weder technisch und wirtschaftlich noch im bewohnten Zustand möglich ist", sagte Sprecherin Sabine Hagn. Das werde mit der Anordnung der Bauprüfabteilung nun noch einmal eindrucksvoll belegt.